Langfristige Folgen von Extremwetter: Hitze, Dürre und Überschwemmungen schwächen europäische Regionen

Durch den Klimawandel werden Wetterextreme immer häufiger, auch hier in Europa. Neben den unmittelbaren Schäden leidet auch die Wirtschaft darunter, wie neueste Untersuchungen nun zeigen.

Jüngste Analysen zeigen, wie sehr Europa ökonomisch unter Hitzewellen leidet.
Jüngste Analysen zeigen, wie sehr Europa ökonomisch unter Hitzewellen leidet. Bild: Matthias Böckel/Pixabay

Extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen sind in Europa längst keine kurzfristigen Belastungen mehr. Eine aktuelle Studie zeigt, dass solche Phänomene ganze Regionen über Jahre hinweg wirtschaftlich schwächen.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt zwei Jahre nach einer Hitzewelle durchschnittlich um 1,5 Prozentpunkte niedriger als zuvor. Nach vier Jahren sind es bei Dürren sogar 3 Prozentpunkte weniger und bei Überschwemmungen 2,8 Prozentpunkte.

Die Analyse der Universität Mannheim, die in Zusammenarbeit mit der Europäischen Zentralbank entstanden ist, belegt, dass die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit in den betroffenen Gebieten auch Jahre nach einem Extremereignis deutlich vermindert bleibt. Neben der Wirtschaftskraft sind vor allem die Bevölkerungszahlen und die Arbeitsproduktivität betroffen. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift European Economic Review veröffentlicht.

Stark regionale Unterschiede

Die Forschenden untersuchten insgesamt 1160 Regionen der Europäischen Union auf NUTS-3-Ebene, die mit Landkreisen oder Stadtkreisen in Deutschland vergleichbar ist. Dabei wurden Wetterdaten mit regionalen Wirtschaftsdaten kombiniert und die kausalen Zusammenhänge über mehrere Jahre hinweg nachvollziehbar macht. Besonders schwer trifft es demnach Regionen mit niedrigerem Einkommen oder bereits hohen Durchschnittstemperaturen, etwa in Italien und Spanien.

„Unsere Analysen zeigen deutlich: Wie stark eine Region von extremen Wetterereignissen betroffen ist, hängt maßgeblich vom Einkommensniveau, den lokalen klimatischen Bedingungen und unterschiedlichen Strukturen in der Landwirtschaft oder im Bauwesen ab.“

– Dr. Sehrish Usman, Universität Mannheim, Studienautorin

Während wohlhabendere Regionen etwa bei Überschwemmungen größere Kapitalverluste erleiden, sind sie oft besser gegen Hitzewellen gewappnet. „Diese Unterschiede zu verstehen, ist entscheidend, um gezielte Maßnahmen zur Minderung klimabedingter Schäden entwickeln zu können“, so Usman.

Erwerbstätigkeit leidet

Die Studie zeigt, wie die Produktivität in den Jahren nach einem Extremwetterereignis abnimmt. Besonders nach Dürren und Überschwemmungen zeigt sich ein Rückgang der Arbeitsproduktivität.

Als Ursache vermuten die Forschenden, dass in sogenannte Anpassungskapazitäten investiert wird, beispielsweise Klimaanlagen oder Hochwasserschutz. Zwar werden dadurch die unmittelbaren Schäden gemindert, insgesamt sind solche Maßnahmen aber wirtschaftlich weniger produktiv als andere.

Neben der Wirtschaftskraft sinkt in den betroffenen Regionen oft auch die Zahl der erwerbsfähigen Bevölkerung. Die demografische Entwicklung verschärft die wirtschaftlichen Probleme zusätzlich.

Individuelle Strategien erforderlich

Die Forschenden betonen, wie wichtig es ist, bei der Anpassung an den Klimawandel regionale Besonderheiten zu berücksichtigen. Ein vereinheitlichter Umgang mit Extremwetter sei nicht ausreichend. Stattdessen seien individuelle Strategien notwendig, um Regionen widerstandsfähiger zu machen.

Ohne gezielte Maßnahmen könnte sich die wirtschaftliche Ungleichheit innerhalb Europas weiter verschärfen.

Die Studie untersucht die mittel- bis langfristigen ökonomischen Folgen von Extremwetter auf regionaler Ebene. Laut Studie umfassen diese neben den unmittelbaren Schäden auch sinkende Nachfrage, Einkommensverluste und Abwanderung der Bevölkerung.

In Zeiten, in denen Hitze, Dürre und Überschwemmungen zunehmend die Produktivität und Bevölkerungsentwicklung beeinträchtigen, appelliert die Studie besonders an Politik und Wirtschaft. Nur mit gezielten, regionalen Anpassungsstrategien können die Folgen abgemildert und die europäischen Regionen resilient gemacht werden.

Quellenhinweis:

Usman, S., González-Torres Fernández, G., & Parker, M. (2025). Going NUTS: The regional impact of extreme climate events over the medium term. European Economic Review.