Klimakrise im Zeitraffer: Europa glüht, die Arktis schmilzt – und beide werden zum Brennpunkt der Erderwärmung
Lebst du auf der Nordhalbkugel? Dann wirst du die Folgen der Klimakrise härter spüren als viele andere. Neue Daten von Copernicus geben aufschlussreiche Einblicke in die veränderte Klima-, bzw. Lebenssituation, die uns erwartet.

Die Erde wird wärmer – aber nicht überall gleich schnell. Neue Daten des Copernicus Climate Change Service (C3S) zeigen: Europa und die Arktis heizen sich mehr als doppelt so stark auf wie der globale Durchschnitt.
Während sich der Planet insgesamt in den letzten drei Jahrzehnten um etwa 0,26 Grad Celsius pro Jahrzehnt erwärmt hat, liegt die Erwärmung in Europa bei 0,53 Grad, in der Arktis sogar bei 0,69 Grad pro Jahrzehnt.
Weltweiter Klimawandel – aber regional sehr unterschiedlich
Die globale Erwärmung wird in erster Linie durch den Ausstoß von Treibhausgasen verursacht. Dennoch verläuft sie nicht überall gleich:
Landflächen reagieren stärker als Ozeane, weil sie Wärme schlechter speichern können. Außerdem beeinflussen Luftzirkulation, Windmuster und Luftverschmutzung das regionale Klima. Aerosole, die früher durch Industrie und Verkehr in die Atmosphäre gelangten, reflektierten Teile der Sonnenstrahlung.
Heute, nach Jahrzehnten der Luftreinhaltung in Europa, ist dieser kühlende Effekt deutlich zurückgegangen – mehr Sonnenlicht erreicht den Boden, was die Erwärmung verstärkt.
Europa: Klimapolitik mit Nebenwirkung
Ironischerweise trägt Europas umweltfreundlichere Politik zur stärkeren Erwärmung bei. Der Rückgang luftverunreinigender Partikel – sogenannter Aerosole – hat zwar die Luftqualität verbessert, aber auch unbeabsichtigte Folgen: Weniger Partikel bedeuten weniger Sonnenlichtreflexion in der Atmosphäre. Dadurch gelangt mehr Solarstrahlung bis zur Erdoberfläche, was laut dem Copernicus Climate Change Service die regionale Erwärmung verstärkt. Ein paradoxer Effekt erfolgreicher Umweltpolitik: Weniger Verschmutzung – mehr Wärme.
Zudem verstärken veränderte Wetterlagen den Trend:
Blockierte Hochdruckgebiete sorgen für häufigere und intensivere Hitzewellen. Allein im Sommer 2024 zählte Europa eine der höchsten jemals gemessenen Zahlen an Tagen mit starker Hitzebelastung.
Arktis: Die gefährliche Rückkopplung
In der Arktis läuft eine andere Dynamik ab – aber mit ähnlichem Ergebnis: Die sogenannte "arktische Amplifikation" beschleunigt die Erwärmung dort in einem gefährlichen Kreislauf. Schmelzendes Eis legt dunkle Flächen frei, die mehr Sonnenlicht aufnehmen, was wiederum zu noch mehr Schmelze führt.
Hinzu kommt, dass in der Arktis wenig Luftzirkulation herrscht – die Wärme bleibt buchstäblich "unten hängen". Auch feuchte, warme Luftmassen aus den Tropen werden häufiger in den Norden transportiert und sorgen zusätzlich für Temperaturanstiege.
Kalte Ausnahmen, heißer Trend
Zwar gibt es Regionen, in denen sich das Klima weniger stark erwärmt – etwa im nördlichen Atlantik oder Teilen des Südlichen Ozeans –, doch sind das die Ausnahmen.
Der generelle Trend ist eindeutig: Die nördlichen Breiten und Kontinente erwärmen sich schneller als der Rest der Welt. Europa und die Arktis sind dabei die Hotspots einer Entwicklung, die längst nicht mehr nur ein Zukunftsszenario ist.
Why are Europe and the Arctic warming twice as fast as the global average? Explore the science behind these regional trends in our latest article. https://t.co/3zLDuGObui#CopernicusClimate pic.twitter.com/hwifPKVbkB
— Copernicus ECMWF (@CopernicusECMWF) July 15, 2025
Was bedeutet das?
Diese regionalen Unterschiede sind keine statistischen Fußnoten, sondern entscheidend für die Klimaanpassung vor Ort. Denn wer den Wandel verstehen will, muss nicht nur globale, sondern auch regionale Ursachen und Folgen differenziert betrachten.
Quellenhinweis
Copernicus Climate Change Service (C3S), Why are Europe and the Arctic heating up faster than the rest of the world?, veröffentlicht am 14. Juli 2025.