Kreativität als Wettbewerbsfaktor: Warum Unternehmen, die neue Ideen fördern, wirtschaftlich erfolgreicher sind
Kreativität ist nicht ohne Grund eine der wichtigsten Zukunftskompetenzen. Sie bringt messbar ökonomische Vorteile mit sich, wie neueste Forschungsergebnisse nun zeigen. Vor allem Unternehmen haben kreative Leistungen lange unterschätzt.

Lange galt Kreativität als angeborenes Talent, das vor allem künstlerischen Bereichen zugeordnet wird. Doch internationale Rankings, beispielsweise vom World Economic Forum, zählen sie mittlerweile zu den wichtigsten Zukunftskompetenzen. In einer VUCA-Welt, die immer unsicherer, komplexer und volatiler wird, avanciert das Querdenken allmählich zur Schlüsselkompetenz.
Gleichzeitig zeigt der Alltag vieler Unternehmen, dass das kreative Denken nur selten systematisch genutzt wird. Mess- und Steuerbarkeit galten als kaum möglich – ein Missverständnis, wie eine neue Studie nun belegt.
Im Rahmen des multidisziplinären Forschungsprojekts Creative Leap (Luova loikka) untersuchten Expertinnen und Experten der finnischen Aalto-Universität, wie sich Kreativität erkennen, fördern, messen und strategisch nutzen lässt. Dabei wurde erforscht, wie sich wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftliche Erneuerung erreichen lassen.
Bedingungen für Kreativität
Ein zentrales Ergebnis lautet, dass Kreativität messbar ist. „Die Forschung liefert wissenschaftliche Belege dafür, dass Kreativität konkret quantifiziert werden kann“, erklärt Forscherin Susanna Rahkamo, die gemeinsam mit dem US-Kognitionspsychologen Mark Runco individuelle und organisationale Kreativität untersucht hat. Messbarkeit eröffne völlig neue Wege, kreative Fähigkeiten sichtbar zu machen und in Aktivitäten zu übersetzen, die Unternehmen tatsächlich voranbringen. Die Daten zeigen zudem, dass in vielen Organisationen enorme ungenutzte kreative Reserven schlummern.
Häufig scheitere es daran, kreative Ideen in konkrete Schritte zu verwandeln, so Rahkamo. Genau hier komme das Management ins Spiel, indem es eine Kultur schaffe, welche die Interaktion und einen gemeinsamen Sinn fördere.

Dabei gebe es gleich mehrere Faktoren, die kreatives Arbeiten begünstigen, etwa psychologische Sicherheit, aktiven Wissensaustausch und eine klare Ausrichtung auf Erneuerung. „Der Engpass liegt nicht in der Kreativität der Einzelnen, sondern in der Fähigkeit von Organisationen und Führung, sie zu unterstützen und zu nutzen“, fasst Rahkamo zusammen.
Kreative Impulse entstehen dabei oft im Alltag. Gespräche zwischen Türen, humorvolle Zwischenbemerkungen oder spontane Begegnungen lockern starre Arbeitsrhythmen und fördern neue Ideen.
Finanzieller Vorteil
Ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt war der Zusammenhang zwischen Kreativität und finanzieller Performance. Unternehmen mit hoher individueller Kreativität und kreativer Kultur übertreffen ihre Branchenkollegen deutlich. „Der Zusammenhang zwischen einer kreativitätsfördernden Kultur und wirtschaftlichem Erfolg ist sogar stärker als jener zwischen individueller Kreativität und Erfolg“, erklärt Professorin Eeva Vilkkumaa.
Zudem ist Kreativität längst keine weiche Zusatzkompetenz mehr, sondern ein strategisches Überlebensinstrument. Janni Vepsäläinen, Creative Director von Iittala, bringt es auf den Punkt: „Kreativität hält Unternehmen relevant, agil und am Puls der Zeit.“
Das vom Business Finland-Programm und Next Generation EU geförderte zweijährige Projekt vereinte Forschende aus mehreren Disziplinen und Unternehmen wie Fiskars, Kemira, Marimekko, Posti, Raisio und Yellow Method. Gemeinsam wurde ein umfassendes Bild davon entwickelt, wie Kreativität Unternehmenskultur, wirtschaftliche Leistung und das Wohlbefinden von Beschäftigten beeinflusst.
Quellenhinweis:
Aalto University (2025): Creative Leap: Creativity as a Competitive Advantage in Business.
World Economic Forum: Future of Jobs Report 2025.