Mythos oder Fakt? Können Hitze oder Glasscherben Waldbrände auslösen?

Auch in diesem Sommer kämpfen viele Regionen besonders im Süden Europas wieder mit massiven Waldbränden. Hitzewellen werden durch den Klimawandel insgesamt häufiger und extremer. Doch können hohe Temperaturen einen Waldbrand auslösen? Und stimmt es, dass auch Glasscherben für Brände verantwortlich sein können?

Waldbrände
Fakt oder Mythos? Können auch Glasscherben Waldbrände auslösen?

Fast täglich werden in den Medien neue Waldbrände vermeldet. Immer wieder liest man, dass die "glühende Hitze" die Brände ausgelöst hat. Doch können hohe Temperaturen alleine ein Feuer entfachen? Auch wird häufig davor gewarnt, keine Flaschen oder Glasscherben im Wald liegen zu lassen, denn diese könnten auch für Waldbrände verantwortlich sein. Ist das ein Mythos oder Realität?

Waldbrände durch Hitze?

Unbestritten ist, dass durch den Klimawandel Hitzewellen häufiger und extremer ausfallen. Die globale Durchschnittstemperatur ist bereits 1,2°C wärmer als zur vorindustriellen Zeit. Dies bedeutet, dass bei Hitzewellen immer höhere Temperaturen erzielt werden. Fakt ist auch, dass große Hitze erhebliche Gesundheitsgefahren für die Bevölkerung darstellen kann.

Doch Rekordtemperaturen und extreme Hitze alleine führen nicht zu Waldbränden! Selbst Hitzetage über 40 oder sogar 50°C reichen nicht aus. Vielmehr braucht es 250-300 Grad, damit Vegetation brennt. Sprich, es braucht eine Zündquelle, um einen Brand auszulösen.

Für einen Waldbrand braucht es große Trockenheit. Regnet es regelmäßig und ausreichend, sind auch hohe Temperaturen kein Problem, wie man im tropischen Regenwald in der Regel eindrucksvoll sehen kann. Zur Dürre braucht es dann noch einen Auslöser und dies ist in den allermeisten Fällen der Mensch. Nur in extrem seltenen Fällen reicht in unseren Breiten auch ein Blitz, wenn es noch wenig geregnet hat bei einem Gewitter.

Die Pressemeldungen von Polizei und Feuerwehr, die "Selbstentzündung" als Brandursache angeben, sind also in der Regel falsch. Johann Georg Goldammer, Feuerökologe am Freiburger Zentrum für globale Feuerüberwachung des Max-Planck-Instituts für Chemie erklärt dazu, dass "für fast 98 bis 99 Prozent der Fälle der Mensch der Auslöser für Waldbrände ist."

Dürre ist übrigens auch im Winter möglich und so können auch bei niedrigen Temperaturen Waldbrände entstehen. Fahrlässigkeit als Brandursache besteht beispielsweise bei einer achtlos weggeworfenen Zigarettenkippe oder bei offenen Lagerfeuern in der Natur. Neben Fahrlässigkeit ist tatsächlich Brandstiftung einer der Hauptauslöser für Waldbrände.

Glasscherben als Ursache?

Immer mal wieder wird behauptet, dass Glasflaschen oder Glasscherben einen Waldbrand auslösen könnten, weil sie die Sonnenstrahlen wie eine Lupe bündeln und somit eine Entzündung hervorrufen würden. Es stimmt zwar, dass mit einem Brennglas, wie einer Lupe mit konvex geschliffener Linse, die Energie des einfallenden Sonnenlichts gebündelt und verdichtet werden kann und dadurch im richtigen Abstand und Winkel brennbares Material entzünden kann.

Glasscherben und Flaschen fehlt es aber in aller Regel an all diesen Voraussetzungen. Im Jahr 2006 wurde in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) ein Feldversuch durchgeführt, der zeigte, dass Glasscherben, die das Licht noch so stark bündelten, es nicht schafften, trockene Streumaterialien zu entzünden. Dabei wurden die Versuche unter optimalen Bedingungen durchgeführt, wie man sie in der Natur typischerweise so gut wie nie antreffen würde. Auch mit gefüllten und leeren Glasflaschen wurden Experimente durchgeführt.

Die Autoren des Feldversuchs kamen zu dem Schluss: "Folglich sind - dem jetzigen Kenntnisstand entsprechend - Waldbrände, hervorgerufen durch den Brennglaseffekt, unter den hiesigen Klimabedingungen als extrem unwahrscheinlich anzusehen."

Wir fassen zusammen: Natürlich sollte man aus vielen Gründen keine Flaschen und Scherben im Wald oder der Vegetation herumliegen lassen. Waldbrände werden dadurch aber nicht ausgelöst. Auch große Hitze alleine löst noch kein Feuer aus, es bedarf großer Trockenheit (Dürre) und in den allermeisten Fällen einer fahrlässigen oder vorsätzlichen Brandstiftung.