Randvoll und kein Abfluss: Ostsee erreicht höchsten Pegelstand seit Jahrzehnten – Experten warnen vor Hochwasserfolgen

Ungewohnter Anblick an der Küste: Wo sonst Strandkörbe stehen, schlägt jetzt die Ostsee gegen Promenaden. Eine meteorologische Kettenreaktion sorgt für historisch hohe Pegel – mitten im Sommer.

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Randvoll bis zur Ente: Die Ostsee steigt und Strände schrumpfen unter dem höchsten Wasserstand seit Jahrzehnten.

Die Ostsee sorgt derzeit für staunende Gesichter – und nasse Füße. Auf Usedom und Rügen drang das Wasser zuletzt bis an Treppen, die sonst zum Strand führen.

In vielen Regionen war der Strand zeitweise vollständig verschwunden. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) bestätigt: Der Füllstand der Ostsee ist derzeit „außergewöhnlich hoch“.

Westwinde und Tiefdruck: Natur spielt Badewanne voll

Die Ursache für diese ungewöhnliche Entwicklung liegt in einer Reihe meteorologischer Besonderheiten. Laut BSH haben anhaltende Westwinde und mehrere Tiefdruckgebiete im Mai und Juni zu einer sogenannten „Vorfüllung“ der Ostsee geführt.

Das bedeutet: Über Wochen hinweg wurde kontinuierlich Wasser in das Binnenmeer gedrückt – ohne dass es in gleichem Maße wieder abfließen konnte.

Rekordwert: Höchster Wasserstand seit 25 Jahren

Die Pegelstation Landsort, betrieben vom schwedischen Meteorologischen und Hydrologischen Institut (SMHI), misst den Wasserstand zentral in der Ostsee. Sie gilt als Referenz für alle Ostseeanrainer, da sie kaum von lokalen Einflüssen betroffen ist.

Im Juni 2025 wurde dort der höchste durchschnittliche Wasserstand seit Beginn des 21. Jahrhunderts registriert – ein deutlicher Hinweis auf die besondere Lage.

Hochwasser mitten im Sommer – ein Wetterphänomen

Normalerweise treten derart hohe Wasserstände vor allem im Herbst und Winter auf. Der Frühling und Frühsommer hingegen gelten traditionell als „niedrigwasserreiche“ Zeit. Dass es nun bereits im Juli zu solch extremen Werten kommt, ist laut BSH „bemerkenswert“.

Verstopfter Abfluss: So funktioniert das Ostsee-System

Veranschaulicht wird die Lage mit einem anschaulichen Vergleich: Die Ostsee sei wie eine riesige Badewanne. Der einzige Weg für Wasser hinein oder hinaus führt über den Öresund und die Beltsee.

Doch aktuell ist dieser „Abfluss“ gewissermaßen verstopft.

Westliche Winde drücken weiterhin Wasser hinein – der Abfluss zum Kattegat ist jedoch blockiert. Dadurch steigt der Pegel stetig weiter an.

Kleine Winde – große Wirkung: Pegel steigt trotzdem

Die Analysen des BSH zeigen zudem: Selbst bei moderaten Windbedingungen kann es bei bereits hohem Füllstand zu deutlich erhöhten Wasserständen kommen.

Das erklärt auch die Bilder der überfluteten Strände vom vergangenen Wochenende. Die Ostsee ist derzeit nicht nur „randvoll“ – sie rückt auch näher als gewöhnlich.

Quellenhinweis

Facebook‑Post des BSH mit dem Titel „Badewanne Ostsee: Randvoll wie lange nicht!“ vom 21. Juli 2025

LinkedIn‑Beitrag des BSH (Unternehmensseite) vom gleichen Tag mit identischem Inhalt