Dieses kleine Paradies im Ärmelkanal verbindet das Beste aus zwei Welten
Traumhafte Buchten, englische Traditionen und französische Lebensart: 40 Kilometer vor der Küste der Normandie liegt ein britisches Inselchen mit bildschönen Landschaften und einem milden Schuss Exzentrizität.

Die Sonne sinkt, die Flut läuft ein, der Wind pfeift. Der weite Strand der Cobo Bay bildet die Kulisse für den Sundowner, die Möwen liefern den Soundtrack dazu. Das Panorama: ein Hauch von Süden im Norden, eine Landschaft voller verträumter Winkel – und voller Blumen. Noch auf den Steinmauern, die die Straßen begrenzen, blüht und wuchert es.
Selbst für die Region ist das Klima besonders mild
Und zwar bis tief in den Herbst. Zu den Segnungen dieser Insel gehört auch ein Klima, das selbst für südenglische Verhältnisse besonders mild ist. Frost und Schnee sind Ausnahmeerscheinungen.
Während der Hafen der kleinen Hauptstadt St. Peter Port im Sommer voller Yachten liegt, deren Eigner sich nicht losreißen können, sind die 65.000 Bewohner der zehn Dörfer der Insel in Herbst und Winter beinahe unter sich. Es ist der ideale Zeitpunkt, die Geheimnisse der zweitgrößten britischen Insel im Ärmelkanal in Ruhe zu erkunden.
Obwohl man sie mit dem Auto in zwei Stunden umrunden kann, sieht hier jeder Küstenabschnitt anders aus. Über die Steilküste des Südens fegt der Wind, als wäre dies Schottland. Im Westen spült die Gischt an gewaltige Felsbrocken. Die Sandstrände des Nordens sind flach und weit. Und noch im Laufe eines jeden Tags verändert sich die Küstenlandschaft dramatisch, denn die Gezeitenunterschiede hier gehören zu den extremsten der Welt.
Prähistorische Funde und die Macht der Magie
Guernsey besitzt den Zauber von Jahrtausenden gelebten Lebens. Mit prähistorischen Fundstücken, alten Kirchlein – und dem Wissen um die Macht der Magie. So erklärt sich auch der Hexenwinkel, der die Fassaden vieler der aus Granitstein erbauten Häuser ziert. Auf diesem Vorsprung können geheimnisvolle Wesen Platz nehmen, die sonst womöglich ins Haus kommen würden.
Die Normandie ist näher als die die englische Küste
Seit rund 1000 Jahren ist Guernsey Kronbesitz Großbritanniens. Diese Zeit hat aber nicht ausgereicht, den Zauber des nahen Frankreichs zu bannen. 40 Kilometer trennen Guernsey von der Küste der Normandie, England liegt 120 Kilometer entfernt.
So ist hier zwischen zwei Welten ein eigenes kleines Universum entstanden, das sich an seine Wurzeln erinnert und doch ganz anders ist als die beiden Länder, die es geprägt haben.
Guernsey-Pfund und französische Straßennamen
Auf der Insel wird mit Guernsey-Pfund bezahlt, die nur hier gültiges Zahlungsmittel sind (obwohl auch britische Pfund akzeptiert werden); die Straßennamen sind französisch, die Briefkästen sehen aus wie in England, sind aber blau; die Telefonzellen sehen britisch aus, sind aber gelb. Derzeit wird überlegt, sie abzuschaffen, da öffentliche Telefone auch auf Guernsey kaum noch genutzt werden.
Auch kulinarisch ist die Gratwanderung zwischen den Welten spürbar: Die Herde in den Küchen der Restaurants sind in Richtung Frankreich geeicht, man kocht mit frischen Zutaten und Einflüssen vom Festland.