Der Krankenflügel für junge Zauberer bewahrt einige der größten Bücherschätze der Welt

Die Universität Oxford ist die älteste Hochschule der englischsprachigen Welt und besitzt so viele Kulturschätze wie Flair. Ihre Bibliothek ist gigantisch - und so atmosphärisch, dass sie auch auf der Leinwand unsterblich geworden ist.

Oxford
Schöner lesen: Die Radcliffe Camera ist heute ein Lesesaal der Bodleian Library. Foto: Adobe Stock

Seit jeher ist die Uni im Herzen Englands ein Elite-Institut. Trotzdem galten ihre Studenten - Studentinnen sollte es erst ab 1879 geben - im Mittelalter als aufgeblasene Rowdys, die sich betranken, ihre Rechnungen nicht bezahlten und lautstark Latein miteinander sprachen.

Die Verstimmungen zwischen Universität und Stadt sollten Jahrhunderte andauern. Doch entgegen anderslautender Gerüchte wurde hier immer auch studiert. Die „Bod", wie die Universitätsbibliothek Bodleian kurz genannt wird, ist seit Anfang des 17. Jahrhunderts, als sie eine 1550 zerstörte Bibliothek ersetzte, ständig erweitert worden. Heute besteht sie aus mehreren Bauten im Zentrum der Stadt.

Schnell geriet der Bestand außer Kontrolle

Was 1602 mit zweitausend vom Diplomat und Namensgeber Sir Thomas Bodley gestifteten Bänden begann, geriet schnell außer Kontrolle. 1914 war der Bestand auf eine Million Bücher angewachsen.

Heute sind große Teile des Zentrums mit Regalfläche unterkellert, um die dreizehn Millionen Druckerzeugnisse der zweitgrößten Bibliothek des Landes (nach der British Library in London) zu fassen. Zu den Bodleian Libraries gehören insgesamt 25 Bibliotheken.

Fiktive Karten von Tolkien und arabische Handschriften

Zu ihren ungezählten Schätzen gehören etwa eine Bibel Elizabeths I. aus dem Jahr 1584, fiktive Landkarten von C.S. Lewis und J.R.R. Tolkien, die beide Professoren in Oxford waren, chinesische Karten aus dem 17. Jahrhundert, arabische Handschriften und Stundenbücher aus dem Mittelalter. Sie werden durch wechselnde Ausstellungen ans Licht gespült, viele sind permanent in der Weston Bibliothek zu sehen.

Krankenflügel und Bibliothek von Hogwarts liegen in Oxford

Die Divinity School, die in den ersten beiden Harry Potter-Verfilmungen als Krankenflügel des Zauberinternats Hogwarts auftrat, gehört ebenso zum Komplex wie die Radcliffe Camera, ein Rundbau aus dem 18. Jahrhundert. Er beheimatet einen Lesesaal von nahezu unwirklicher Schönheit, dessen obere Etage als Galerie Blicke in die Kuppel und ins Parterre öffnet.

Oxford
Historische Colleges und Bibliotheken prägen das Herz von Oxford. Foto: Adobe Stock

Wer nicht in Oxford eingeschrieben ist, kann im Rahmen von Bibliotheksführungen einen Blick in die Radcliff Camera werfen. Eine der schönsten Bibliotheken ist die Duke Humfreys Library mit gotischen, bleigefassten Fenstern und warm beleuchteten Leseplätzen. Von 1610 bis 1612 erbaut, erwarb sie 400 Jahre später als Bibliothek von Hogwarts Leinwandruhm.

Früher waren die Bücher angekettet

Eröffnet wurde diese Bibliothek schon 1488. Diese älteste Universitätsbibliothek Oxfords fiel indes 1550 einer einsamen Zensur zum Opfer, als der Dekan des Colleges Christ Church beschloss, die englische Kirche von schädlichen katholischen Einflüssen zu reinigen - mitsamt aller verdächtigen Bücher und Bilder.

Um ganz sicher zu gehen, entfernte er alle Bücher aus der Bibliothek und verbrannte die meisten davon. Dass die Bücher der Bodleian noch bis 1860 an den Regalen angekettet wurden, leuchtet vor diesem Hintergrund ein.