„Experte hat bösen Verdacht“ – warum der Oktober so still ist: Hochdruck, Dunst und kein Wind statt Herbststürme

Ein stabiles Hoch über Mitteleuropa hält den Herbst im Würgegriff – Regen, Wind und Drachen steigen bleiben stumm. Was steckt dahinter?

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Bis weit in die Monatsmitte hinein ist keine Wetteränderung in Sicht.

Was wir gerade erleben, ist meteorologisch kein Zufall: eine lang anhaltende Hochdrucklage, oft als „Omega-Wetterlage“ bezeichnet, dominiert das Wettergeschehen in Mitteleuropa und blockiert jegliche Sturmsysteme. In dieser Konstellation liegt ein stabiles Hoch über Mitteleuropa, flankiert von Tiefdruckgebieten, die nicht durchbrechen können – sie werden förmlich abgewehrt wie bei einem Schildwall.

Das Resultat: kaum Regen, kaum Wind, kaum Wetter – höchsten gelegentlicher Niesel oder Dunst sind noch im Anflug. Die nächsten 10–14 Tage dürfte sich daran wenig ändern – es bleibt überwiegend ruhig, mit Hochnebel, Dunst und gelegentlichem Grau.

War der Oktober je ein Sturmmonat?

Historisch galt der Oktober in Mitteleuropa nicht automatisch als „Sturmmonat“, aber er war schon öfter Schauplatz kräftiger Herbststürme. So wüteten etwa Sturmtief Xavier im Oktober 2017 mit Orkanböen über Deutschland. Auch Herwart Ende Oktober 2017 brachte schwere Böen mit – über 140 km/h in der flachen Landschaft. In früheren Jahrhunderten ist von wilden Herbststürmen in Chroniken zu lesen – doch das heißt nicht, dass jeder Oktober stürmisch war.

Zudem hängt Sturmaktivität stark von der Großwetterlage ab: Wenn Tiefdrucksysteme aus dem Atlantik oder Skandinavien stark genug sind und auf Kontraste treffen, dann tobt der Sturm, sonst bleibt’s ruhig. Früher war das statistisch häufiger – aber kein Gesetz der Natur.

Hat der Klimawandel den Oktober umgestaltet?

Hier wird es spannend – und genau an dieser Stelle kommt das ins Spiel, was Meteorologen derzeit umtreibt. „Experte hat bösen Verdacht“, titeln einige Fachportale sinngemäß: Der Klimawandel könnte tatsächlich Einfluss auf die Häufigkeit und Dauer von stabilen Hochdrucklagen haben.

Der Klimawandel beeinflusst Wetterextreme und verschiebt Wahrscheinlichkeiten: Weniger klassische Tiefdruckzüge, mehr blockierende Muster. Untersuchungen zeigen, dass die Temperaturanstiege in Deutschland seit 1881 vor allem im Frühjahr und Sommer ausgeprägt sind – aber der Herbst zeigt neue Stabilitätstrends. Solche langlebigen Hochdrucklagen, die sich festsetzen wie Beton, könnten mit der Erwärmung zunehmen.


Doch: Nicht der Klimawandel „hat den Oktober kaputt gemacht“, sondern er verändert die Atmosphäre so, dass Bewegung seltener, Stillstand häufiger wird.

Warum passiert jetzt so wenig?

Der Hauptgrund ist das stabile Hochdrucksystem, das über Wochen hinweg das Wettergeschehen dominiert und Tiefdruckausläufer einfach abblockt. Die Modelle prognostizieren wenig Bewegung, nur vereinzelt schwache Fronten könnten ansatzweise durchkommen.
Weiterer Faktor: Die Temperaturdifferenzen, die Stürme antreiben, sind im Herbst derzeit geringer – der Atmosphärenantrieb ist schwächer. Zudem fehlen aktuell starke energetische Impulse aus Atlantiktiefs.

Dazu kommt: Nebel, Dunst und Hochnebel entstehen oft in Hochdrucklagen durch Strahlungsinversionen nahe der Erdoberfläche – tagsüber bleibt es trüb, nachts kühlt es stark ab – und der Wind fehlt, um die Luftschichten durchzumischen.

Folgt noch die Wende?

Trotz des momentanen Hochdruckmonopols zeigen manche Modelle Ansätze für eine Wetterwende, insbesondere im weiteren Verlauf des Oktobers. Eine Omega-Wetterlage könnte sich auflösen, Tiefdrucksysteme könnten wieder wirksamer werden. Sollte das geschehen, rückt auch wieder Sturm und Regen ins Spiel.

Aber: Prognosen für drei oder mehr Wochen sind mit großer Unsicherheit behaftet. Es ist kein Automatismus, dass die bislang ruhige Phase abrupt endet – sie kann sich verlängern oder in eine sanfte Auflösung übergehen. Für Meteorologen bleibt das ein spannendes Experiment im realen Atmosphärenlabor.

Fazit: Ein Oktober im Dornröschenschlaf

Ja, es ist „normal genug“ – zumindest meteorologisch erklärbar. Eine langlebige Hochdrucklage kann mehrere Wochen anhalten, auch im Oktober. Ja, der Oktober war historisch gelegentlich stürmisch, aber kein Garant für Wind und Wetter.
Hat der Klimawandel seinen Anteil? Sicher – er verändert Wahrscheinlichkeiten und Atmosphärenreaktionen.

Doch die Natur bleibt chaotisch, nicht berechenbar.
Für die nächsten 10 bis 14 Tage heißt es: Ruhe vor dem Sturm oder Ruhe bis zum Schluss – Dunst, Nebel, trübe Tage. Wer Drachen steigen will, sollte sich gedulden oder ein starkes Windfenster abwarten. Und wenn es doch bald wieder stürmt, wird der „böse Verdacht“ des Experten wohl weiter für Diskussionen sorgen.