Extreme Regenfälle: Sind steigende Temperaturen schuld an häufigen Sturzfluten? Forscher entdecken neuen Zusammenhang
Forscher haben nun untersucht, wie sich solche Niederschläge mit der Temperatur verändern. Das Thema beschäftigt die Wissenschaft seit Jahrzehnten.

Sturzfluten, die durch extreme Regenfälle ausgelöst werden, stellen eine zunehmende Bedrohung für Mensch und Infrastruktur dar, besonders in dicht besiedelten Städten. Neue Forschungsergebnisse zeigen nun, dass höhere Temperaturen die Menge an Dauerregen und kurzen Regenschauern erhöhen. Zudem steigen bei Kombination beider Niederschlagsarten die Wassermengen noch stärker an.
Wissenschaftler der Universität Potsdam und des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) in Bremen haben nun untersucht, bei welchen Wetterbedingungen Sturzfluten entstehen. Die Studie wurde kürzlich im Fachjournal Nature Geoscience veröffentlicht.
Beziehung von Temperatur und Wasserdampf
Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Klimaforscher mit der Frage, wie sich extreme Niederschläge mit steigender Temperatur verändern. Grundlage vieler Überlegungen ist die sogenannte Clausius-Clapeyron-Beziehung, nach der bei wärmeren Temperaturen der Wasserdampfgehalt in der Luft zunimmt.
Doch im Jahr 2008 stellte eine niederländische Studie die Gültigkeit dieser Annahme infrage: Die damaligen Forscher fanden heraus, dass extreme Niederschläge, insbesondere Gewitterregen, um bis zu 14 Prozent pro Grad Celsius zunehmen können – eine Verdopplung der Clausius-Clapeyron-Vorhersage. Diese Entdeckung führte zu intensiven wissenschaftlichen Debatten und über tausend weiteren Studien, die jedoch bislang zu keinem endgültigen Urteil kamen.
Niederschlagsarten erklären Extremregen
Ein zentrales Problem der bisherigen statistischen Analysen war die Vermischung verschiedener Niederschlagsarten. Die neue Studie trennt erstmals systematisch zwischen stratiformem Dauerregen und konvektivem Gewitterregen.
– Nicolas Da Silva von der Universität Potsdam
Betrachtet man nur reine Gewitterregen, steigt die Niederschlagsmenge bei höheren Temperaturen entsprechend der Clausius-Clapeyron-Theorie an. „Das Ergebnis ist verblüffend: Betrachtet man nur klare Gewitterregen und untersucht Extremwerte bei jeder Temperatur, entspricht der Anstieg nahezu perfekt der Clausius-Clapeyron-Theorie“, sagt Jan O. Härter, der ebenfalls an der Universität Potsdam sowie am ZMT in Bremen forscht.
Auch bei isolierten stratiformen Niederschlägen stimmen die Messwerte mit der klassischen Theorie überein. Der scheinbar doppelt so starke Anstieg, der 2008 beschrieben wurde, tritt nur dann auf, wenn beide Regentypen in Kombination betrachtet werden. Die Forscher interpretieren das als rein statistischen Effekt und sehen darin die Lösung einer langjährigen wissenschaftlichen Kontroverse.
Gleichzeitig weist die Studie auf Wolken-Clustersysteme hin, die sowohl Gewitter- als auch stratiforme Wolken enthalten. Solche Systeme sind für einen Großteil der extremen Regenfälle verantwortlich, die Sturzfluten auslösen können.
Die neuen Erkenntnisse könnten die Risikoanalysen im Hochwasserschutz verbessern. Städteplaner und Katastrophenschutzbehörden könnten künftig gezielter auf die zunehmenden Gefahren durch extreme Wetterereignisse reagieren.
Quellenhinweis:
Da Silva, N. A., & Haerter, J. O. (2025): Super-Clausius-Clapeyron scaling of extreme precipitation explained by shift from stratiform to convective rain type. Nature Geoscience.