Hitzesommer in Europa: Neue Prognosen dank Wärmestau im Nordatlantik

Extreme Hitzesommer in Europa werden immer häufiger und intensiver. Neue Forschungen des Max-Planck-Instituts zeigen, wie sich diese Ereignisse mithilfe des Wärmestaus im Nordatlantik bis zu drei Jahre im Voraus vorhersagen lassen.

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Erwärmung der Ozeane und ihre Folgen für heiße Sommer in Europa

Der Wärmestau im Nordatlantik gilt zunehmend als verlässlicher Frühindikator für extrem heiße Sommer in Europa.

Neue Forschung zeigt, dass sich solche Sommerereignisse mit Hilfe des Ozeanwärmeinhalts bis zu drei Jahre im Voraus vorhersagen lassen.

Zunahme von Hitzewellen durch Klimawandel

Hitzewellen in Europa werden häufiger, intensiver und langanhaltender – ein Trend, der sich mit dem fortschreitenden Klimawandel weiter verstärken dürfte. Neben kurzfristigen Wettermodellen gewinnen deshalb langfristige Klimavorhersagen an Bedeutung.

Forschende des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg haben nun eine Methode verfeinert, mit der sich Hitzesommer deutlich besser prognostizieren lassen – und das auf Basis eines Wärmestaus im Nordatlantik, der sich oft Jahre vor den extremen Temperaturen aufbaut.

Frühere Forschungsergebnisse und aktuelle Studie

Bereits in früheren Arbeiten hatte das Team um Dr. Lara Wallberg nachgewiesen, dass ungewöhnlich heiße Sommer in Europa häufig durch eine anhaltende Wärmeakkumulation im subpolaren Nordatlantik angekündigt werden.

In einer aktuellen Studie, die im Mai 2025 im Fachjournal Geophysical Research Letters veröffentlicht wurde, zeigen die Forschenden nun, wie sich dieser Zusammenhang systematisch zur Langfristvorhersage nutzen lässt.

Klimasimulationen bestätigen den Zusammenhang

Mithilfe des Klimamodells MPI-ESM-LR simulierten sie 80 Klimaverläufe für den Zeitraum 1962 bis 2022.

Nur ein kleiner Teil dieser Simulationen spiegelte den Zusammenhang zwischen nordatlantischer Wärmeansammlung und Hitzesommern zuverlässig wider – doch genau diese Modellläufe waren retrospektiv in der Lage, vergangene Hitzesommer mit höherer Genauigkeit vorherzusagen.

Warnung vor heißem Sommer 2025

Diese Erkenntnisse münden in einer konkreten Warnung: Auch für den Sommer 2025 deuten die Modelle auf ein hohes Risiko für einen außergewöhnlich heißen Sommer in Europa hin.

Das deckt sich mit aktuellen Prognosen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF), das ebenfalls mit einem überdurchschnittlich warmen Sommer rechnet.

Globale Erwärmung als übergeordneter Faktor

Interessant ist dabei, dass sich diese Signale nicht isoliert betrachten lassen:

Die weltweit gemessenen Rekordtemperaturen der Ozeane in den Jahren 2023 bis 2025 – etwa im Mittelmeer, der Nordsee oder dem Great Barrier Reef – deuten darauf hin, dass der Atlantik-Wärmestau Teil eines globalen Erwärmungstrends sein könnte, der durch zusätzliche Faktoren wie El Niño oder veränderte Wolkenbildung noch verstärkt wird.

Die überdurchschnittliche Erwärmung des Nordatlantiks könnte demnach nicht nur als Frühindikator für Europa dienen, sondern auch Teil eines umfassenderen ozeanischen Kippprozesses sein.

Zukunftsperspektiven und Anwendungen

Zukünftig soll die Methode weiterentwickelt werden, um auch regionale Unterschiede bei Hitzesommer-Ausprägungen, wie etwa 2003, 2018 oder 2022, frühzeitig zu erkennen.
Parallel arbeiten Wallberg und Kolleg:innen daran, die Erkenntnisse für die Landwirtschaft nutzbar zu machen, etwa durch die frühzeitige Warnung vor Dürrerisiken oder Ertragsausfällen.

Die Verbindung zwischen Ozeanbeobachtung und Klimavorhersage könnte so zu einem zentralen Instrument der Klimaanpassung in Europa werden.

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Hitzesommer in Europa: Frühwarnung aus dem Atlantik

Alarmierende Meerestemperaturen untermauern Prognosen

Die aktuellen Messwerte bestätigen die Warnungen vor extrem heißen Sommern:

  • Im Juni 2023 lag die Nordatlantik-Oberflächentemperatur mit 22,7 °C bereits 1,1 °C über dem langjährigen Mittel (1982–2011).
  • Im Juli stieg sie sogar auf rekordverdächtige 24,9 °C – mehr als 2 °C über dem Durchschnitt von 1981–2010. Auch 2024 und 2025 bleiben die Temperaturen in der Nordsee, Ostsee und anderen Meeresregionen auf außergewöhnlich hohem Niveau.
  • Die Weltwetterorganisation meldet für 2023 und 2024 in 90 % der Ozeanregionen Hitzewellen.

Diese anhaltende Erwärmung bestätigt die Bedeutung des Nordatlantik-Wärmestaus als Frühindikator und verdeutlicht, wie dringend präzise Prognosen für den Umgang mit den Folgen extremer Hitzesommer sind.

Quelle

Wallberg, L. et al. (2025). North Atlantic Ocean Heat Content as a Predictor for European Heatwaves. Geophysical Research Letters, Mai 2025. Max-Planck-Institut für Meteorologie, Hamburg. Verfügbar unter: https://www.mpg.de/24669493/hitzesommer-vorhersage?c=2191 (zuletzt abgerufen am 22.06.2025).