Sturmtief Joshua fegt(e) übers Land – warum das viele Laub jetzt Verkehr, Natur und Alltag gleichermaßen beeinflusst
Die jüngsten Herbststürme haben Straßen, Gärten und Parks unter nassen Laubteppichen begraben. Was zunächst wie ein optisches Herbstspektakel wirkt, birgt Risiken für Verkehr, Infrastruktur und Mikroklima – zugleich kann richtiges Handeln ökologischen Nutzen schaffen.

Die Herbststürme der vergangenen Tage haben in ganz Deutschland ihre Spuren hinterlassen. Straßen, Gehwege und Gärten liegen unter dichten Teppichen aus nassem Laub.
Was auf den ersten Blick romantisch wirkt, ist in Wirklichkeit das Resultat komplexer Wechselwirkungen zwischen meteorologischen Prozessen und pflanzenphysiologischen Reaktionen – und zugleich ein praktisches Thema von erheblicher Bedeutung. Feuchtes Laub auf Straßen und Gehwegen erhöht das Unfallrisiko deutlich. Es verdeutlicht, wie Naturereignisse den Alltag und die Sicherheit beeinflussen.
Wenn Wetter den Laubfall steuert
Der Zeitpunkt und die Intensität des Laubfalls werden entscheidend durch das Wetter geprägt. Sinkende Temperaturen und kürzere Tage signalisieren den Bäumen, dass die Vegetationsperiode endet. Der Abbau von Chlorophyll führt zur bekannten Herbstfärbung. Kommen kräftige Windereignisse wie Sturmtief Joshua und Starkregen hinzu, beschleunigt sich dieser Prozess erheblich: Der mechanische Stress durch Windböen löst Blätter, deren Verbindung zum Zweig ohnehin bereits durch hormonelle Prozesse geschwächt ist.
Auswirkungen auf Verkehr und Infrastruktur
Für die Verkehrssicherheit sind die Folgen unmittelbar spürbar. Feuchtes Laub bildet auf Straßen und Gehwegen eine rutschige Schicht, die sich ähnlich gefährlich wie Eis verhalten kann. Besonders in Kombination mit nächtlicher Ausstrahlungskälte kann es zu Glätte kommen, ohne dass Frost im klassischen Sinne vorliegt.
Auch die Kanalisation ist betroffen: Verstopfte Gullys durch Laubansammlungen behindern die Oberflächenentwässerung und erhöhen bei Starkregen das Risiko lokaler Überflutungen – ein Problem, das angesichts zunehmend extremer Witterungsereignisse an Relevanz gewinnt
Der ADAC warnt in diesem Zusammenhang ausdrücklich vor der erhöhten Unfallgefahr durch feuchtes Herbstlaub. Auf nasser Fahrbahn verlängert sich der Bremsweg bei einer Vollbremsung im Vergleich zu trockenem Asphalt deutlich – laut ADAC kann er sich bei 50 km/h von rund 11 auf bis zu 20 Meter erhöhen.
„Wenn dann noch herbstliches Laub auf die feuchten Straßen fällt, entsteht eine rutschige Mischung, die ähnlich wie eine dünne Schneeschicht wirken kann“, erklärt Wolfgang Herda, Verkehrsexperte des ADAC Hessen-Thüringen. Autofahrer sollten daher besonders vorsichtig fahren, Geschwindigkeit und Abstand anpassen und abrupte Lenk- oder Bremsmanöver vermeiden.
Auch Radfahrer sind betroffen: Auf Radwegen oder Fahrbahnrändern sammelt sich Laub, das in Verbindung mit Nässe zu einem schmierigen Untergrund wird und Schlaglöcher oder Hindernisse verdeckt.

Ökologische und mikroklimatische Aspekte
Nicht alles Laub sollte jedoch entfernt werden. In Parks und Gärten erfüllt es wichtige ökologische Funktionen. Eine dünne Laubschicht schützt den Boden vor Auskühlung, speichert Feuchtigkeit und dient zahlreichen Insekten und Kleintieren als Lebensraum.
Gleichzeitig wirkt das Laub als natürlicher CO₂-Speicher: Beim Zersetzen entsteht wertvoller Humus, der Nährstoffe bindet und langfristig zur Bodenfruchtbarkeit beiträgt.
Aus mikroklimatischer Sicht trägt eine lockere Laubdecke zudem zur Dämpfung von Temperaturspitzen und zur Stabilisierung des Bodenwassers bei – Effekte, die in urbanen Räumen zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Zwischen Sturm und Stillstand
Die Sturmböen von Tief Joshua verdeutlichen, wie unmittelbar meteorologische Prozesse in unseren Alltag hineinwirken. Was als Wettersystem auf der Synoptikkarte beginnt, endet buchstäblich vor unserer Haustür – als rutschiger Laubteppich oder als schützende Mulchschicht.
Entscheidend ist der bewusste Umgang damit: Auf befestigten Flächen gehört Laub schnell entfernt, in Beeten und Grünanlagen darf es liegenbleiben. So wird aus einem saisonalen Ärgernis ein ökologischer Nutzen – und der Herbst zeigt, wie fein austariert das Zusammenspiel von Wetter, Natur und menschlichem Handeln tatsächlich ist.
ADAC Hessen-Thüringen (2024): Laub im Herbst kann zur Rutschpartie werden.
Veröffentlicht am 11. November 2024, Rubrik „Hessen-Thüringen“. Zugriff am 26. Oktober 2025