Pakistans Flutkatastrophen werden durch Klimaerwärmung wahrscheinlicher!

Pakistan wurde im August durch enorme Regenmengen heimgesucht. Der anthropogene Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit von Starkregenereignissen. Deren Attribution bleibt allerdings schwierig.

Flut Pakistan Starkregen
Starkregenereignisse und Fluten gehören zum Monsun dazu. Dieses Jahr fielen im August allerdings außerordentlich große Mengen.

Von Mitte Juni bis in den späten August erlebte Pakistan ein Monsunregenereignis, welches immer wieder durch einzelne Starkregenereignisse geprägt war und zu neuen Rekorden führte. Durch die enormen Regenfälle traten Flüsse über die Ufer, in Städten kam es zu Sturzfluten und Hangrutschungen wurden ausgelöst. Am stärksten betroffen waren die südlichen Provinzen Sindh und Belutschistan.

In der Provinz Sindh fielen im August 2022 442,8 mm Regen, also 726% mehr als normal. Wohlgemerkt gilt dieser Wert für die gesamte Provinz und nicht für eine einzelne Station! Lokal ergaben sich teils weitaus größere Regenmengen. So fielen in Padidan (Sindh) am 19. August 355 mm Regen an einem einzelnen Tag. Um das mal ins Verhältnis zu setzen: Berlin hat einen mittleren Jahresniederschlag von ungefähr 580mm. Über den ganzen August fielen in Padidan 1228,5 mm Regen – Rekord in der Provinz Sindh.

In der Provinz Belutschistan fielen 590% mehr Regen als üblich. Für ganz Pakistan fielen 243% mehr Regen als üblich und damit ist 2022 der nasseste August seit 1961. Dadurch ist bereits im August 37% mehr Regen gefallen, als es in der gesamten Monsunzeit üblich ist. Am Ende waren über 33 Millionen Menschen von den Fluten betroffen, 1,7 Millionen Häuser wurden zerstört und fast 1500 Menschen verloren ihr Leben.

Monsun und Klimawandel

Südasien ist geprägt durch den Monsun und gleichzeitig liegt die Frage nach dem Einfluss des anthropogenen Klimawandels nahe. So beeinflusst die Erwärmung vor allem den Wärmegehalt der Ozeane und führt zu einer erhöhten Verdunstung, wodurch feuchtere Luftmassen durch die Monsunwinde aufs Festland transportiert werden. Mehr Niederschlag wäre also zu erwarten, da sich der indische Ozean bereits erwärmt hat.

Am Ende ist dies allerdings doch nicht so einfach. Eine ungleichmäßige Erwärmung zwischen dem indischen Ozean und dem arabischen Meer, wobei sich die Temperaturen der Meere angleichen, würde zu einer Abschwächung der Monsunwinde führen. Aerosole, zum Beispiel durch Luftverschmutzung, können die Erwärmung von Meeresoberflächen vermindern, was wiederum zu einer Änderung der Monsunwinde führen würde. Aerosole entfalten auch bei der Niederschlagsbildung ihren Einfluss und können diesen maßgeblich ändern. Am Ende muss nicht immer eine generelle Zunahme von Gesamtniederschlag stehen, welche durch den anthropogenen Klimawandel erklärbar ist. Allerdings kann sich die Frequenz und Intensität der Niederschlagsereignisse ändern.

Was sagt die Attributionsforschung?

Anders als bei Temperaturen und Hitzwellen ist die Attribution bei Niederschlagsereignissen schwieriger. Dies hat mit dem variablen und heterogenen Charakter von Niederschlag zu tun und gleichzeitig können sich verschiedene Faktoren auf die Niederschlagsbildung auswirken.

Die Attributionsforschung hat das Ereignis in Pakistan unter die Lupe genommen und ein erstes Ergebnis veröffentlicht. Hierfür wurden die Wiederkehrzeiten für den maximalen Niederschlag innerhalb von 5 und 60 Tagen in diesen Regionen analysiert. Im heutigen Klima entsprechen die gefallenen Regensummen jeweils einem 100-jährigen Ereignis.

Regenfälle werden immer heftiger

Im heutigen Klima sind die Regenfälle für ein 5-Tagesereignis 75% und für ein 60-Tageereignis 50% intensiver als in einem um 1,2°C kühleren Klima, wodurch derartig heftige Regenfälle heutzutage wahrscheinlicher geworden sind.

Bei der Angabe eines quantitativen Wertes des Einflusses des Klimawandels sind die Forscher allerdings etwas zurückhaltender. Einerseits konnten nicht alle Klimamodelle die Charakteristika derartiger Niederschlagsereignisse wiedergeben, weshalb diese bei der Auswertung aussortiert wurden. Andererseits zeigten die Modelle, die in der Analyse berücksichtigt wurden, nicht dieselbe Änderung in Intensität und Häufigkeit wie durch die Beobachtungen festgestellt wurde. Daher wird keine generelle quantitative Aussage über den Einfluss des anthropogenen Klimawandels getroffen.

Da die Erwärmung keinesfalls der einzige Einflussfaktor ist, sind hier klare Aussagen deutlich schwieriger. Als weiterer Faktor wären Änderungen in der Aerosolkonzentration denkbar. Einige der Klimamodelle der Analyse deuten allerdings darauf hin, dass die Intensität eines 5-Tagesereignisses durch die anthropogene Klimaerwärmung um 50% zugenommen hat.

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