Klimagipfel in Afrika - fast unbemerkt und doch entscheidend

Zum ersten Mal fand in diesen Tagen ein Klimagipfel statt, bei dem es in erster Linie um Afrika geht. Die Länder dieses bevölkerungsstarken Kontinents leiden schon heute vermehrt unter den Folgen der Klimaveränderungen.

This is Africa
Fokus Afrika: Mögliche Folgen und Minderung des Klimawandels

Die Länder Afrikas tragen vergleichsweise wenig zu den klimaschädlichen Treibhausgasemissionen bei, denn sie emittieren insgesamt nur etwa 4% aller weltweiten CO₂-Emissionen. Zum Vergleich: alleine Deutschland emittiert ca. 1,82% des schädlichen Treibhausgases.

Der UNO-Generalsekretär Antonio Guterres rief die Welt beim afrikanischen Klimagipfel im kenianischen Nairobi dazu auf, dem Kontinent beim Wandel zu einer »…Supermacht der Erneuerbaren Energien« zur Seite zu stehen. In seiner Rede sagte er, dass erneuerbare Energien das afrikanische Wunder sein könnten, die reicheren Länder dem Kontinent aber helfen müssten, dieses Wunder möglich zu machen. Er appellierte besonders an die G20-Staaten dazu, die Verantwortung im Kampf gegen den Klimawandel zu übernehmen. Es seien Quantensprünge notwendig, um die Erderwärmung zu bremsen. Die Finanzierung für Klimaanpassungsmaßnahmen wären eine Notwendigkeit, die die afrikanischen Länder alleine nicht stemmen könnten.

Verdoppelung der Bevölkerung bis 2030

Die Geburtenraten in Afrika werden nach Prognosen des UNICEF–Berichts »Generation 2030-Africa 2.0« auf hohem Niveau bleiben. Im Zeitraum bis 2030 wird sich demnach die Anzahl der Bewohner Afrikas von derzeit 1,2 Milliarden Menschen auf geschätzte 2,4 Milliarden verdoppeln. Die Hälfte davon wird unter 18 Jahre alt sein.

Das bedeutet eine beachtliche Verschiebung der Kinderweltbevölkerung. Wurden im Jahr 1950 nur zehn Prozent aller Kinder in Afrika geboren, werden es im Jahr 2040 rund 40 Prozent sein. Leben derzeit noch 16 Prozent der Weltbevölkerung in Afrika, werden es in 35 Jahren 25 Prozent sein und am Ende des Jahrhunderts sogar 40 Prozent. Angesichts dieser Raten wird die Versorgung mit Nahrung, Gesundheitseinrichtungen und Arbeit zunehmend schwieriger: »Das Wirtschaftswachstum wird von dem hohen Wachstum der Bevölkerung aufgefressen«, so Alisa Kaps, Mitarbeiterin des Berlin–Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, in einem Interview mit der Deutschen Welle im Jahre 2018.

Wenig hat sich seither geändert. Jedes Jahr wachsen fast 20 Millionen Menschen in Afrika in das Erwerbsalter hinein. Dem gegenüber stehen nur ein Viertel davon als formale Jobs zur Verfügung.

Hinzu kommen die prognostizierten Folgen der Klimaveränderungen, also Dürre und Ernteausfälle., Starkregen mit Überschwemmungen oder Tropenstürme mit Zerstörung von Infrastrukturen.

Das Ziel der afrikanischen Staaten, eine Reduzierung der Nettoemissionen an Kohlendioxid auf Null bis 2050 zu erreichen, erscheint in diesem Kontext als sehr ambitiös.

