Wasser statt Weizen! Acker ade! 13 Millionen Bauern verlieren ihr Land und ihre Existenz!

Der weltweite Anstieg des Meeresspiegels bedroht Millionen landwirtschaftlicher Haushalte in Küstenregionen. Eine aktuelle Studie, die auf dem internationalen Treffen der EGU General Assembly 2025 vorgestellt wurde, zeigt die Dringlichkeit des Problems auf.

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Steigender Meeresspiegel bedroht Küsten und die Lebensgrundlage von Millionen Bauern weltweit.

Demnach leben weltweit etwa 13 Millionen Bauernfamilien in sogenannten 1-zu-100-Jahre-Flutgebieten – also Gebieten, die statistisch mindestens einmal in hundert Jahren von Überschwemmungen betroffen sind. Diese Familien bauen 23 der wichtigsten Nutzpflanzen weltweit an.

DYNAMO-M: Modell zur Analyse der Reaktionen von 13 Millionen Bauern auf Küstenrisiken

Die Studie verwendet das innovative Simulationsmodell DYNAMO-M, das das Verhalten der Bauern unter Berücksichtigung von Küstenflutrisiken und der zunehmenden Versalzung der Böden analysiert.

Das Modell basiert auf der sogenannten Theorie der subjektiven erwarteten Nützlichkeit, die davon ausgeht, dass Haushalte ihre Entscheidungen so treffen, dass sie ihren Nutzen oder ihre Lebensqualität maximieren.

Anpassung, Verbleib oder Migration – Entscheidungsoptionen der Bauern

Dabei stehen den Bauern drei Hauptoptionen offen:

  • Bleiben und Verluste akzeptieren: Sie bleiben auf ihrem Land, nehmen aber die Ernteverluste und Schäden durch Salzwassereinbruch und Überflutungen in Kauf.
  • Bleiben und anpassen: Sie bleiben ebenfalls, passen sich jedoch aktiv an – zum Beispiel durch den Anbau salztoleranter Pflanzen oder durch bauliche Maßnahmen wie den Hochwasserschutz.
  • Migration: Sie verlassen ihr Land und ziehen in sicherere, weiter landeinwärts gelegene Gebiete.

Gefährdete Regionen mit hohen Migrationsraten

Besonders gefährdete Regionen mit erwarteten großen Bevölkerungsbewegungen sind die Küstengebiete Floridas, New Yorks und Oregons in den USA, aber auch die Küsten Japans, Chinas, der Philippinen und Italiens.

Steigender Meeresspiegel: Ursachen und Geschwindigkeit

Der globale Meeresspiegel ist seit Anfang des 20. Jahrhunderts um etwa 15 bis 25 Zentimeter gestiegen.

Zwischen 1993 und 2022 betrug der Anstieg im Mittel 9,57 cm, entsprechend einer jährlichen Steigerungsrate von rund 3,3 ± 0,3 Millimeter – eine Rate, die sich in den letzten Jahrzehnten fast verdoppelt hat.

Der Anstieg wird hauptsächlich durch die Erwärmung der Ozeane verursacht, die das Wasser thermisch ausdehnen lässt.

Regionale Unterschiede beim Meeresspiegelanstieg

Der Anstieg des Meeresspiegels ist jedoch regional sehr unterschiedlich. Faktoren wie das Absinken oder Heben des Bodens, Küstenerosion und regionale Meeresströmungen führen dazu, dass manche Küstenregionen stärkere oder geringere Anstiege als der globale Durchschnitt erleben.

So ist beispielsweise im Baltischen Meer der Meeresspiegel zwischen 1993 und 2022 mit etwa 4,8 mm pro Jahr deutlich schneller gestiegen als global.

Die Folgen für die Küstengebiete sind vielfältig und gravierend

Neben direkten Schäden durch Überschwemmungen und Erosion führt das Eindringen von Salzwasser zu einer Versalzung von Böden und Grundwasser, was die landwirtschaftliche Produktivität erheblich beeinträchtigt und die Trinkwasserversorgung gefährdet.

Diese Entwicklung bedroht besonders die Lebensgrundlage der Millionen Bauern in Küstennähe.

Bedrohung wichtiger Küstenökosysteme

Darüber hinaus sind wichtige Küstenökosysteme wie Mangrovenwälder, Salzmarschen und Korallenriffe stark gefährdet. Diese Ökosysteme sind nicht nur bedeutende Biodiversitäts-Hotspots, sondern fungieren auch als natürliche Schutzbarrieren gegen Sturmfluten und Erosion.

Zukunftsprognosen: Weitere Anstiege und deren Folgen

Prognosen zufolge wird der Meeresspiegel bis 2050 um weitere 10 bis 25 Zentimeter steigen.

  • Bis zum Jahr 2100 wird mit einem Anstieg zwischen 30 und 60 Zentimetern gerechnet, falls es gelingt, die Treibhausgasemissionen drastisch zu reduzieren.
  • Ohne wirksame Emissionsminderungen könnte der Anstieg bis zu einem Meter oder mehr betragen.
Steigende Fluten, Küstenstädte, Klimawandels
Steigende Fluten bedrohen Küstenstädte weltweit – ein Zeichen des Klimawandels.

Betroffene Bevölkerung und ökonomische Schäden

Rund 900 Millionen Menschen – etwa 10 % der Weltbevölkerung – leben heute in niedrig gelegenen Küstengebieten, die durch den Meeresspiegelanstieg zunehmend bedroht sind. In Europa sind dies mehr als 50 Millionen Menschen.

Die ökonomischen Folgen sind erheblich: Allein die jährlichen Schäden durch Küstenüberschwemmungen in Europa werden aktuell auf etwa 1,25 Milliarden Euro geschätzt.

Ohne verbesserte Anpassungsmaßnahmen könnten diese Schäden um das Zwei- bis Dreifache oder mehr steigen, mit globalen Schadenspotenzialen in Billionenhöhe bei einem Anstieg von 1,3 Metern.

Quellen

Pandey, K., de Bruijn, J., de Moel, H., Botzen, W., & Aerts, J. C. J. H. (2025). How will 13 million global farming households respond to coastal flooding and salt intrusion under sea level rise? DYNAMO-M. EGU General Assembly 2025.

Copernicus Ocean State Report (2023). Trends in global sea level rise and coastal impacts. European Union.