Giftwolke erreicht uns! Kanadas Brände, Deutschlands Luft: Eine Rauchwolke voller Kohlenmonoxid erreicht Europa
Eine unsichtbare Gefahr zieht über Europa: Kohlenmonoxid aus den gewaltigen Waldbränden in Kanada erreicht Deutschland. Müssen wir uns Sorgen um unsere Gesundheit und die Luftqualität machen?

Dank der schweren Waldbränden in den kanadischen Provinzen Manitoba und Saskatchewan erreicht nun eine Wolke mit Rauch, Staub- und Rußpartikeln Europa.
Die Brände, die in den letzten Tagen mehr als 17.000 Menschen zur Flucht zwangen und bereits Hunderttausende Hektar Waldfläche zerstört haben, setzen gewaltige Mengen an Aerosolen in die Atmosphäre frei.
Diese feinen Partikel bestehen aus Ruß, Asche und weiteren Verbrennungsrückständen, die bei den heftigen Feuern in die Luft geschleudert werden.
Der Transport solcher Partikel über tausende Kilometer ist ein bekanntes Phänomen, das vergleichbar ist mit dem, was man bei großen Vulkanausbrüchen beobachten kann, wenn Aschewolken mehrere Kilometer hoch in die Atmosphäre steigen und um den Globus ziehen.
Rauchwolken in der Höhe: Wie Brände unseren Himmel beeinflussen
Auch bei uns werden in den kommenden Tagen die Folgen dieser Brände zumindest in abgeschwächter Form sichtbar sein.
Bei solchen Ereignissen werden große Mengen an Ruß, Asche und gasförmigen Stoffen freigesetzt, die in verschiedenen Höhen der Atmosphäre unterschiedlich wirken.
In den tieferen Schichten der Troposphäre wird die Partikelkonzentration meist schnell durch sogenannte trockene und nasse Deposition reduziert – also durch Absinken oder Auswaschung bei Regen.
Zudem sind die horizontalen Ausbreitung und die Windgeschwindigkeiten in diesen tieferen Schichten begrenzt, was die Verbreitung einschränkt. Deshalb sind die Auswirkungen der Rauchwolken in Bodennähe in Europa vergleichsweise gering.
Anders sieht es in der höheren Troposphäre aus, wo Aerosole deutlich länger verweilen können. Dort sind stärkere Winde, etwa im Jetstream, verantwortlich für den schnellen und weiten Transport der Partikel über Kontinente hinweg.

Jetstream katapultiert Rauch über den Atlantik
Ein Teil der Partikel gelangt in die höhere Troposphäre – in Höhen zwischen 6 und 12 Kilometern. Dort herrschen deutlich stärkere Winde, beispielsweise im Jetstream, die diese Partikel in kurzer Zeit über ganze Kontinente hinweg transportieren können.
Diese starken Höhenwinde wirken wie ein riesiges Förderband, das Rauch und Asche aus Kanada über den Atlantik bis nach Europa trägt.
Nun hat sich die West-Ost-Strömung über dem Atlantik wieder etabliert und transportiert die Partikelwolken Richtung Europa.
Asche in der Luft – und plötzlich regnet es anders
Die erhöhte Anzahl an Aerosolen in der Atmosphäre kann auch meteorologisch relevant sein: Diese Partikel fungieren als sogenannte Kondensationskeime.
An ihnen kann sich Wasserdampf zu Tröpfchen bilden, was die Wolken- und Niederschlagsbildung beeinflussen kann.
Studien zeigen, dass durch eine höhere Aerosolkonzentration die Effizienz der Niederschlagsbildung steigen kann – insbesondere in der höheren Troposphäre. Die Brände in Kanada wirken sich somit indirekt auch auf unser Wettergeschehen aus.

Orangefarbene Himmel ohne Gesundheitsrisiko
Optisch könnten wir in Mitteleuropa in den kommenden Tagen trübes Licht, gelblich-orangefarbene Himmel und besonders intensive Sonnenuntergänge beobachten.
Solche Effekte sind ähnlich wie bei bekannten Saharastaub-Ereignissen. Bodennah wird keine kritische Feinstaubkonzentration erwartet, da die Partikel in großer Höhe verweilen.
Die gesundheitlichen Risiken durch die Partikel für die Bevölkerung in Europa sind daher sehr gering. Anders sieht die Lage in Kanada aus, wo die Rauchbelastung durch nahe Waldbrände deutlich stärker und bodennäher ist.