In Amphoren aus Ton liegt die Wiege des Weins

Ein kleines Land im Kaukasus kann sich zu Recht als die älteste Weinregion der Welt bezeichnen. Seit 8000 Jahren wird hier Wein hergestellt - mit einer besonderen, von der UNESCO als Kulturerbe ausgezeichneten Technik.

Georgien Wein
Riesige Tongefäße werden seit Jahrtausenden zur Weinherstellung genutzt - hier im Alazani-Tal. Foto: Adobe Stock

Nicht jeder findet das traditionsreiche Weinland auf Anhieb auf der Weltkarte. Das am östlichen Rand des Schwarzen Meeres gelegene Georgien grenzt an Russland, Aserbaidschan, Armenien und die Türkei. Seine Fläche ist etwas kleiner als Bayern.

8000 Jahre Weinbau-Tradition

Noch weniger bekannt ist, dass das gut versteckte Land als Wiege des Weins gilt. Lange ging man davon aus, dass Georgiens Weinkultur auf eine 7000jährige Tradition verweisen könne. Tatsächlich sind es sogar noch 1000 Jahre mehr.

Hintergrund dieser Erkenntnis ist der Fund von Traubenkernen und Tonscherben, die deutliche Spuren von Weinsäure enthielten. Bis heute wird in Georgien der Weinausbau in eiförmigen Amphoren praktiziert. Die UNESCO erklärte diese Praxis 2013 zum immateriellen Kulturerbe - und hat damit dem jungen Wein-Tourismus in der Region einen wichtigen Impuls gegeben.

Qvevris heißen die riesigen, in der Erde versenkte Tongefäße, die in Georgien seit Anfang der Weingeschichte verwendet werden und bis heute das Herzstück der traditionellen Weinherstellung im Land bilden. Es sind große, eiförmige Tongefäße mit schmalem Boden und einer weiten Öffnung an der Oberseite.

Traditionelle Gärung im Tongefäß im Boden

Nach der Lese von Hand werden die Trauben zerkleinert und von den Stielen getrennt. Der frische Saft und etwa ein Drittel der zerkleinerten Schalen kommen in die Qvevris, die nicht ganz bis zum Rand gefüllt werden. Der Gärungsprozess wird durch die auf der Schale lebenden Hefepilze in Gang gesetzt.

Die Gefäße werden so tief im Boden versenkt, dass nur ihr Rand sichtbar bleibt. Aufgrund niedriger Temperaturen verläuft die Gärung sehr langsam. Die Winzer überprüfen Temperatur und Zuckergehalt und drücken die Schalen der Trauben immer wieder mit einem traditionellen Stabwerkzeug nach unten in den Saft.

Weinkeller
Antiker Weinkeller im orthodoxen Kloster Nekresi in Georgien. Foto: Adobe Stock

Eingegraben liegen sie dann in den Maranis – so heißen die georgischen Weinkeller. Die traditionelle Herstellung wird bis heute in dieser Form betrieben.

Um solche Gefäße nutzen zu können, braucht es Spezialisten, die sie fertigen. Lange Zeit war das Handwerk vom Aussterben bedroht; in den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach der entsprechenden Ausbildung durch den wachsenden Erfolg traditionell hergestellter georgischer Weine wieder gestiegen.

Mehr als 500 einheimische Rebsorten

Georgien besitzt mehr als 500 einheimische Rebsorten – das entspricht einem Sechstel aller Rebsorten weltweit. Unter ihnen sind auch gefährdete Rebsorten, die nirgendwo sonst vorkommen. Zu den beiden bekanntesten gehören Rkatsiteli und Saperavi.

Jede Familie stellt ihren eigenen Wein her

In Georgien sind 24 Weinbezeichnungen mit geschützter Ursprungsbezeichnung registriert. Das wichtigste Weinanbaugebiet ist mit über 70 Prozent der Gesamtanbaufläche die Region Kakheti.

Die Tradition des Weinbaus wird in Georgien mit Leidenschaft gelebt und von Generation zu Generation weitergegeben. Es heißt, dass noch heute jede Familie ihren eigenen Wein herstellt. Die Liebe zum Wein ist in der Gesellschaft tief verankert.