Ruf nach Reform des Finanzsystems

Nicht zuletzt unter Einbeziehung dieser Prognosen forderte Guterres eine dringende Kurskorrektur des globalen Finanzsystems. Damit soll die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen beschleunigt - und die nachhaltige Entwicklung afrikanischer Volkswirtschaften unterstützt werden. Der UN-Generalsekretär weiter: »Das bedeutet ein internationales Finanzsystem, das in der Lage ist, einen wirksamen Schuldenerlassmechanismus bereitzustellen, der Zahlungs-aussetzungen, längere Kreditlaufzeiten und niedrigere Zinssätze unterstützt.«

Entwicklungsländer müssten ferner die Möglichkeit erhalten, private Finanzmittel in großem Umfang zu erschwinglichen Konditionen zu bekommen. Die Organisation ONE erwähnt in aktuellen Berichten, dass die Länder Afrikas so hoch verschuldet seien wie noch nie. Aktuell befänden sich 21 Länder des Kontinents in einem faktischen Bankrottzustand oder liefen in Gefahr einer Schuldenkrise, an der Ende die Zahlungsunfähigkeit stünde.

Der Forderung nach einer gerechteren Klimafinanzierung schloss sich auch Moussa Faki, der Vorsitzende der Kommission der Afrikanischen Union, an. Nach UNO-Schätzungen werde die Klimaanpassung in Afrika jährlich zwischen 30 und 50 Milliarden US-Dollar kosten. Die Länder auf dem Kontinent seien aber nicht einmal in der Lage, die Hälfte davon aufzubringen, so Faki.

Vorbereitung für COP 28

Der dreitägige Afrikanische Klimagipfel gilt als eine der entscheidenden Etappen auf dem Weg zur Ende November in Dubai beginnenden Weltklimakonferenz COP28. Ziel des Treffens war es unter anderem, von den Staaten des afrikanischen Kontinents gemeinsam getragene Lösungen für den Kampf gegen den Klimawandel zu präsentieren, wie der Präsident des Gastgeberlandes Kenia, William Ruto, im Vorfeld erklärte.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) verkündeten inzwischen Investitionen in saubere Energien in Afrika in Höhe von 4,5 Milliarden Dollar, was allerdings nur einen symbolischen Betrag darstellt, also einen Tropfen auf den heißen Stein bedeutet. Immerhin unterstrich Sultan al-Dschaber, der in den Emiraten das regierungseigene Unternehmen für Erneuerbare Energien sowie den staatlichen Ölkonzern leitet und der COP28 vorsitzt: »Wenn Afrika verliert, verlieren wir alle.«

Auch Europa will Partner Afrikas sein

Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen versprach auf dem Gipfel, dass sich die Europäische Union an die Seite Afrikas stellen werde. Die Partnerschaft zwischen Afrika und Europa brächte Vorteile für beide Kontinente – und die Welt. Vor allem die Diskussion über Klimafinanzierung sei wichtig, denn öffentliche Mittel reichten für den ökologischen Wandel nicht aus. Es müsse daher darum gehen, wie private Investitionen für Afrika mobilisiert werden können, denn der Kontinent brauche für Klimaschutzmaßnahmen massive Investitionen. Sie betonte, dass Europa der Partner sein wolle, der Investitionslücke schließt. Über die Initiative Global Gateway will die Europäische Union im Zeitraum 2021 bis 2027 rund 150 Milliarden Euro für Investitionen in Afrika mobilisieren.

Fazit

Wen die Höhe der notwendigen Milliarden verwirrt, der oder dem kann ich diese Verwirrung mit folgenden Fakten mindern: Im Jahr 2020 lag das Volumen der weltweit gehandelten Aktien bei rund 185,7 Billionen US-Dollar. Der Wert des weltweiten Aktienbestandes lag Ende 2020 bei 105,9 Billionen US-Dollar. Dieser Wert ergibt sich aus der Multiplikation der jeweiligen Aktienkurse mit der Anzahl der Wertpapiere am Jahresende. 100 Milliarden US$ an möglicher Afrika-Hilfe wären ca. 0,1% dieses Wertes. Eine weitere Alternative: die reichen Länder würden klimaschädliche Subventionen streichen. Diesen liegen pro Jahr bei 1,8 Billionen US$ oder geschätzten 2% des globalen GDPs betragen. 6% davon wären wieder 100 Milliarden US$ an Afrika-Hilfe. Finanzmittel sind also vorhanden, aber wer will davon schon etwas hergeben?