Keine nächtlichen Trips zum Kühlschrank: Wer nur bei Tag isst, fördert seine Herzgesundheit
Wer im Schichtdienst arbeitet, hat ein höheres Risiko, Herz- und Kreislauferkrankungen zu entwickeln. Es liegt nicht nur am wechselnden Schlafrhythmus. Eine neue Studie benennt einen wichtigeren Grund.

Wer im Schichtdienst arbeitet, mutet seinem Körper einiges zu. Die nächtliche Arbeit bringt die innere Uhr durcheinander - immer wieder aufs Neue. Seit längerem ist bekannt, dass der Schichtdienst mit gesundheitlichen Risiken einhergeht. So sind Menschen, die im Schichtdienst arbeiten, häufiger von Herz- und Kreislauferkrankungen betroffen. Eine neue Studie deutet darauf hin, dass das nicht nur am Schlafrhythmus liegen könnte.
Der Zeitpunkt macht den Unterschied
Wichtiger ist womöglich der Zeitpunkt des Essens. Das legt die Studie nahe, die im Rahmen des Forschungsprogramms für medizinische Chronobiologie am Brigham ans Women's Hospital, einem Lehrkrankenhaus der Harvard Medical School in Boston durchgeführt wurde.
Die Wissenschaftler ließen ihre Versuchspersonen - sieben Frauen und zwölf Männer mit einem Durchschnittsalter von 26,5 Jahren sowie normalem Körpergewicht - vierzehn Tage lang Schichtarbeit simulieren. Ein Teil der Testpersonen aß bei Nacht, andere nur während des Tages. Beide Gruppen hatten keine Kenntnis von der Tageszeit. Alle Probanden wurden während des Experiments medizinischen Untersuchungen unterzogen.
Ergebnis: Sowohl bei Herzfrequenz- als auch bei Entzündungsparametern wurden negative Auswirkungen festgestellt, heißt es in der Studie, die Sarah Chellappa und ihre Mitautoren im Magazin „Nature Communications" veröffentlichten.
Teilnehmer, die tags und nachts essen konnten, wiesen gestiegene Risikofaktoren wie etwa eine abnehmende Herzfrequenzvariabilität und erhöhte Blutzuckerwerte auf. Bei Probanden, die nur bei Tag gegessen hatten, blieben die Risiken gleich. Menge und Qualität der Nahrung war in beiden Gruppen gleich.
Erhöhtes Risiko betrifft nicht nur Beschäftigte mit Nachtarbeit
Die neuen Erkenntnisse betreffen nicht nur Beschäftigte, die im Schichtdienst arbeiten. Denn es sei einerlei, ob man zu Hause zu nachtschlafender Zeit Eier in die Pfanne schlage oder während einer Nachtschicht eine Essenspause einlege, so die Wissenschaftler.
Entscheidend sei das Missverhältnis von Tageszeit und Essensverhalten - wer sein Herz schonen möchte, sollte bei Nacht fasten. Die Autoren der Studie empfehlen, nur bei Tag zu essen, um das Risiko einer Herzerkrankung nicht zu erhöhen.
Effekt zeigt sich auch bei Langzeitbeobachtung
Etwa fünfzehn Prozent der Erwerbstätigen sind in den Industrienationen im Schichtdienst eingesetzt. Die Autoren der neuen Studie weisen darauf hin, dass auch bei Menschen, die über 24 Jahre hinweg beobachtet wurden, eine mit Nachtschichten verbundene Tätigkeit mit einem höheren Risiko von koronaren Herzkrankheiten wie beispielsweise einem Herzinfarkt verbunden war. Das Problem liege aber womöglich weniger am gestörten Schlafrhythmus als in den Auswirkungen nächtlichen Essens. Damit hat ein seit längerem vermuteter Zusammenhang an Deutlichkeit gewonnen.