E-Fuels: Ein Ende der Debatte ist notwendig!

Mit schöner Regelmäßigkeit geistert die Option von E-Fuels als Alternative zu fossilen Kraftstoffen für PKWs durch die Medien. Was steckt dahinter? Sind E-Fuels eine echte Chance oder sind sie politische Nebelkerzen?

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Ein Ende der Debatte um E-Fuels ist notwendig.

Was sind E-Fuels?

Um das Thema zu verstehen, müssen wir mit einem kleinen Ausflug in Beschreibung und Herstellungsverfahren beginnen. E-Fuels benötigen zunächst Wasserstoff (H2), der wiederum mittels Elektrolyse aus Wasser gewonnen wird. Sie sind damit direkte Wasserstoff-Folgeprodukte. Für die Elektrolyse von klimaneutralem (grünem) Wasserstoff wird Strom aus erneuerbaren Energien verwendet, also aus Wind- und Sonnenenergie. Ein Herstellungsprozess ist die Fischer-Tropsch-Synthese. Beim Herstellungsprozess wird mit grünem Strom hergestellter Wasserstoff mit CO₂ aus der Luft zu einem Kohlenwasserstoff synthetisiert. So entsteht der Grundbaustein eines flüssigen Kraftstoffes. E-Fuels sind in der Gesamtbetrachtung CO₂-neutral. Bei Ihrer Herstellung wird genau so viel CO₂ aus der Atmosphäre im Kraftstoff gebunden, wie später bei der Verbrennung wieder emittiert wird.

Die Herstellungsmethode des Wasserstoffs entscheidet

Ein geschlossener Kreislauf entsteht nur dann, wenn für die Herstellung von E-Fuels ausschließlich grüner Wasserstoff verwendet wird. Potentiell klimaneutral ist die Alternative von türkisem Wasserstoff, ein Produkt der Methanpyrolyse. Dabei wird das Methan im Erdgas in Wasserstoff und festen Kohlenstoff gespalten. Fester Kohlenstoff ist ein Granulat, das zum Beispiel in alten Bergwerksstollen sicher gelagert und später wiederverwendet werden kann. Dadurch gelangt kein CO₂ in die Atmosphäre.

Nur wenn die zur Methanpyrolyse benötigte Energie aus erneuerbaren Energien stammt, ist die Erzeugung von türkisem Wasserstoff klimaneutral. Die anderen Alternativen der Wasserstoffproduktion entstehen alle auf der Basis fossiler Brennstoffe. Grauer Wasserstoff wird durch die Dampfreformierung aus Erdgas, Kohle oder Öl erzeugt. Dabei entsteht als Abfallprodukt CO₂, das in die Atmosphäre abgegeben wird. Auch blauer Wasserstoff entsteht durch Dampfreformierung fossiler Brennstoffe. Um die Klimafrage und die Abkehr von fossilen Brennstoffen im Fokus zu halten, muss der Schwerpunkt der Wasserstoffstrategie auf grünen Wasserstoff liegen.

Der Verteilungskampf des grünen Wasserstoffs

Wind und Solarenergie bilden die Grundlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff, dem Erdöl und Erdgas der Zukunft. Das Nadelöhr liegt in seiner Herstellung, denn diese muss enorm ausgeweitet werden. Das Fraunhofer-Institut schätzt, dass wir bis 2050 das 3000-fache der Kapazität des Jahres 2015 benötigen.

Die Schlussfolgerung: Ein enormer Ausbau der regenerativen Energien Wind und Solar wäre notwendig, um die notwendige Kapazität zu erreichen. Da wir gleichzeitig die Stromversorgung bis 2030/2035 auf 80-90 % regenerative Energieträger umstellen müssen, bleibt für die Produktion von grünem Wasserstoff nicht viel an eigener Kapazität übrig. Somit werden wir die nächsten Jahrzehnte unsere Importabhängigkeit genauso beibehalten, wie dies heute bei Erdöl und Erdgas der Fall ist. Wir werden im Wettbewerb mit dem Rest der Welt um die Lieferkapazitäten von grünem Wasserstoff stehen, denn wir sind nur ein kleiner Teil der Weltenergiewende.

Der „interne“ Wettbewerb um H2

Der notwendige enorme Zubau der erneuerbaren Energien für Strom- und grüne H2-Produktion will gut verteilt sein, denn alle schreien „Ich zuerst“! Die gesamte Industrie rechnet mit einem raschen / sofortigen Ersatz der fossilen Brennstoffe durch sowohl grünen Wasserstoff als auch regenerativ erzeugtem Strom. Alle Haushalte wollen raschen / sofortigen Ersatz von fossilen Heizungssystemen durch strombasierte Heizungssysteme, also mit regenerativem Strom betriebene Wärmepumpen oder die Umstellung von Gasheizungen auf H2-Heizungen. Hierzu gibt es bereits ein Beispiel: die Wasserstoffinsel Öhringen.

Die Zunahme der Elektromobilität im privaten und gewerblichen Bereich erfordert ebenfalls einen Ausbau der Kapazitäten für regenerativen Strom.

Und was ist dann mit den E-Fuels?

Lesen Sie sich die beiden Textpassagen zum Verteilungswettbewerb von grünem Strom und grünem Wasserstoff gerne zweimal durch. Danach entscheiden Sie bitte selbst, was in den nächsten 10, 20 oder Jahren Priorität haben sollte.

Lassen Sie uns die Nebelkerzen rasch begraben. Die politische Monstranz der E-Fuels impliziert frohe Botschaften ohne Substanz.

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