"Das ist sehr besorgniserregend" - Europa: Klimawandel befeuert Superzellen-Gewitter – gefährliche Ereignisse nehmen zu
Für den europäischen Raum stellen sommerliche Superzellen-Gewitter eines der zerstörerischsten Wetterphänomene dar. Neben Gebäudeschäden, Ernteausfällen und Schäden an der Infrastruktur werden auch immer wieder Verletzte und Tote beklagt.

Superzellen-Gewitter gehören zu den bedrohlichsten Wetterphänomenen Europas. Sie entstehen meist im Sommer, wenn warme, feuchte Luftmassen heftig in die Höhe steigen und in Rotation geraten. Das Resultat sind Stürme mit enormen Windgeschwindigkeiten, Hagel und Starkregen.
Forschende der Universität Bern und der ETH Zürich haben nun untersucht, wie der Klimawandel solche Extremwetterlagen verändert. Grundlage war eine neu entwickelte digitale Karte, welche die Häufigkeit und Entwicklung solcher Gewitterzellen detaillierter darstellt als bisherige Modelle. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Science Advances veröffentlicht.
Wetterradare sind in Europa zwar verbreitet, doch die Netze unterscheiden sich von Land zu Land erheblich und arbeiten nur selten nahtlos zusammen. „Das macht eine länderübergreifende, flächendeckende Erfassung und Analyse schwierig“, erklärt Studienautorin Monika Feldmann vom Mobiliar Lab.
Abgleich mit realen Daten
Das Forschungsteam vom Geographischen Institut, dem Oeschger-Zentrum für Klimaforschung und dem Mobiliar Lab für Naturrisiken an der Universität Bern sowie vom Institut für Atmosphären- und Klimawissenschaften der ETH Zürich nutzte ein neuartiges Klimamodell mit einer Auflösung von 2,2 Kilometern. Dadurch konnten einzelne Superzellen präzise simuliert werden.

Die Forschenden simulierten die Entwicklung von Superzellen-Gewittern über einen Zeitraum von elf Jahren und verglichen die Ergebnisse mit realen Beobachtungen zwischen 2016 und 2021.
– Monika Feldmann vom Mobiliar Lab, korrespondierende Autorin
Das Modell erfasse nur Stürme, die eine Ausdehnung von mindestens 2,2 Kilometern haben und länger als eine Stunde dauern, sagt Feldmann. Kleinere und kurzlebigere Zellen bleiben außen vor. Dennoch sei laut Forschungsteam die Übereinstimmung zwischen Modell und Realität bereits bemerkenswert hoch.
Alpenraum bleibt Hotspot
Die Analyse zeigt, dass vor allem der Alpenraum auch zukünftig ein Zentrum für Superzellen-Gewitter bleiben wird. Bereits heute treten sie dort überdurchschnittlich häufig auf: pro Saison rund 38 Mal am Alpennordhang und 61 Mal am Südrand.
Gleichzeitig nimmt die Häufigkeit auf der Iberischen Halbinsel und im Südwesten Frankreichs ab. Insgesamt wird für ganz Europa ein Plus von rund elf Prozent prognostiziert.
Regionale Folgen
Während manche europäische Regionen stärker gefährdet sind, können andere sogar eine Abnahme beobachten, sagt Feldmann. Dennoch bedeutet die erwartete Zunahme im Alpenraum und in Teilen Zentral- und Osteuropas eine große Herausforderung für Bevölkerung, Landwirtschaft und Infrastruktur.
Denn Superzellen sind zwar selten, richten aber überdurchschnittlich viel Schaden an. Schon wenige solcher Gewitter können einen Großteil der jährlichen Kosten durch Wetterereignisse verursachen.
Mit zunehmender Häufigkeit steigen auch die Gefahren für Menschenleben und Eigentum. Straßen und Bahnverbindungen können durch Hagel und Überschwemmungen blockiert werden, der Landwirtschaft drohen erhebliche Ernteverluste.
„Je besser wir verstehen, unter welchen Umständen diese Stürme entstehen, desto besser können wir uns dagegen wappnen“, fasst Feldmann zusammen. Das Forschungsvorhaben soll insgesamt Vorhersagen verbessern und dabei helfen, Risiken genauer einschätzen zu können.
Quellenhinweis:
Feldmann, M., Blanc, M., Brennan, K. P., Thurnherr, I., Velasquez, P., Martius, O., & Schär, C. (2025): European supercell thunderstorms – A prevalent current threat and an increasing future hazard. Science Advances.