Neue Studie: Über 62.000 Hitzetote im Sommer 2024 zeigen die tödlichen Folgen der Rekordtemperaturen in Europa

Europa erlebt einen gesundheitspolitischen Weckruf: Der Sommer 2024 gilt nicht nur als der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, er forderte auch mehr als 62.700 Todesopfer, die direkt auf extreme Hitze zurückzuführen sind.

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Studie enthüllt tödliche Dimension der Rekordhitze: Über 62.000 Menschen starben im Sommer 2024 in Europa

Dies geht aus einer aktuellen Studie des Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) hervor, die in der Fachzeitschrift Nature Medicine veröffentlicht wurde.

Damit überstieg die Zahl der Hitzetoten die des Vorjahres um fast ein Viertel – ein alarmierendes Signal für eine alternde und zunehmend verletzliche Gesellschaft.

Die Forschenden untersuchten Daten aus 654 Regionen in 32 europäischen Ländern, die zusammen 539 Millionen Menschen repräsentieren.

Sie nutzten dafür die neue, einheitliche Mortalitätsdatenbank des EARLY-ADAPT-Projekts, die tägliche Sterbefälle erfasst.

So konnten erstmals präzisere Modelle entwickelt werden, welche die hitzebedingte Sterblichkeit im Zeitraum 2022 bis 2024 konsistent beziffern.

Italien und Spanien an der Spitze – Griechenland mit Rekordrate

Mit über 19.000 Toten war Italien im Sommer 2024 erneut das am stärksten betroffene Land, gefolgt von Spanien (6.743), Deutschland (6.282), Griechenland (5.980) und Rumänien (4.943).

Betrachtet man die relative Belastung pro Million Einwohner, so rücken jedoch Griechenland (574 Todesfälle pro Million), Bulgarien (530) und Serbien (379) in den Fokus.

Gerade im südöstlichen Europa, einer Klimawandel-Hotspotregion, spiegelt sich die tödliche Dimension extremer Hitze mit besonderer Schärfe.

Insgesamt entfallen rund zwei Drittel der in den Jahren 2022 bis 2024 registrierten mehr als 181.000 Hitzetoten auf den Süden Europas.

Besonders ältere Menschen und Frauen sind gefährdet:

Bei Frauen lag die Sterblichkeitsrate im Sommer 2024 fast 47 Prozent über jener der Männer, und in der Gruppe der über 75-Jährigen war das Risiko um mehr als das Dreifache erhöht.

Hitze als europäisches Gesundheitsrisiko

Die Ergebnisse bestätigen, dass Europa doppelt so schnell erwärmt wie der globale Durchschnitt.

Die Hitzewellen des Jahres 2024 verdeutlichen, dass sich die Gesundheitsrisiken nicht allein an Durchschnittstemperaturen messen lassen:

Während die Sommer 2022 und 2023 regional gesehen teils heißer waren, führte die Intensität der Hitzewellen 2024 dennoch zu einer höheren Sterblichkeit als 2023 und nur knapp weniger Opfern als 2022.

„Die Zahlen machen deutlich, dass Anpassungsstrategien dringend verstärkt werden müssen“, betont Joan Ballester Claramunt, leitender Wissenschaftler des ERC-Projekts EARLY-ADAPT und Senior-Autor der Studie.

Frühwarnsysteme als Schlüssel zur Prävention

Hoffnung setzt die Forschung auf neue Frühwarninstrumente. Mit dem System Forecaster.health gelang es, Hitzemortalität bis zu einer Woche im Voraus mit hoher Zuverlässigkeit vorherzusagen.

In besonders vulnerablen Regionen wie Südeuropa zeigte das Modell sogar über diesen Zeitraum hinaus eine bemerkenswerte Prognosequalität. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, rechtzeitig gezielte Schutzmaßnahmen zu ergreifen – von Gesundheitswarnungen über städtische Hitzeschutzpläne bis hin zur Versorgung gefährdeter Bevölkerungsgruppen.

Die Studienautorinnen und -autoren sehen hierin eine entscheidende Chance: Frühzeitige, verlässliche Warnungen könnten einen erheblichen Anteil vermeidbarer Todesfälle verhindern. Angesichts der dramatischen Zahlen erscheint klar: Europa muss Hitzewellen künftig nicht nur als meteorologische, sondern vor allem als gesundheitliche Notfälle behandeln.

Quellen

ISGlobal – Barcelona Institute for Global Health (22.09.2025):: Over 62,700 Deaths Associated with Record-breaking Heat During the Summer of 2024 in Europe.

Tomáš Janoš et al. (2025): Heat-related mortality in Europe during 2024 and health emergency forecasting to reduce preventable deaths. Nature Medicine. doi: 10.1038/s41591-025-03954-7.