Sauer macht lustig: Forscher belegen, dass der Verzehr von Zitrusfrüchten das Depressionsrisiko senkt

Eine Orange am Tag könnte das Risiko einer Depression um 20 Prozent senken. Zu dem Ergebnis kommt eine neue US-Studie. Offenbar sind Darmbakterien für die Gemütsänderung verantwortlich.

Zitrusfrüchte
Können Zitrusfrüchte die Stimmung aufhellen? Wissenschaftler sagen ja. Bild: WikiImages/Pixabay

Sauer macht lustig: Zu dem Ergebnis kommen US- Forscher. Sie vermuten, dass Zitrusfrüchte das Wachstum bestimmter Darmbakterien fördern, die wiederum die Produktion von stimmungsaufhellenden Neurotransmittern beeinflussen.

„Wir fanden heraus, dass der Verzehr einer mittelgroßen Orange pro Tag das Risiko, an einer Depression zu erkranken, um etwa 20 Prozent senken kann. Und die Wirkung scheint spezifisch für Zitrusfrüchte zu sein. Wenn wir den gesamten Obst- und Gemüseverzehr der Menschen oder andere einzelne Früchte wie Äpfel oder Bananen betrachten, sehen wir keinen Zusammenhang zwischen dem Verzehr und dem Risiko einer Depression.“ Raaj Mehta, Studienleiter und Dozent für Medizin an der Harvard Medical School und Arzt am Massachusetts General Hospital.

Bereits frühere Studien hatten einen Zusammenhang zwischen Zitrusfrüchten und einem geringeren Depressionsrisiko nahegelegt. Um diesen Hinweis zu prüfen, analysierte das Team Daten aus einer Langzeitstudie mit über 100.000 Teilnehmerinnen, der Nurses’ Health Study II (NHS2) – mit folgendem Ergebnis: Frauen, die regelmäßig Zitrusfrüchte konsumierten, erkrankten seltener an Depressionen.

Zitrusfrüchte als natürliches Antidepressivum

An der Langzeitstudie hatten seit dem Jahr 1989 über 100.000 Frauen teilgenommen, die regelmäßig detaillierte Informationen über ihren Lebensstil, ihre Ernährung, die Einnahme von Medikamenten und ihre Gesundheit zur Verfügung stellten. Die Analyse des Datensatzes ergab, dass der tägliche Verzehr einer mittelgroßen Orange das Depressionsrisiko um etwa 20 Prozent senken kann.

„Es ist schwierig, die Wirksamkeit von Zitrusfrüchten mit der von herkömmlichen Antidepressiva wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern zu vergleichen, da es hier um die Vorbeugung von Depressionen geht, während diese Medikamente in der Regel zur Behandlung von Depressionen eingesetzt werden“, erklärt Raaj Mehta, Studienleiter und Dozent an der Harvard Medical School. Die Ergebnisse könnten darauf hindeuten, dass Zitrusfrüchte künftig eine Rolle in der Behandlung von Depressionen spielen könnten. Dazu seien jedoch weitere Untersuchungen notwendig.

Verbindung zwischen Darmbakterien und Stimmung

Eine besondere Untergruppe der NHS2-Teilnehmerinnen stellte Stuhlproben für weiterführende Analysen zur Verfügung. Dabei fiel auf: Menschen mit einem hohen Verzehr von Zitrusfrüchten wiesen höhere Konzentrationen des Bakteriums Faecalibacterium prausnitzii auf. Von dieser Bakterienart wird vermutet, dass sie eine positive Wirkung auf die psychische Gesundheit hat.

Auch eine separate Untersuchung mit Daten aus der Men’s Lifestyle Validation Study bestätigte diesen Zusammenhang: Ein hoher F. prausnitzii-Wert korrelierte mit einem geringeren Depressionsrisiko.

Die Forschenden vermuten, dass dieses Bakterium über den sogenannten S-Adenosyl-L-Methionin-Zyklus I Einfluss auf die Produktion von Serotonin und Dopamin nimmt – zwei Neurotransmittern, die für ihre stimmungsaufhellende Wirkung bekannt sind.

Was kommt als Nächstes?

Mehta war von den Ergebnissen überrascht: „Ich denke, die Menschen wissen intuitiv, dass die Lebensmittel, die wir essen, unsere Stimmung beeinflussen. Aber die Forscher beginnen gerade erst, die Einzelheiten zu verstehen.“ Als nächsten Schritt möchte er eine klinische Studie durchführen, um den kausalen Zusammenhang weiter zu erforschen.

Es gibt einen riesigen ungedeckten Bedarf an Behandlungsmöglichkeiten für Depressionen, und der Verzehr von Zitrusfrüchten hat eigentlich keine größeren Nebenwirkungen, es wäre also großartig zu sehen, wie sehr diese einfache Behandlung helfen kann.

Die Forschung zu Ernährung und psychischer Gesundheit steht noch ganz am Anfang. Doch die aktuelle Studie liefert spannende Hinweise darauf, dass unsere Ernährung eine weit größere Rolle spielt, als bislang angenommen.

Quellenhinweis:

Samuthpongtorn, C., Chan, A.A., Ma, W. et al. (2024): F. prausnitzii potentially modulates the association between citrus intake and depression. Microbiome 12, 237.