Experte erklärt: Winter 2025/26 vor dem Kälteschock? Was der kühle Sommer über Eiswinter & Polarwirbel-Kollaps verrät

Nach einem wechselhaften, kühlen Sommer wächst die Spannung: Droht ein harter Winter? Experten analysieren Polarwirbel, ENSO & Co – und geben eine erste Winterprognose.

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Wieviel Winterwetter gibt´s im Winter 2025/26. Kann man dazu heute schon etwas sagen?


Der Sommer 2025 präsentiert sich bislang ungewöhnlich wechselhaft und zunehmend kühl, vor allem in Mitteleuropa. Doch was bedeutet das für den kommenden Winter 2025/26? Auf den ersten Blick scheint ein kühler Sommer einen ebenso kalten Winter zu versprechen. Doch klimatologisch gibt es keinen direkten Zusammenhang zwischen Sommer- und Winterwetter in unseren Breiten. Viel entscheidender sind großskalige Muster wie die ENSO-Phase, die Beschaffenheit des Polarwirbels und die atmosphärische Zirkulation auf der Nordhalbkugel.

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Dennoch lohnt sich ein Blick auf die Gesamtlage, denn mehrere Indikatoren beginnen sich schon jetzt herauszukristallisieren. Der Wechsel vom Sommer in den Herbst kann erste Hinweise auf mögliche Langfristtrends im Winterverlauf liefern – besonders, wenn man sich die Stratosphäre und den ENSO-Zustand genauer anschaut.

Polarwirbel im Fokus: Stabil oder kollapsgefährdet?

Eine der wichtigsten Einflussgrößen auf den europäischen Winter ist der Polarwirbel – ein starkes Band aus Winden in der Stratosphäre, das sich im Herbst bildet. Ist er stark und stabil, bleibt die Kaltluft in der Arktis eingeschlossen und es droht ein eher milder Winter in Mitteleuropa. Schwächt er sich jedoch oder kommt es gar zu einem sogenannten "Sudden Stratospheric Warming" (SSW), können die Winde umkehren, was zu einem Polarwirbelkollaps führen kann.

In solchen Fällen dringt arktische Kaltluft oft tief nach Europa vor – mit der Gefahr eines Eiswinters. Erste Simulationen deuten darauf hin, dass sich der Polarwirbel im Herbst normal bis leicht unterdurchschnittlich entwickeln könnte – ein potenzieller Risikofaktor für Kältephasen ab Januar.

ENSO-Entwicklung: Von El Niño zu neutral – was bedeutet das?

Auch der Pazifik spielt mit: Der kräftige El Niño 2023/24 ist Geschichte, aktuell (Stand Juli 2025) herrschen abklingende Bedingungen. Viele Modelle prognostizieren für den Spätherbst eine Rückkehr zu neutralen ENSO-Bedingungen, einige deuten sogar auf einen schwachen La Niña bis zum Winterbeginn.

Ein neutraler bis leicht negativer ENSO-Zustand begünstigt tendenziell meridionale Strömungsmuster – das heißt: Häufigere Nord-Süd-Austausche, was Kältewellen wahrscheinlicher macht. Historisch waren La Niña-Winter in Europa oft kälter – allerdings gilt das nicht immer und ist stark von der Nordatlantischen Oszillation (NAO) abhängig.

Wahrscheinlichkeiten: Mild, normal oder eisig?

Basierend auf aktuellen Modellen und telekonnekten Mustern ergibt sich folgendes Bild: Die Wahrscheinlichkeit für einen insgesamt milden Winter liegt derzeit bei etwa 40 %, für einen durchschnittlich temperierten Winter bei 35 %. Die Chance auf einen kalten bis sehr kalten Winter liegt somit bei immerhin 25 % – das ist höher als in vielen Vorjahren.

Dabei wird der Verlauf entscheidend sein: Auch ein milder Winter kann extreme Kältewellen enthalten, wenn der Polarwirbel schwächelt. Vor allem Januar und Februar 2026 könnten bei entsprechender Stratosphärenkonstellation scharfe Kälteeinbrüche bringen – das ist besonders relevant für Energieversorgung und Infrastruktur.

Fazit: Frühwarnzeichen nehmen zu – noch kein Grund zur Panik

Noch ist es zu früh für eine belastbare Winterprognose, doch die Frühindikatoren zeigen: Der Winter 2025/26 könnte abwechslungsreicher und potenziell kälter werden als viele seiner Vorgänger. Der aktuell kühle Sommer ist kein Garant für Frost – aber er weist auf einen schwächelnden Wärmeüberschuss hin, der in Kombination mit einem instabilen Polarwirbel ein Eiswinter-Risiko birgt.

Entscheidend werden die Entwicklungen im September und Oktober sein, wenn sich die Stratosphäre strukturiert und die ENSO-Projektionen konkreter werden. Wer jetzt schon Heizöl oder Holz bunkert, handelt also nicht ganz irrational – auch wenn die größte Kältegefahr erst nach Neujahr droht