Bienen durch Hitze und veränderte Landnutzung zunehmend bedroht – Populationen seit Jahrzehnten rückläufig

Immer mehr Studien belegen, dass es bei Insekten einen dramatischen Rückgang von Artenvielfalt und Biomasse gibt. Gleich mehrere Umweltfaktoren sind schuld daran, wie etwa die zunehmende Verstädterung und der Klimawandel. Deren Auswirkungen verstärken sich sogar gegenseitig, wie Forschende der Uni Würzburg nun herausgefunden haben.

Die Kombination aus hohen Temperaturen und intensiver Landnutzung führt zu einem drastischen Rückgang der Bienenpopulationen.
Die Kombination aus hohen Temperaturen und intensiver Landnutzung führt zu einem drastischen Rückgang der Bienenpopulationen. Bild: Iupac/Pixabay

Seit den 1970er-Jahren hat sich die Masse der Insekten weltweit nahezu halbiert. Die Hauptursachen dafür sind der Verlust natürlicher Lebensräume, etwa durch Landwirtschaft und Verstädterung, sowie der Klimawandel. Neu ist die Erkenntnis, dass beide Faktoren – steigende Temperaturen und veränderte Landnutzung – nicht nur einzeln problematisch sind: Ihre Effekte verstärken sich gegenseitig.

„Bienen übernehmen die Bestäubung von rund 70 % der Pflanzen, die für den menschlichen Verzehr wichtig sind. Daher wird geschätzt, dass etwa ein Drittel der weltweiten landwirtschaftlichen Produktion von ihnen abhängt.“

– Dr. Max Vicente, Veterinärmedizinische Fakultät der Universidade José Eduardo dos Santos in Huambo, Angola, im Gespräch mit der FAO

Eine neue Studie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) zeigt nun, dass Insekten, denen ihr Lebensraum genommen wurde, durch die Hitze in veränderten Umgebungen noch stärker unter Druck geraten. Die Studie wurde in Kooperation mit der Technischen Universität München, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und der Universität Bayreuth durchgeführt.

Unter Leitung von Professor Ingolf Steffan-Dewenter analysierten die Forschenden an 179 bayerischen Standorten, wie die Umweltveränderungen miteinander wechselwirken. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht.

Bienen leiden mehr als andere Insekten

Die Wissenschaftler untersuchten, wie stark Insekten – abhängig von ihrer Rolle im Nahrungsnetz – auf die Kombination aus Hitze und intensiver Landnutzung reagieren. Bienen zeigten sich dabei als besonders empfindlich: Während sie in naturbelassenen Wäldern mit hohen Temperaturen noch gut zurechtkamen, schrumpfte ihre Population in städtischen Räumen um alarmierende 65 Prozent.

Bienen warten schlafend in einem künstlichen Nest aus Schilfhalmen auf günstige Flugbedingungen. Einige Arten verschließen ihre Nesteingänge mit Lehm oder Pflanzenresten.
Bienen warten schlafend in einem künstlichen Nest aus Schilfhalmen auf günstige Flugbedingungen. Einige Arten verschließen ihre Nesteingänge mit Lehm oder Pflanzenresten. Bild: Cristina Ganuza/Universität Würzburg

Neben der Belastung durch heiße Tage waren auch ungewöhnlich warme Nächte auffällig, die sowohl Zahl als auch Artenvielfalt der Bienen erheblich verminderten.

„Die Tatsache, dass sich die nächtlichen Temperaturen so stark auf tagaktive Insekten auswirken, ist bedeutsam. Gerade, weil die durchschnittlichen Nachttemperaturen noch schneller steigen als die Tagestemperaturen.“

– Dr. Cristina Ganuza, Biologin am Biozentrum der Universität Würzburg

Insektenarten, die sich weiter oben in der Nahrungskette befinden, wie räuberische Arten, kamen mit Hitze besser zurecht. Allerdings hatten sie Schwierigkeiten in offenen Agrarlandschaften. „Das kann sich negativ auf die landwirtschaftliche Produktion auswirken, da Insekten, die zur natürlichen Schädlingsbekämpfung beitragen, in ähnlicher Weise betroffen sein dürften“, erklärt Dr. Sarah Redlich vom Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie am Biozentrum der Universität Würzburg.

Etwas besser war die Situation dort, wo landwirtschaftlich genutzte Flächen direkt an naturnahe Lebensräume grenzen. Solche Strukturen scheinen den negativen Einfluss von Klimawandel und intensiver Nutzung zumindest abzumildern.

Auswirkungen von Hitze und Landnutzung

Die Forschenden kommen zu drei zentralen Ergebnissen. Erstens erhöhen wärmere Tagestemperaturen die Zahl und Vielfalt der Bienen – allerdings nur in naturbelassenen Gebieten wie Wäldern oder extensiv genutzten Wiesen. „Die Erhaltung und Schaffung zusammenhängender natürlicher Lebensräume innerhalb landwirtschaftlicher und städtischer Gebiete ist von großer Bedeutung“, empfiehlt das Forschungsteam.

Zweitens zeigen die Daten, dass höhere Nachttemperaturen in allen Lebensraumtypen dazu führen, dass die Bienenvielfalt abnimmt.

„Diese bisher unbekannte negative Auswirkung der wärmeren Nächte auf tagaktive Insekten stellt eine neue Bedrohung dar. Es braucht weitere Forschung, um die zugrunde liegenden physiologischen Mechanismen aufzudecken.“

– Prof. Dr. Ingolf Steffan-Dewenter, Lehrstuhl für Tierökologie und Tropenbiologie, Biozentrum der Universität Würzburg, Studienleiter

Drittens wirken Klimawandel und Landnutzung zwar gemeinsam, betreffen aber unterschiedliche Insektengruppen: Indem einige Arten leiden, könnten sich Nahrungsnetze verschieben und grundlegende Vorgänge wie Bestäubung und Schädlingskontrolle aus dem Gleichgewicht geraten, erklärt Ganuza.

Die Studie kommt zu dem Schluss, dass wir zum Schutz der Insekten deren Umweltbedingungen besser verstehen müssen und dass wir politische Maßnahmen ergreifen, die Klima- und Naturschutz zusammenbringen.

Quellenhinweis:

Ganuza, C., et al. (2025): Warmer temperatures reinforce negative land-use impacts on bees, but not on higher insect trophic levels. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences.