Auch Affen mögen es bequem: Das Bauen des eigenen Schlafplatzes braucht viel Übung

Eine neuen Beobachtungsstudie macht deutlich, wie junge Affen durch soziale Interaktion und gezieltes Beobachten die Fähigkeiten erlangen ihren eigenen Nestbau zu entwickeln. So sind sie Kleinkindern wieder einmal sehr ähnlich, oder?

Menschenaffen verblüffen immer wieder mit ihren sozialen Kenntnissen

Primatologen und Primatologinnen der Universität Warwick haben in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut aufgezeigt, dass junge Orang-Utans ihre Fertigkeiten zum nächtlichen Nestbau durch genauestes Beobachten lernen können.

Ein gutes Nest ist für Affen überlebenswichtig

Bei Menschenaffen, wie den Orang-Utans und auch anderen Affenarten ist ein gutes und schützendes Nest goldwert und wichtig. Das Nest schützt vor allem vor Raubtiere, bietet Versteckmöglichkeiten und hat sogar eine große Wirkung gegen gemeine Stechmücken.

Bis heute war unklar, wie genau Menschenaffen lernen, ihren nächtlichen Schlafplatz zu errichten. Ein bisschen vergleichbar ist es vielleicht mit der Suche nach einem richtigen Zeltplatz in der Wildnis. Dieses Wissen kann auch nur durch andere und durch Erfahrung erfolgreich und vielversprechend angewendet werden.

Das Handwerk muss mit Geduld erlernt werden

Beim Nestbauen brauchen die Affen jedoch noch handwerkliches Geschick. In freier Wildbahn bauen Sumatra-Orang-Utans zwei Arten von Nestern.

Auch wir Menschen brauchen in der Nacht unsere sicheren 4-Wände

Tagesnester sind in der Regel einfache, praktische Konstruktionen, während Nachtnester komplexe Schlafplattformen sind, die auch Elemente wie Kissen, Decken, Polsterungen und Dächer zum Schutz vor schlechtem Wetter umfassen.

Die nächtliche Schutzhülle wird zudem oft in Bäumen von über 20 Meter Höhe errichtet.

„Neben dem Erlernen der ‚Wie-Frage‘ beim Nestbau scheinen junge Orang-Utans auch zu lernen, welche Materialien sie verwenden sollen. Die Wahl der Baumart ist wichtig, und Jungtiere, die in erster Linie ihre Mütter beobachten, wählen eher die gleiche Baumart, die auch ihre Mütter verwenden.“, so Dr. Caroline Schuppli vom Max-Planck-Institut für Tierverhalten

Das Forschungsteam konnte jetzt durch neue Beobachtungen feststellen, dass die jungen Affen nur durch aktives Beobachten der Mutter und interagieren, lernen konnten, wie sie für sich selbst ein gutes Nest erbauen konnten.

Auch andere Mitglieder können zu Vorbildern werden

Wenn der junge Nachwuchs am Abend abgelenkt war, übten sie beispielsweise nicht wirklich ihren Nestbau. Ähnlich wie bei uns Menschen konnten die jungen Affen auch erst nach einiger Zeit die Komfortelemente wie Kissen und Dach selbsttätig nachbilden.

Im Laufe ihrer Entwicklung beginnen die Jungen auch andere Mitglieder ihrer Gruppe zu beobachten. So wählten sie neue Vorbilder, die beispielsweise neues Wissen für sie bereithielten, sodass mal eine neue Baumart ausgetestet werden konnte.

Quellenhinweise

Permana, A.L., Permana, J.J., Nellissen, L. et al. (2025). Observational social learning of “know-how” and “know-what” in wild orangutans: evidence from nest-building skill acquisition. Commun Biol 8, 890.

University of Warwick. (2025). Treetop Tutorials: Orangutans learn how to build their beds by ‘peering’ at others and a lot of practice! Press Releases. News.