Wasser im Wasserkocher mehrfach aufkochen – schädlich oder unbedenklich? Was die Wissenschaft sagt
Wasser im Kessel – nochmal erhitzen? Was steckt hinter dem Mythos vom angeblich schädlichen Nachkochen? Neue WHO-Daten liefern überraschend klare Antworten auf eine weitverbreitete Alltagsfrage.

Viele Menschen fragen sich, ob es gesundheitsschädlich ist, Wasser mehrmals im Wasserkocher aufzukochen. Gerade in Haushalten, in denen Wasser häufig erhitzt wird, kursieren Gerüchte über schädliche Konzentrationen von Schadstoffen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt hierzu klare wissenschaftliche Antworten.
Die Wirkung des Erhitzens: Keimfrei durch hohe Temperaturen
Beim Erhitzen von Wasser auf 100 Grad Celsius werden nahezu alle krankheitserregenden Mikroorganismen wie Bakterien, Viren und Protozoen sicher abgetötet.
Aus diesem Grund wird Abkochen als effektive und schnell verfügbare Methode zur Desinfektion von Trinkwasser in Haushalten und bei Notfällen weltweit empfohlen.
Schadstoffe im Fokus: Was passiert beim wiederholten Kochen?
Häufig wird behauptet, dass sich durch wiederholtes Aufkochen schädliche Stoffe wie Arsen, Nitrat oder Fluorid gefährlich anreichern könnten. Die WHO widerspricht dieser Annahme auf wissenschaftlicher Basis:
Zwar bleibt ein minimaler Teil der nichtflüchtigen Stoffe im Wasser zurück, wenn Wasserdampf entweicht – allerdings ist der Effekt in der Praxis unbedeutend.
Um bedenkliche Konzentrationen zu erreichen, müssten große Mengen Wasser massiv reduziert werden – eine Situation, die im Alltag kaum eintritt.
Technische Schutzmechanismen im Alltag
Moderne Haushaltsgeräte wie Wasserkocher oder Teemaschinen beenden den Kochvorgang automatisch nach Erreichen des Siedepunkts.
Das bedeutet, dass in typischen Anwendungen nur sehr wenig Wasser verdampft.
Dadurch steigt auch die Konzentration potenzieller Rückstände wie Mineralien oder Spurenelemente nicht in einem gesundheitsgefährdenden Maß.
Was bleibt im Wasser – und was nicht?
Während sich leicht flüchtige organische Substanzen beim Erhitzen teilweise verflüchtigen können, bleiben Schwermetalle, Salze und Mineralien im Wasser.
Doch selbst bei mehrmaligem Kochen liegt ihre Konzentration laut WHO meist weit unterhalb kritischer Schwellen.
Der Geschmack kann sich ändern – aber nicht die Sicherheit
Die WHO weist lediglich auf mögliche geschmackliche Veränderungen durch wiederholtes Kochen hin. Durch die Entfernung von Sauerstoff und feinen Gasen sowie die leichte Veränderung des Mineralstoffverhältnisses kann Wasser nach mehrmaligem Kochen anders schmecken – für manche Menschen etwas „flacher“. Dies ist aber rein sensorisch relevant und hat keinen Einfluss auf die gesundheitliche Unbedenklichkeit.

Klare Empfehlung: Wiederholtes Aufkochen ist sicher
Solange das Ausgangswasser sauber und den WHO-Richtlinien entsprechend ist, stellt mehrfaches Erhitzen keinerlei Gesundheitsrisiko dar.
Die WHO hebt ausdrücklich hervor, dass auch in Notlagen oder bei unklarer Wasserqualität das Kochen des Wassers eine verlässliche Methode zur Inaktivierung von Erregern bleibt.
Die Sorge vor „angereichertem Gift“ im Wasserkocher ist also wissenschaftlich unbegründet.
Quelle
World Health Organization (2015): Boil Water. Technical brief. WHO Reference Number: WHO/FWC/WSH/15.02.