Hurrikansaison 2025: Gabrielle wirbelt über den Atlantik – Europa blickt auf mögliche Auswirkungen
Interessanterweise begann die Hurrikansaison 2025 zunächst ausgesprochen ruhig. Bis weit in den Juli hinein wurden kaum tropische Systeme registriert. Experten führen diesen verhaltenen Start auf mehrere Faktoren zurück: starke Windscherung, weit verbreiteter Saharastaub über dem Atlantik sowie der Einfluss eines moderat ausgeprägten El-Niño-Phänomens, das typischerweise die Bildung tropischer Wirbelstürme im Atlantik hemmt.

Doch mit dem Temperaturanstieg des Meeres ab August drehte sich die Lage: Die tropische Aktivität nahm deutlich zu. Mittlerweile zählt das National Hurricane Center bereits sieben benannte Stürme, darunter auch den aktuellen Hurrikan Gabrielle.
Die atlantische Hurrikansaison 2025 nimmt mit Gabriel wieder Fahrt auf
Der tropische Wirbelsturm Gabrielle, zeitweise ein Hurrikan der Kategorie 3, sorgt derzeit über dem zentralen subtropischen Atlantik für Aufsehen. Gleichzeitig beobachten Meteorologinnen und Meteorologen des US-amerikanischen National Hurricane Center (NHC) zwei tropische Wellen, die in den kommenden Tagen Entwicklungspotenzial aufweisen – mit möglichen Folgen für die Karibik und den westlichen Atlantikraum. Auch Europa könnte indirekt betroffen sein, wenngleich nicht durch einen klassischen Hurrikan.
Gabrielle: Vom Major Hurricane zum ex-tropischen Tiefdrucksystem
Gabrielle erreichte zwischenzeitlich Windgeschwindigkeiten von über 180 km/h und zählte damit zu den stärksten Wirbelstürmen dieser Saison. Derzeit zieht das Zentrum des Sturms über den offenen Atlantik in nordöstlicher Richtung. Doch der Sturm verliert an Kraft. Gründe dafür sind kühleres Wasser, trockene Luftschichten in der mittleren Atmosphäre und zunehmende Windscherung – Faktoren, die klassische tropische Systeme schwächen und letztlich auflösen.
Nach Einschätzung des NHC wird Gabrielle in den kommenden Tagen seine tropischen Eigenschaften vollständig verlieren. Er entwickelt sich zu einem sogenannten ex-tropischen Tief, das meteorologisch zwar weniger strukturiert ist, aber dennoch regional signifikante Wetterwirkungen entfalten kann.
Europa im Blick: Azoren und Iberische Halbinsel im potenziellen Einflussbereich
Ein direkter tropischer „Landfall“ in Europa – also das Auftreffen eines intakten Hurrikans – ist klimatisch ausgeschlossen. Die Wassertemperaturen und atmosphärischen Bedingungen im europäischen Raum reichen nicht aus, um tropische Zyklogenese aufrechtzuerhalten.
Dennoch könnten die Überreste Gabrielles, vor allem in Form eines großräumigen Tiefdruckkomplexes, Auswirkungen auf Teile Europas haben.
- Azoren: Bereits gegen Ende der Woche könnten die portugiesischen Atlantikinseln erste Wetterfolgen spüren. Prognostiziert werden erhöhte Niederschläge, auffrischender Wind sowie hoher Seegang.
- Iberische Halbinsel: Anfang kommender Woche ist es möglich, dass Teile Nordwestspaniens und Portugals von den Ausläufern erfasst werden. Je nach Zugbahn variieren die Szenarien jedoch stark. Ein Abdriften Gabrielles nach Nordosten würde die Auswirkungen abschwächen, ein direkter Zug nach Osten könnte markanter ausfallen.
Für Mitteleuropa wird nach aktuellem Stand kein direkter Einfluss erwartet.
Zwei neue Systeme in den Startlöchern
Neben Gabrielle beobachten Expertinnen und Experten zwei weitere tropische Systeme mit Entwicklungspotenzial:
- Tropische Welle östlich der Kleinen Antillen:
Etwa 1.600 Kilometer östlich der Inselgruppe zeigt sich ein deutlich strukturierteres System. Die atmosphärischen Bedingungen – warmes Wasser und geringe Windscherung – begünstigen eine weitere Organisation. - Entwicklungschance: 30 % in den nächsten 48 Stunden, 80 % innerhalb einer Woche.
- Zugrichtung: West-Nordwest bis Nordwest, möglicherweise über den mittleren Atlantik hinweg.
- Gefahr: Sollte sich das System weiterentwickeln, könnte es sich zu einem tropischen Sturm oder sogar Hurrikan intensivieren.
- Zweite Welle nahe der Leeward Islands:
Rund 150 Kilometer östlich dieser Inselgruppe sorgt eine weitere Welle für starke Schauer und Gewitter – bislang jedoch ohne tropische Organisation. - Kurzfristige Entwicklungschance: Gering (10 % in 48 Stunden), mittelfristig moderat (50 % in 7 Tagen).
- Betroffene Regionen: Leeward Islands, Puerto Rico, Jungferninseln – teils heftiger Regen, lokal Sturmböen und Überschwemmungsgefahr.
- Späterer Verlauf: Ein Abbiegen in Richtung Nordwesten ist möglich, mit potenzieller Entwicklung nahe der Bahamas.
The National Hurricane Center has now designated two tropical waves in the Atlantic as Invest 93L and Invest 94L, with the latter being the bigger concern for the U.S. Check out this video for the latest update. https://t.co/CmstOBqf0l pic.twitter.com/KWCPtnFSYZ
— The Weather Channel (@weatherchannel) September 23, 2025
Meteorologische Einordnung: Entwicklung abhängig von komplexen Wechselwirkungen
Die Entstehung und Entwicklung tropischer Systeme ist ein fein abgestimmtes Zusammenspiel aus mehreren Faktoren:
- Meerestemperaturen: Oberflächenwasser über 26 °C ist Grundvoraussetzung für tropische Intensivierung.
- Windscherung: Große Unterschiede zwischen Boden- und Höhenwindgeschwindigkeiten wirken destabilisierend.
- Trockene Luft: Führt zu einem Kollaps der Gewitteraktivität im Sturmzentrum.
Während die südlichere Welle günstige Bedingungen vorfindet, kämpft das zweite System noch mit trockener Luft und unregelmäßiger Zirkulation.
Quellen
National Hurricane Center (NOAA), Tropical Weather Outlook, Stand: 23. September 2025
Quelle: The Weather Network, „2025 Atlantic hurricane season sees its seventh named storm Gabrielle“, 22.09.2025