"Das ist total verrückt - 16 Grad und Sonnenschein mitten im Dezember" Experte erklärt die aktuellen Wetterkontraste
Frühlingsluft im Westen, trüber Stillstand im Südosten: Deutschland erlebt extreme Gegensätze – und das in einem der wärmsten Dezember seit Beginn der Messungen.

Zwischen dem dritten und vierten Advent zeigt sich Deutschland wettertechnisch ungewöhnlich zerrissen. Während in Bochum bis zu 16 Grad gemessen wurden und zeitweise sogar Sonnenschein dominierte, blieb es im Südosten oft ganztägig grau.
Dort verhinderten Nebel und Hochnebel jede nennenswerte Erwärmung. Dieses Nebeneinander von frühlingshafter Milde und gedrückter Tristesse sorgt vielerorts für Verwunderung. Besonders auffällig: All das passiert in einem Dezember, der statistisch betrachtet zu den wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gehört.
Bochum als Symbol der Rekordmilde
Die 16 Grad im Ruhrgebiet sind kein lokaler Zufall, sondern Ausdruck einer großräumigen Wetterlage. Im Westen Deutschlands strömt seit Tagen milde Luft aus südlichen Richtungen ein. Sie sorgt für Temperaturen, die eher an den März als an die Vorweihnachtszeit erinnern. In Städten wie Bochum fühlt sich der Dezember dadurch fast jahreszeitlich verschoben an. Viele Menschen nehmen den Winter kaum wahr, während die Vegetation und das allgemeine Wettergefühl klar aus dem Takt geraten.
Warum der Südosten ganz anders tickt
Ganz anders ist die Lage im Südosten. Dort liegt häufig kalte Luft bodennah fest, gefangen unter einer Inversionsschicht. Nebel und Hochnebel wirken wie eine unsichtbare Glocke, die Sonne bleibt ausgesperrt. Selbst wenn es in höheren Lagen freundlich ist, bleiben Täler und Niederungen trüb. Diese Wetterkonstellation sorgt dafür, dass der Temperaturunterschied zum Westen enorm anwachsen kann, obwohl beide Regionen nur wenige Hundert Kilometer voneinander entfernt sind.
Die blockierte Wetterlage als Haupttreiber
Meteorologisch verantwortlich ist eine stabile Blockadelage über Europa. Hochdruckgebiete verhindern den normalen Luftaustausch. Tiefdrucksysteme, die sonst für Durchmischung sorgen würden, kommen kaum voran. Dadurch kann sich milde Luft im Westen festsetzen, während der Südosten in seiner eigenen Wetterblase verbleibt. Solche Lagen sind im Winter besonders wirkungsvoll und führen häufig zu extremen regionalen Unterschieden.
Zweitwärmster Dezember seit 1881
Trotz aller Gegensätze steht fest: Deutschland erlebt aktuell den zweitwärmsten Dezember seit 1881. Die flächige Milde überwiegt statistisch klar. Einzelne graue und kühlere Regionen ändern nichts daran, dass die Monatsmittel außergewöhnlich hoch liegen. Solche Werte galten früher als absolute Ausnahme, treten inzwischen aber deutlich häufiger auf.
Was dieser Dezember über den Winter verrät
Der aktuelle Wetterverlauf zeigt, wie unausgeglichen und extrem Winterwetter inzwischen sein kann. Statt stabiler Kälte dominieren Kontraste, Blockaden und ungewöhnliche Wärmephasen. Der Dezember wirkt damit wie ein Vorgeschmack auf einen Winter, der weniger berechenbar ist als früher. Sicher ist nur: Normal ist das nicht mehr. Aber: das könnte sich ab Weihnachten alles ändern!