Tropisches Mittelmeer: Wird der Urlaub dort zunehmend unerträglich?

Schon seit Jahren wird das Mittelmeer immer wärmer. Dieses Jahr ist es besonders extrem. Auch an Land gibt es immer heftigere Hitzewellen, Dürren, Waldbrände und Wasserprobleme. Zudem drohen im Herbst durch das warme Wasser heftige Stürme und Unwetter. Welche Auswirkungen hat das auf den Tourismus dort?

Mittelmeer
Kaum noch Abkühlung bietet das teils 30 Grad warme Mittelmeer

Lange Zeit galt die Mittelmeerregion aufgrund der Wärme, Sonne und der Trockenheit im Sommer als das perfekte Reiseziel im Vergleich zum kühlen und wechselhaften Sommer daheim in Mitteleuropa. Doch die Klimaveränderungen haben die Vorzeichen geändert. Der Mittelmeer- Raum ist ein Hotspot des Klimawandels, wie der Weltklimarat (IPCC) in seinem jüngsten Sachstandsbericht befand.

Extreme Hitze, Waldbrände und Wasserknappheit

Die Folgen sind auch für diese Region extreme Hitzewellen, nicht selten um oder über 40 Grad. Dazu verheerende Waldbrände, ausgetrocknete Flüsse und Wassernotstand. Das wird auch am Tourismus nicht spurlos vorübergehen, heißt es in einem Bericht von McKinsey aus dem Jahr 2020. Der Tourismus macht im Durchschnitt 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukt der Mittelmeerländer aus.

In Zukunft wird es noch häufiger und extremer unerträglich heiß in den Sommermonaten. 2050 könnten allein in der nördlichen Mittelmeerregion, also an Europas Südküsten, um bis zu 93 Millionen Menschen mehr gefährlicher Hitze ausgesetzt sein als heute, schreibt der Weltklimarat.

Laut Oliver Fritz, Tourismusexperte am Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo), gibt es für den Tourismus nur wenige Anpassungsmöglichkeiten. In den Innenräumen ließen sich die Temperaturen noch mit Klimaanlagen einigermaßen regulieren, doch draußen geht das einfach nicht. Zudem hat wohl kaum jemand Lust, den ganzen Tag im klimatisiertem Hotelzimmer zu verbringen. Strand und Meer sind die Wettbewerbsfaktoren für diese Region.

Doch was an Land passiert, hat auch Auswirkungen auf das Wasser. Marine Hitzewellen nennt man das Phänomen, wenn sich das Meer über einen längeren Zeitraum dramatisch aufheizt. Die mittlere Temperatur an der Oberfläche des Mittelmeeres liegt, laut dem Zentrum für mediterrane Umweltstudien (CEAM) in Valencia, zwischen 27 und 28 Grad. Das sind eigentlich typische Wassertemperaturen für die Karibik.

Badewanne Mittelmeer

An manchen Küsten, wie an den Balearen, liegt die Temperatur nahe 30 Grad. Das Wasser ist bis zu 6 Grad wärmer als normal und bietet kaum Abkühlung und gleicht eher einer Badewanne. Die bei Touristen so beliebte "angenehme Meeresbrise" (konstanter Wind vom Meer aufs Land) ist bei diesen Temperaturen auch nur noch wie ein heißer Föhn.

Experten warnen vor den Auswirkungen der "Tropikalisierung" des Mittelmeeres auf die Veränderungen im Ökosystem. Betroffen sind sowohl die Fischerei und auch bestimmte Korallenarten. Auch Qualleninvasionen sind ein Zeichen der Klimaveränderungen.

Im Herbst drohen zudem wieder sogenannte Medicanes. Die Wortschöpfung setzt sich aus den Begriffen "mediterran" und (englisch) "Hurricane" zusammen. Durch das warme Wasser können, ähnlich wie bei tropischen Wirbelstürmen, hurrikanähnliche Sturmtiefs entstehen mit dem typischen wolkenfreien Auge im Tiefdruckzentrum. Folge sind große Regenmengen, heftige Gewitter und sehr hohe Windgeschwindigkeiten.

Die Prognosen zeigen eine weitere Erwärmung durch die Klimakrise. Der klassische Sommerurlaub am Mittelmeer wird dadurch an Attraktivität verlieren. In Zukunft könnten dann Regionen im nördlichen Mitteleuropa (wie Nord- und Ostsee) profitieren, die dann noch gemäßigtere Temperaturen bieten können. Ganz so wie früher am Mittelmeer.

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