Jane Austens 250. Geburtstag: Unverheiratet bleibt der Frau nur das Schreiben

Als arme Verwandte lebte Jane Austen mit Mutter, Schwester und einer Freundin im Cottage ihres Bruders in Chawton. Das Haus ist heute ein Museum für die berühmte Schriftstellerin, die am 16. Dezember 1775 geboren wurde.

Chawton
Vier Frauen und ein Cottage: Hier schrieb Jane Austen einige ihrer unsterblichen Romane. Foto: Adobe Stock

Vor der Standuhr ruht in einer Ecke des Esszimmers das zwölfeckige Tischchen. Nur die schützende Glasscheibe lässt ahnen, dass dieses Möbelstück kein zufälliges Accessoire ist. Denn hier nahm jeden Morgen nach dem Frühstück Jane Austen Platz und schuf Weltliteratur.

Ihre Romane „Verstand und Gefühl" und „Stolz und Vorurteil" überarbeitete sie, „Mansfield Park", „Emma" und „Überredung" schrieb sie am Walnusstisch neben dem Fenster.

Subtile Ironie zwischen Picknicks und Bällen

Leichthändig, elegant und mit subtiler Ironie beschrieb Jane Austen die Welt der englischen Mittel- und Oberschicht um die Wende zum 19. Jahrhundert, so dass mancher Leser kaum bemerkte, welche Brandsätze da zwischen Picknicks, Bällen und Besuchen platziert waren.

„Männer haben immer den Vorteil vor uns gehabt, dass sie ihre Geschichte selbst erzählen konnten", sagt Anne Elliot in „Überredung": „Sie haben die Vorzüge der Bildung in viel größerem Maß genossen; sie haben immer die Feder in der Hand gehabt."

Jane Austen wusste nur zu gut, wovon sie schrieb: Ihre eigene Schulausbildung endete, als sie elf Jahre alt war. Fortan lasen sie und ihre Schwester Cassandra sich durch die elterliche Bibliothek, doch ihre formale Erziehung galt als abgeschlossen.

Berufstätigkeit war schon gar nicht vorgesehen: Wer nicht sehr wohlhabend war, musste heiraten, um versorgt zu sein. Unverheiratet blieb die Frau ohne Vermögen auf die Unterstützung männlicher Verwandter angewiesen.

Das einzige erhaltene Haus Jane Austens

Das Haus im Dörfchen Chawton, in dem sie mit Cassandra, ihrer Mutter und der Freundin Martha Lloyd die letzten acht Jahre bis zu ihrem Tod im Juli 1817 verbrachte, ist als einzige erhaltene Wohnstätte der Schriftstellerin seit 1949 ein Pilgerziel für Austen-Liebhaber.

Da eigenständiges Wohnen für ledige Frauen nicht in Frage kam, zog Jane Austen, am 16. Dezember 1775 in Steventon in Hampshire als siebtes von acht Kindern des Pfarrers George Austen und seiner Frau Cassandra Leigh geboren, ihr Leben lang der Familie hinterher.

Erst hier kehrte Ruhe in ihr Leben ein

Als sie 25 Jahre alt war, ging Vater Austen in den Ruhestand. Die Eltern räumten das Pfarrhaus, in dem Jane ihre ersten drei Romane geschrieben hatte, und gingen mit den Töchtern nach Bath.

Später bot einer ihrer Brüder Jane, Cassandra und der verwitweten Mutter ein Cottage auf einem seiner Landsitze an. Sie wählten das Häuschen in Chawton und zogen 1809 ein.

Zum ersten Mal kehrte Ruhe in Austens Leben ein. Die Vormittage gehörten der Arbeit; die Nachmittage Spaziergängen, Musik und Unterhaltung.

Schlag auf Schlag erschienen nun ihre Romane. Das Museum erzählt in vielen Details von Briefen bis zum Schlafzimmer, das sie mit ihrer Schwester teilte, von dieser glücklichsten Phase ihres Lebens.