Sehr milder Winter 2021/22 - gibt es einen neuen Rekord?

Der meteorologische Winter endet bereits in der nächsten Woche. Aktuell liegt die Mitteltemperatur rund 3 Grad über dem klimatologischen Mittel und daran wird sich auch in den nächsten Tagen kaum noch etwas ändern. Wie ist der Winter im Vergleich zu den großen Mildwintern einzuordnen?

Blick von der Wasserkuppe
Wie hier in der Rhön brachte der Winter nur zeitweise Schnee. In vielen Mittelgebirgen setzte durch die milden Phasen immer wieder Tauwetter ein. Im Nordwesten konnte sich erst gar keine Schneedecke bilden.

Wenn man an die vielen skurrilen Kaltwinter-Vorhersagen im letzten Jahr zurückdenkt, kann man jetzt Ende Februar wieder einmal nur die Augen verdrehen. Der zurückliegende Winter war deutlich milder als das langjährige Klimamittel. Gegenüber 1961 bis 1990 beträgt die Abweichung aktuell rund 3 Grad, gegenüber der neuen Referenzperiode 1991 bis 2020 sind es immerhin noch 2 Grad mehr. Könnte dieser Mildwinter damit einen neuen Rekord aufstellen?

Nein, bei weitem nicht. Vor zwei Jahren war der Winter 2019/20 noch ein weiteres Grad milder. Aber auch das ist noch nicht der Rekord. Den hat nämlich der Winter 2006/07 mit einer Abweichung von 4,4 Grad gegenüber 1961-90 aufgestellt. Der zurückliegende Winter ist aber hierzulande immerhin schon der 11. zu warme in Folge. An den letzten kalten und auch sehr schneereichen Winter 2010/11 können sich sicher noch viele dran erinnern. In diesem Winter blieben viele Regionen im Nordwesten und am Oberrhein komplett schneefrei.

Dauergrau, wenig Sonne und viel Regen

Abgesehen vom Süden und der Küste machte sich die Sonne in diesem Winter teils sehr rar. Besonders im Südosten, vom Erzgebirge bis zum bayerischen Wald schien die Sonne in den vergangenen Monaten gerade einmal rund 70 Stunden. Diese Sonnenscheinsumme kann es im Sommer durchaus mal innerhalb einer Woche geben. Auch in der Mitte war die Sonne nur rund 50 bis 60 Prozent der normalen Zeit zu sehen.

Vielerorts blickt man auf einen nassen Winter zurück. Nur im Lee der Gebirge viel aufgrund der häufigen West- oder Nordwestwetterlage teilweise unterdurchschnittlich viel Regen. Z.B. fielen in Baden und in Sachsen-Anhalt weniger als 70 Liter, während es in Schleswig-Holstein teils bis zu 300 Liter waren. Viele Flüsse führen dort aktuell sogar Hochwasser, ganze Felder sind überflutet. Noch nasser war es nur in den Staulagen der Gebirge, hier führt der Schwarzwald mit punktuell mehr als 600 Litern Niederschlag das Feld an.

Stürmisches Finale

In den vergangenen Tagen lief die Westwetterlage noch einmal zur Höchstform auf. Die Sturm- und Orkantiefs Ylenia, Zeynep und Antonia sorgten für viele Schäden und leider auch Todesopfer. Die stärksten Orkanböen wurden abgesehen von exponierten Berggipfel an der Nordsee mit mehr als 140 km/h registriert.

Im Zuge der kräftigen Warmluftadvektion der Orkantiefs wurden im Februar auch mit die höchsten Temperatur des gesamten Winters gemessen. Am Neckar stiegen die Werte auf knapp über 17 Grad an. Noch milder war es nur Anfang Januar in Rheinfelden am Hochrhein mit 18,2 Grad. Die tiefsten Werte des Winters wurden häufig am 2. Weihnachtstag gemessen. In der Osthälfte sank das Thermometer örtlich auf unter -15 Grad. Der absolute Tiefstwert wurde aber in Oberstdorf mit -19,2 Grad registriert. Nur auf der Zugspitze wurde es noch etwas kälter.

Insgesamt blickt man in Deutschland also auf einen sehr milden, aber eben nicht extrem milden Winter zurück. Jetzt sind alle Augen auf den meteorologischen Frühlingsstart am kommenden Dienstag gerichtet. Der könnte nämlich seinem Namen schonmal alle Ehre machen...

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