Eindringliche Warnung: Zugunglück in Oberschwaben nach Erdrutsch – drohen jetzt weitere Katastrophen durch Dauerregen?

Ein Erdrutsch in Oberschwaben verursacht ein Zugunglück – doch das könnte erst der Anfang sein: Bahnfahren wird zur Risikozone in den vom Regen durchweichten Regionen.

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In den kommenden Tagen droht weiterer Starkregen in Deutschland. Es drohen weitere Erdrutsche.

Am Wochenende kam es in Oberschwaben zu einem dramatischen Zugunglück: Ein Erdrutsch, ausgelöst durch tagelangen Dauerregen, verschüttete ein Gleis der Deutschen Bahn. Ein Regionalzug entgleiste, mehrere Waggons kippten teilweise aus dem Gleisbett. Laut Polizeiangaben wurden mindestens drei Personen schwer verletzt, mehrere weitere leicht. Die Bergungsarbeiten dauerten bis in die Nacht, da die Hanglage und der anhaltende Regen die Situation zusätzlich erschwerten. Die Strecke bleibt auf unbestimmte Zeit gesperrt.

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Es geht nass in Süddeutschland weiter. Neue Erdrutsche sind möglich.

Das Unglück hat nicht nur lokale Auswirkungen. Es verdeutlicht, wie anfällig die Bahn-Infrastruktur bei Extremwetter geworden ist. Schon in den vergangenen Wochen kam es in Teilen Baden-Württembergs und Bayerns zu zahlreichen Hangrutschen, überfluteten Strecken und gesperrten Abschnitten. Die Sorge: Das war nicht das letzte Unglück dieser Art.

Boden durchtränkt – neue Erdrutsche wahrscheinlich

Die Meteorologen schlagen Alarm: In den kommenden Tagen sind weitere kräftige Regenfälle für große Teile Süddeutschlands angekündigt. Vor allem im Allgäu, im Schwarzwald und im Bayerischen Alpenvorland ist der Boden bereits völlig wassergesättigt. Jeder zusätzliche Niederschlag erhöht das Risiko von weiteren Rutschungen und Hangbewegungen erheblich. Bahnstrecken, die in Hanglagen verlaufen, gelten als besonders gefährdet.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vor einem „hohen hydrogeologischen Risiko“ bis mindestens Anfang August. Auch Meteorologen von privaten Wetterdiensten wie WetterOnline und Kachelmannwetter bestätigen: „Der Untergrund ist instabil. Jeder Starkregen kann eine Lawine auslösen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn.“

Ist Bahnfahren jetzt gefährlich?

Die Frage, ob Bahnfahren derzeit ein Risiko darstellt, wird immer häufiger gestellt – und sie ist nicht unbegründet. Zwar ist die Bahn nach eigenen Angaben „bestens vorbereitet“ auf Unwetterlagen, doch viele Abschnitte des Schienennetzes stammen noch aus dem 19. Jahrhundert und sind nicht für extreme Wetterereignisse ausgelegt. Sicherheitspuffer wurden laut Experten über Jahrzehnte hinweg abgebaut.

Sensorik in Hängen, die frühzeitig Bewegungen erkennen kann, sowie automatische Streckensperrungen bei Starkregen könnten die Gefahr reduzieren. Doch derzeit sind solche Systeme nur punktuell im Einsatz. Zudem fehlt es an Personal und Budget, um präventiv flächendeckend zu handeln. Die Folge: Die Bahn reagiert oft erst nach dem Unglück, nicht davor.

Was war die Ursache des Unglücks?

Nach ersten Erkenntnissen führte eine Kombination aus tagelangem Dauerregen, unterspültem Boden und unzureichender Hangabsicherung zum Erdrutsch bei Oberstaufen. Die betroffene Strecke war zuletzt 2011 umfassend saniert worden – allerdings ohne moderne Frühwarnsysteme. Ein interner Bahnbericht spricht von einem „nicht erkannten geotechnischen Risiko“, das bei besserer Überwachung hätte auffallen können.

Kritik kommt auch von Bahngewerkschaften: Man habe seit Jahren auf die steigenden Risiken durch den Klimawandel hingewiesen, doch die Reaktion sei „träge und reaktiv“. Besonders in Hanglagen brauche es künftig eine neue Herangehensweise bei Planung und Wartung, heißt es von Seiten der Gewerkschaft der Lokführer (GDL).

Was jetzt passieren muss

Die Deutsche Bahn hat angekündigt, nach dem Vorfall in Oberschwaben eine Taskforce für geologische Risikolagen einzusetzen. Erste Maßnahmen wie zusätzliche Hangbegehungen und temporäre Streckensperrungen laufen bereits. Doch Experten betonen: „Das reicht nicht.“ Es brauche massive Investitionen in moderne Überwachung, Drainagesysteme und klimaresiliente Infrastruktur.

Politik und Bahn müssen handeln – jetzt. Die Häufung extremer Wetterlagen ist kein Ausnahmezustand mehr, sondern Realität. Vor allem in Süddeutschland wird das Bahnfahren in den kommenden Jahren nur dann sicher bleiben, wenn sich die gesamte Infrastruktur an den Klimawandel anpasst. Andernfalls drohen weitere Unglücke – mit möglicherweise noch tragischeren Folgen.