Rekordsommer? Hitze? Experten daneben! Was Medien uns im Mai versprochen haben, ist (bisher) nicht eingetreten
Von wegen Rekordhitze: Der Sommerstart 2025 fällt kühl aus. Viele Prognosen aus dem Mai wirken im Rückblick überzogen.

Im Mai überschlugen sich manche Medien mit spektakulären Wetterprognosen: Ein früher Hitzesommer, Rekordwerte schon im Juni und überdurchschnittlich warme Monate wurden in Aussicht gestellt. Die Realität sieht Anfang Juni jedoch anders aus. Statt Sommerhitze dominiert kühles, wechselhaftes Wetter – mit nassen Tagen, frischem Wind und teils sogar Bodenfrost in den Nächten. Wer Anfang Mai auf Badewetter im Juni gesetzt hatte, wurde bislang enttäuscht. Und es stellt sich die Frage: Waren viele dieser Ankündigungen einfach nur übertrieben?
Wettermodelle sehen keinen heißen Juni
Ein Blick in die aktuellsten Wettermodelle zeigt: Von einer Hitzewelle ist derzeit weit und breit nichts zu sehen. Im Gegenteil – die Temperaturen pendeln sich auf eher durchschnittlichem bis unterdurchschnittlichem Niveau ein. Selbst in den wärmeren Phasen nach Pfingsten hält das sommerliche Wetter oft nur wenige Tage, bevor kühlere Luftmassen nachrücken. Langfristmodelle wie das US-amerikanische NOAA-CFS-Modell hatten von Anfang an keinen auffällig warmen Juni berechnet – und liegen damit derzeit erstaunlich gut.
ECMWF-Modell lag bislang daneben
Besonders kritisch wirkt im Rückblick die Einschätzung des europäischen Wettermodells ECMWF. Noch vor wenigen Wochen wurde dort ein sehr warmer bis heißer Juni für Mitteleuropa simuliert. Diese Szenarien tauchen in den aktuellen Modellläufen jedoch nicht mehr auf. Auch wenn Langfristprognosen nie absolute Gewissheit liefern können, zeigt sich nun deutlich: Die vermeintlich gesicherte Aussicht auf frühe Hitze hatte keine belastbare Grundlage. Trotzdem wurden solche Aussagen in vielen Schlagzeilen zu klaren Vorhersagen umgedeutet.
Medien und Experten: Übertreibung für Klicks?
Der Verdacht liegt nahe, dass manche Medienberichte im Mai vor allem auf Reichweite abzielten. Übertreibung funktioniert – vor allem bei Wetterthemen. Dramatische Begriffe wie „Rekordsommer“, „Hitzeschock“ oder „Juni wie in Südeuropa“ erzielen hohe Aufmerksamkeit, sind aber oft nur zugespitzte Interpretationen unsicherer Modelle. Auch einige selbsternannte Wetterexperten in sozialen Netzwerken scheinen gezielt extreme Szenarien zu verbreiten, ohne wissenschaftliche Einordnung. Für viele Leserinnen und Leser entsteht dadurch ein falsches Bild vom tatsächlichen Wettergeschehen.
Was der Sommer noch bringen kann
Trotz der kühlen ersten Juniwochen ist der Sommer 2025 noch nicht gelaufen. Die Monate Juli und August könnten durchaus wärmer ausfallen – solche Entwicklungen sind kurzfristig kaum zuverlässig vorhersagbar. Doch der Trend zu einem außergewöhnlich heißen Sommer ist derzeit nicht zu erkennen. Die nächsten Wochen bleiben wechselhaft, mit kurzen Wärmeschüben, aber auch wiederholten Rückfällen in kühlere Witterung. Wer auf dauerhaftes Sommerwetter hofft, braucht weiterhin Geduld – und sollte künftige Sensationsmeldungen etwas kritischer hinterfragen.