Trockenstress in Deutschland: Feuerwehrverband warnt vor höchster Vegetationsbrandgefahr
Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) warnt: Die Kombination aus Wassermangel, Hitze und Wind könnte in den kommenden Wochen zu einer akuten Bedrohung für Wälder, Felder und Siedlungen werden.

Nach einem ungewöhnlich trockenen Winter und einem nur punktuell nassen Frühjahr verschärft sich die Gefahr von Vegetationsbränden in Deutschland deutlich.
Langzeit-Trockenheit mit kritischem Effekt
Bereits seit Monaten beobachten Fachleute eine markante Dürreentwicklung, insbesondere in Nord- und Ostdeutschland. Die Oberböden sind dort laut DFV vielerorts „seit längerem deutlich ausgetrocknet“.
Zwar haben einige Regenereignisse lokal für eine gewisse Bodenfeuchte gesorgt, doch der Effekt bleibt begrenzt.
Der Helmholtz-Dürremonitor, normalerweise zur Bewertung herangezogen, ist derzeit aufgrund technischer Wartung außer Betrieb – was die Einschätzung weiter erschwert.
Die Feuerindizes sprechen eine klare Sprache:
- Der Graslandfeuerindex (GFI) liegt aktuell fast flächendeckend bei Stufe 4 von 5, in Teilen West- und Norddeutschlands auch etwas darunter.
- Der Waldbrandgefahrenindex (WGI) jedoch weist für viele Regionen im Osten bereits Stufe 5 (höchste Warnstufe) aus – ein klares Alarmsignal.
Keine Entspannung in Sicht
Die Langfristprognose des European Forecast Fire Information System (EFFIS) reicht bis Ende Juli und sagt überdurchschnittlich warme und trockene Witterung voraus.
Besonders kritisch:
Für einzelne Regionen könnte am kommenden Wochenende sogar der sogenannte Red-Flag-Status gelten – ein Warnniveau, das eine extrem hohe Entzündbarkeit signalisiert.
Die Kriterien:
- Lufttemperatur über 30 °C
- Luftfeuchtigkeit unter 30 %
- Windgeschwindigkeit über 30 km/h
Diese Bedingungen begünstigen nicht nur die schnelle Entzündung trockener Vegetation, sondern auch eine rasche und unkontrollierte Brandausbreitung, insbesondere in Hanglagen oder bei Spotfeuern, die durch Windböen übertragen werden.
Zündquelle Mensch: Verhalten entscheidet
Der DFV weist darauf hin, dass in Deutschland vom 1. März bis 31. Oktober generell offenes Feuer und Rauchen im Wald verboten sind. Besonders trockene Pflanzenreste, Totholz oder abgestorbenes Gras entzünden sich leicht, oft genügt bereits ein Funke.
Brauchtumsfeuer wie Sonnenwendfeuer oder Grillstellen in der Nähe trockener Vegetation sollten – wenn überhaupt – nur nach ausdrücklicher Genehmigung und in enger Abstimmung mit den örtlichen Feuerwehren durchgeführt werden.
Selbst das kurzfristige Einnässen trockener Flächen ist keine verlässliche Schutzmaßnahme: Aufgrund hoher Verdunstung verlieren diese Maßnahmen rasch ihre Wirkung.
Empfehlungen für Bevölkerung, Landwirtschaft und Einsatzkräfte
- Bevölkerung: Bereits bei Verdacht auf einen Vegetationsbrand gilt: Sofort Feuerwehr unter 112 verständigen – möglichst mit genauer Ortsangabe oder GPS-Koordinaten. Kleinbrände können ggf. mit Wasser oder einem nassen Tuch eingedämmt werden, sofern gefahrlos möglich.
- Land- und Forstwirtschaft: Landmaschinen sind häufig Brandverursacher – durch heiße Motoren, defekte Lager oder auslaufende Hydraulikflüssigkeit. Der DFV empfiehlt eine sorgfältige Wartung aller Maschinen, insbesondere vor und während der Erntesaison, sowie das Mitführen mobiler Löschmittel, vor allem bei Einsätzen in abgelegenen Gebieten.
- Feuerwehren: Einsatzkräfte sollen die lokalen Windverhältnisse und Wetterprognosen in ihre Taktik einbeziehen. Glutnester müssen systematisch bekämpft werden, da Rückzündungen durch Wind selbst Tage später noch möglich sind. Leichte Schutzkleidung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr sind bei den zu erwartenden Temperaturen ebenso essenziell wie eine angepasste Einsatzstrategie.

Prävention statt Reaktion
Die aktuelle Entwicklung der Vegetationsbrandgefahr zeigt deutlich: Der Klimatrend zu warmen, trockenen Frühjahren und Sommern verstärkt die Gefahrenlage – nicht nur im Süden Europas, sondern mitten in Deutschland. Der DFV mahnt zu Wachsamkeit, Vorsicht und Vorbereitung. Jeder kann beitragen – durch umsichtiges Verhalten, technische Prävention und konsequente Beachtung der Warnstufen.
Quelle
Deutscher Feuerwehrverband (DFV), „Aktuelle Hinweise zur Vegetationsbrandgefahr“, Stellungnahme von Dr. Ulrich Cimolino, Leiter des Arbeitskreises Waldbrand im DFV, 19. Juni 2025