Katzen ohne Schwanz und zischende Dampfloks: Diese Insel steckt voller Überraschungen

Ungewöhnliche Katzen und ein 150 Jahre altes Transportwesen sind ebenso Teil der Insel in der Irischen See wie das älteste Parlament der Welt. Dabei gehört sie weder zu Irland noch zum Vereinigten Königreich.

Isle of Man
Der 20 Meter hohe Leuchtturm Douglas Head ist heute auch Ziel eines Wanderwegs. Foto: H. Sadura / Adobe Stock

Das Erscheinungsbild der schwanzlosen Katzen wird auf eine Gen-Mutation im inseltypisch übersichtlichen Gen-Pool zurückgeführt. Das eigenwillige Transportsystem aus Dampfeisenbahn, Elektrobahn und Pferdestraßenbahn verweist auf die lange Tradition des Tourismus auf der Insel - und ihren Unwillen, Bewährtes ohne Not zu ersetzen.

Doch der Charme der Isle of Man liegt nicht nur in ihren Eigenarten, sondern auch in einem kräftigen Hauch Nostalgie. Stille Straßen winden sich durch einsame Landschaft, Milchkannen stehen vor mancher Tür. Wenn nicht gerade das Motorradrennen Isle of Man Tourist Trophy stattfindet, für das die Insel weltweit bekannt ist, ist das Geschrei der Möwen hier oft das lauteste Geräusch.

Zeit ist hier nur ein Wort

Nicht nur die Zeit, das ganze Leben scheint hier langsamer zu verstreichen. „Traa-dy-lioor“, „Zeit genug“, lautet eine stehende Redewendung echter Manx. Es sei eine Entsprechung des spanischen „mañana“, aber ohne dessen Dringlichkeit, so beschreibt eine Einheimische dieses Lebensgefühl.

Dazu passt das Tempo der Pferde-Straßenbahn, die seit 1876 durch die Bucht der Hauptstadt Douglas zockelt. Über knapp drei Kilometer verläuft die Schmalspurbahn vom Schiffsanleger Victoria Peer bis zur Endstelle Derby Castle und ist eine der raren Fortbewegungsmittel dieser Art, die die Zeit überdauert haben.

Eine weitere Besonderheit ist das „Great Laxey Wheel“. Das mit einem Durchmesser von 22 Metern größte Wasserrad Europas pumpte bis 1929 Wasser aus dem Bergwerk.

Zwischen den Weltkriegen erlebte Douglas seine Hoch-Zeit als mondäne Ferienadresse. Später verlor es wie alle der einst glanzvollen Seebäder der britischen Inseln durch die Konkurrenz per Flugzeug erreichbarer Mittelmeerziele an Bedeutung.

Dieses Parlament kommt seit über 1000 Jahren zusammen

Die Römer drangen nie hierher vor; als die Wikinger die Insel eroberten, vermischten sie sich mit den hiesigen Kelten zu den „Manx“. Ihr Parlament tagt seit dem 10. Jahrhundert und ist somit das älteste ununterbrochen tätige der Welt.

Seit die Wikinger um das Jahr 979 ihre Staatsform hier einführten, kommen alle Bewohner jedes Jahr am 5. Juli, dem einstigen Datum des Mittsommerfestes, auf dem uralten Zeremonienhügel Tynwald im Herzen Mans zusammen. Hier werden Gesetze verkündet und Beschwerden vorgebracht.

Während diese Veranstaltung heute eher symbolischen Charakter hat, treffen sich die gewählten Volksvertreter während des restlichen Jahres zum politischen Alltagsgeschäft. Ihre inneren Angelegenheiten bestimmt die Isle of Man seit 1866 selbst. Die Insel ist Krongebiet der britischen Krone, aber nicht Teil des Königreichs und war nie Mitglied der EU.

Keltische Geheimsprache

Noch im 19. Jahrhundert sprachen viele Insulaner ausschließlich das keltische Manx Gälisch. Sein Gebrauch wurde unterdrückt, bis ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Waliser, Schotten, Iren und eben auch die Manx Anstrengungen unternahmen, ihren alten Sprachen neues Leben einzuhauchen. Heute ist Manx ein Schulfach und wird wieder gepflegt.