Polarforschung in der Antarktis unter extremen Bedingungen - Leben und arbeiten auf der Neumayer-Station III
Extreme Kälte und heftige Schneestürme begleiten die Arbeit und das Leben auf der Forschungsstation Neumayer III in der Antarktis. Trotz der widrigen Bedingungen arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ganzjährig im ewigen Eis, unter anderem um die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels besser zu verstehen.

Die Neumayer-Station III auf dem Ekström-Schelfeis im atlantischen Sektor der Antarktis wurde 2009 in Betrieb genommen und ist die Basis für die deutsche Antarktisforschung. Betrieben wird die Forschungsstation vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) mit Sitz in Bremerhaven, die Station ist trotz widriger Bedingungen das ganze Jahr über besetzt.
Die Antarktis ist ein gefährlicher und faszinierender Ort zugleich. Es ist der südlichste Kontinent der Erde und umgibt den geographischen Südpol. Die Antarktis ist mit 13,5 Millionen Quadratkilometern größer als Australien und 37 Mal so groß wie Deutschland. Dabei sind rund 98 Prozent der Landfläche mit Eis bedeckt, welches fast 70 % des weltweiten Süßwassers speichert. Das Klima ist extrem kalt mit häufigen Schneestürmen und Temperaturen, die im Winter auch unter -60°C sinken können. Es gibt in der Antarktis keine ständig lebende Bevölkerung, nur Forschende und Personal leben dort zeitweise. Der politische Status ist durch den im Jahr 1959 geschlossenen Antarktisvertrag geregelt , der besagt, dass der Kontinent ausschließlich für friedliche und wissenschaftliche Zwecke genutzt werden darf.
Bauweise an die extremen Bedingungen angepasst
Ohne die richtige Ausrüstung ist der Aufenthalt im ewigen Eis tödlich, doch verbirgt die Antarktis unverzichtbare Datenschätze, mit denen wir unseren Planeten besser verstehen. Das AWI betreibt deshalb die Forschungsstation Neumeyer III, nur wenige Kilometer von ihren Vorgängerstationen (I+II) entfernt, in der Atka-Bucht. Mit dem Skidoo ist das Meereis in nur wenigen Minuten zu erreichen und Eisbrecher können an der Eiskante sozusagen direkt vor der Haustür anlegen.
112 days in this wonderful place where I was allowed to learn not only about the fast ice in #AtkaBay but also a lot about the snow of all kinds - the precursor of the shelf and land ice beneath. Thanks to all people at #NeumayerStation for this memorable time @AWI_Media ️ pic.twitter.com/mij2BlEUAm
— Stefanie Arndt (@arndt_st) March 2, 2023
Die Bauweise der Station ist an die widrigen Bedingungen angepasst, denn rund 40 Zentimeter schiebt sich das rund 200 Meter dicke Schelfeis in Richtung der Küste. Dazu kommt noch ein schier endloser Zutrag an Schnee. Die Forschungsstation steht deswegen auf 16 hydraulischen Stützen und wächst mit der Schneedecke mit. Sie befindet sich dadurch etwa sechs Meter über dem Eis.
Mindestens bis 2035 soll die Forschungsstation im Dienst bleiben, dann droht das Schelfeis, auf dem sie mit ihren 2.300 Tonnen Gewicht steht, an der Meereskante als Eisberg abzubrechen. Wenn die Station erst einmal ihr vorgesehenes Alter erreicht hat, kann sie bis auf die letzte Schraube rückgebaut werden, sodass die Spuren der Forschung in dieser schützenswerten Region so gering wie möglich bleiben. In den Sommermonaten finden rund 50 Menschen Platz auf der Neumayer III und im antarktischen Winter gibt es ein kleines Team, dass für etwa 8 Monate auf der Station überwintert. In dieser Zeit ist die Station nicht erreichbar und auch keine Rettung von dort möglich.
Klimawandel auch in der Antarktis messbar
Der Klimawandel ist ein zentraler Forschungsschwerpunkt in der Antarktis. An der Neumeyer-Station werden schon seit 1981 kontinuierlich vom AWI Daten für die Klimaforschung gemessen. Täglich starten Radiosonden an einem Wetterballon, messen Temperatur, Luftfeuchte, Luftdruck und Wind. Das geophysikalische Observatorium misst die Veränderungen des Magnetfelds der Erde in einer zehn Meter tiefen Eishöhle.
Die bisherigen Klimaforschungsergebnisse zeichnen dabei das Bild einer zweigeteilten Polarregion. Während über dem östlichen Teil der Antarktis die Durchschnittstemperatur noch stabil bleibt oder sogar sinkt, gibt es in der Westantarktis und insbesondere an der Antarktischen Halbinsel Belege für eine rasche Erwärmung. Würde das gesamte bis zu 5 Kilometer dicke Eis der Antarktis schmelzen, dann stiege der globale Meeresspiegel um 58 Meter.
Quellenhinweise/Links:
https://www.awi.de/flotte-stationen/stationen/neumayer-station-iii.html
https://www.zdfheute.de/politik/deutschland/antarktis-forschung-neumayer-iii-100.html