Schnee, Eislauf und Pfefferkuchen: Ist dies Europas heimliche Weihnachts-Hauptstadt?

Mittelalterlichs Erbe, traditionelle Handwerkskunst und nordische Kreativität verbinden sich in Estland zu einem unwiderstehlichem Weihnachts-Cocktail. Jazz und Kunst gehören so zuverlässig dazu wie winterliche Kälte.

Tallinn
Märchenhaft ist der Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz von Tallinn. Foto: Adobe Stock

Wenn der erste Schnee fällt - und das geschieht hier noch immer relativ früh - und sich auf dem Rathausplatz der Duft gebrannter Mandeln ausbreitet, verwandelt sich die kleine estnische Hauptstadt in ein wahres Wintermärchen.

Tallinn gehört zu den stimmungsvollsten Weihnachtsdestinationen Europas. Denn seine Altstadt, seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe, vereint außergewöhnliche mittelalterliche Architektur mit funkelnden Lichtern und einem der ältesten Weihnachtsmärkte in Europa.

Fast 600 Jahre alte Weihnachtstradition

Bereits 1441 wurde auf dem Rathausplatz der erste öffentliche Weihnachtsbaum Europas aufgestellt. Seither entsteht vor der außergewöhnlichen Kulisse der historischen Fassaden rund um den Platz regelmäßig ein weihnachtliches Budenstädtchen mit Holzhütten, Handwerkskunst, Musik und Leckereien. Eröffnung ist am 21. November.

Deftige Blutwurst, süßes Pfeffergebäck und Glühwein gibt es hier ebenso wie zahlreiche Beispiele von Tallinns erlesenem Kunsthandwerk. Denn die IT-Kapitale ist außer für den ausgeprägten Innovationsgeist ihrer Bewohner auch für deren Kreativität berühmt. Ob gestrickt, getöpfert, gezimmert, gezeichnet oder geklebt - die Erzeugnisse estnischer Ateliers und Werkstätten sind originelle, liebevoll hergestellte Unikate.

Rund 300.000 Gäste aus aller Welt lassen sich jedes Jahr von dieser besonderen Mischung aus Tradition, Kreativität und nordischem Zauber anstecken. Dabei ist der Markt auf dem Rathausplatz zwar das Zentrum des weihnachtlichen Treibens, doch auch an anderen Ecken der Stadt entstehen im Advent weihnachtliche Inseln der Kreativität und Kultur.

Spannend ist auch der Weihnachtsmarkt der Estnischen Kunstakademie (EKA) am 20. und 21. Dezember. Rund 80 Studierende und Absolventen stellen auf fünf Etagen Designobjekte, Mode und Kunst aus.

Märchenzauber und Schlittschuhlauf

In versteckten Innenhöfen werden Märchenszenen inszeniert. Vom späten Nachmittag an leuchtet hier zudem ein Meer aus Lichtern – stimmungsvoll für große und kleine Märchenfans.

Schlittschuh-Fans finden auf der Eisbahn neben der Nikolaikirche ihr Glück. Anfang Dezember eröffnet sie und ermöglicht bis Ende März jeden Tag Eislauf unterm Winterhimmel.

Im Kreativ-Quartier Telliskivi verwandeln sich Ateliers und Designstudios am Wochenende vor Weihnachten in ein winterliches Wunderland. Kunst, Keramik, Schmuck und Strickwaren geben hier Anregungen für außergewöhnliche Weihnachtsgeschenke.

Weihnachts-Jazz und Orgelkonzerte

Musikalisch schafft das Christmas Jazz Festival vom 28. November bis zum 15. Dezember Weihnachtsstimmung. Von Ende November bis Mitte Dezember treten internationale Jazzgrößen und lokale Musiker in Tallinns Konzertsälen auf. Besinnlicher sind die traditionellen Orgel- und Chorkonzerte in der Nikolaikirche, der Domkirche und der Heiliggeistkirche.