Nie mehr weiße Weihnachten durch den Klimawandel?

Alle Jahre wieder stellt sich die Frage nach der weißen Weihnacht. Und in vielen Medien wird schon einen Monat vorher von einigen "Wetterexperten" wild herum spekuliert, ob es denn in diesem Jahr klappt. Doch was sagt eigentlich die Statistik? Und werden weiße Weihnachten im Zuge der Klimakrise bald der Vergangenheit angehören?

Eines vorweg: Schon Wochen vorher Prognosen über das Wetter an Weihnachten zu treffen, ist schlicht unseriös. Denn konkrete Aussagen über den Wetterverlauf an einzelnen Tagen sind meistens erst binnen Wochenfrist möglich. Daher bleibt bis dahin als einziges Werkzeug für seriöse Meteorologen die sogenannte Statistik bzw. Klimatologie. Und hiermit lässt sich auch eine Aussage über den Trend in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels treffen.

Per Definition spricht man von "weißen Weihnachten", wenn am 24.,25. und 26. Dezember an einer Wetterstation mindestens ein Zentimeter Schnee gemessen wird. Gerne wird behauptet, dass früher fast immer Schnee an Weihnachten gelegen habe. Doch dies ist ein Wunschbild, welches im Flachland von Deutschland schon immer die Ausnahme war. In der Regel ist das Wetter an den Festtagen eher grün oder grau.

Spielverderber Weihnachtstauwetter

Auch wenn der erste Schnee der Saison gerne Ende November fällt und es auch im Dezember zu einem massiven Kaltluftvorstoß und größerem Schneefall auch im Flachland kommen kann, so stellt sich kurz vor dem Fest gerne das berüchtigte Weihnachtstauwetter ein.

Typisch ist dabei, dass milde atlantische Luft aus Westen hereinströmt. Dazu gibt es häufige Regenfälle mit einer hohen Schneefallgrenze, so dass der zuvor gefallene Schnee bis in hohe Lagen rasch taut bzw. komplett verschwindet. Dieser Ablauf ist typisch. Das Weihnachtstauwetter zählt daher zu den bedeutendsten Witterungsregelfällen (Singularitäten). Je nach Region ist es mit einer Wahrscheinlichkeit von 60-70 Prozent jährlich zu erwarten.

Weiße Weihnachten
Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten (24.-26.12) auf Grundlage der Jahre 1951-2008 (Quelle: Deutscher Wetterdienst)

Die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten liegt demnach (siehe Abbildung) im nordwestdeutschen Tiefland, sowie in den Flussniederungen West- und Südwestdeutschlands nur bei 10 Prozent, das heißt, neun von zehn Jahren fallen demnach grün aus. Nach Norden und Nordosten zu liegt die Wahrscheinlichkeit meist auch nur zwischen 15 und 25 %. In den Mittelgebirgen und den höheren Lagen Süddeutschlands sieht die Wahrscheinlichkeit mit 30-50% schon deutlich besser aus.

Es ist dagegen nur in den Kammlagen der Mittelgebirge und in den Alpen oberhalb von etwa 800-1000 Metern Höhe den Großteil der Feiertage weiß. Dies zeigt auch noch mal die große Bandbreite der Wahrscheinlichkeit von weißen Weihnachten in Deutschland. Es kommt dabei auf den Standort an! Die Extremwerte liegen dabei von nur mickrigen 2% auf der Nordseeinsel Helgoland (relativ warmes Wasser rundherum!) bis zu 100% in den Gipfellagen der Alpen, wie auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze auf knapp 3000 Meter (2962m).

Spielverderber Klimawandel

Dass das Weihnachtstauwetter den weißen Weihnachten häufig einen Strich durch die Rechnung macht, haben wir schon festgestellt. Damit wird auch die Aussage entkräftigt, dass zu "Großmutters Zeiten" (fast) immer Schnee an Weihnachten lag. Doch welche Rolle spielt die fortschreitende Klimakrise statistisch gesehen für die Entwicklung von weißen Weihnachten?

Laut einer Auswertung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigt der Vergleich der Referenzperioden 1961-1990 mit 1991-2020, dass die Chance auf weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen im Mittel von Deutschland um 13 Prozentpunkte zurückgegangen ist, regional sogar um bis zu 44 Prozentpunkte. Besonders betroffen hiervon ist der bisher bevorzugte Süden von Deutschland.

Weiße Weihnachten
Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD)

Der DWD hat für sieben deutsche Städte den Rückgang der Wahrscheinlichkeiten berechnet. Besonders auffällig ist auch hier die Abnahme in München mit fast 20 Prozentpunkten. Das bedeutet, dass statistisch gesehen früher alle drei Jahre dort weiß waren, heute nur noch alle sieben Jahre.

Viel ernüchterner ist ein Blick ins oft milde Rheinland. In Köln gab es lediglich vier Mal in 70 Jahren eine Schneedecke zu Weihnachten: 1963, 1976, 1981 und das letzte Mal im Jahr 2010, als deutschlandweit das Fest weiß ausfiel. Selbst in der Domstadt lagen verbreitet 10-25 cm Schnee. Ein wahrlich seltenes Ereignis!

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass durch die Klimaerwärmung der Schnee und damit auch der Schnee zu Weihnachten deutlich weniger wird. In Hochlagen über 1500-2000m wird aber auch in den nächsten Jahrzehnten noch meist eine weiße Weihnacht zu erwarten sein. Zudem lässt die Variabilität des Klimas auch heute und in Zukunft immer noch die Möglichkeit zu, dass es auch im Flachland immer noch die Hoffnung auf die Ausnahme gibt. Denn das sehr variable Wetter hält sich nur ungern an statistisch ermittelte Klimamittel und so stirbt für Liebhaber der weißen Weihnacht die Hoffnung zuletzt. Ob es in diesem Jahr doch noch klappt, zeigt frühestens zehn Tage vorher ein erster Trend!

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