Diese Insel setzt auf Fortbewegung ohne Motoren - und ist im September besonders schön
Eine ostfriesische Gemeinde hat sich entschieden, auch in Zukunft komplett autofrei zu bleiben. Die auch als „schönste Sandbank der Welt“ titulierte ostfriesische Insel soll ihre reine Luft und ihren Dornröschen-Charme bewahren.

Der Einführung einer Bahn mit Dieselmotor erteilten die Insulaner eine Abfuhr. Per Bürgerentscheid überstimmten sie den Wunsch des Gemeinderats, eine Bahnlinie über die Insel anzulegen. Die Dieselbahn sollte mittelfristig durch ein Modell mit Elektromotor ersetzt werden. Autos sind auf Juist seit jeher nicht erlaubt; das Gleiche gilt für E-Roller und elektrische Skateboards.
Fahrrad-Rikscha statt Bimmelbahn
Der vier Kilometer östlich des Dorfs gelegene Flugplatz sollte besser an den Ort angebunden werden. Weil die Kutsche den Betrieb im vergangenen Winter einstellte, bleibt Gästen auf dieser Strecke nur ein Transfer per Fahrrad-Rikscha - oder der Fußweg. Der Hafen hingegen liegt gleich vor dem Dorf. Reisende, die per Fähre oder Schnellschiff eintreffen - was nur bei ausreichend hohem Wasserstand im Wattenmeer möglich ist - , erreichen ihre Urlaubsadressen flott zu Fuß.
Jetzt steht fest: Auch künftig wird kein Lärm den Inselfrieden stören. Wenn der Sommer sich dem Ende zuneigt, ist es hier noch ruhiger als sonst. Morgens und am Nachmittag, wenn die Gäste den Sand aus ihren Kleidern geschüttelt haben, sind Geschäfte und Sträßchen im Ort voller Leben. Zwischendurch aber verteilen sich die Besucher auf der Insel.
Strand und Meer bis zum Horizont
Selbst im Hochsommer käme hier niemand auf die Idee, sich früh am Tag im Sand mit Handtüchern einen Claim abzustecken. Das ist auch gar nicht nötig, denn die bunten Strandkörbe, von denen jetzt jede Woche ein paar abtransportiert und für den Winter eingelagert werden, sind am riesigen Strand Juists schon nach kurzer Zeit der Wanderung kaum noch zu erkennen.
Wenn alles gut geht, verabreden sich Regen und Gewitter für den Abend, und tagsüber kehrt der Sommer zurück. Dann kann man die Schuhe im Strandkorb einlagern und sich des Barfußlaufens erinnern: auf warmem Holz und kühlen Pflastersteinen; in den Dünen, auf Strandhafer, Muschelschalen, auf Moos und Gras und auf klammem Sand am Spülsaum.
Im Wäldchen im Inselinnern ist es bis auf ein paar lärmende Fasane ganz still. Nicht mal das Rauschen des Meeres ist hier zu hören.
Eine Sturmflut riss die Insel einst entzwei
Hinter Dünen erstreckt sich der Hammersee: eine Erinnerung an die Sturmflut von 1651, die die Insel an dieser Stelle, wo sich das Dorf befunden hatte, teilte. Zurück blieb eine Rinne, die erst an einer und im 19. Jahrhundert auch an der anderen Seite durch von Menschen angelegte Dünen abgesichert wurde.
So verfügt Juist heute über einen blauen See zwischen Watt und Meer. Dank der schlanken Silhouette der Insel – bei 17 Kilometern Länge misst sie in der Breite nur rund 500 Meter, was ihr den Beinamen der „schönsten Sandbank der Welt“ eingetragen hat – lässt sich hier von einer hohen Aussichtsdüne alles auf einmal überblicken.