Historische Wärmeblase von Sibirien bis Europa – Meteorologen schlagen Alarm über beispiellose Anomalien

Eine riesige Wärmezone schiebt sich von Sibirien nach Europa und bringt völlig aus dem Ruder gelaufene Temperaturen. Experten warnen vor drastischen Folgen und kritisieren falsche Polarwirbel-Mythen.
Über mehrere tausend Kilometer erstreckt sich aktuell eine beispiellose Wärmeblase, die sich von Ostsibirien über Russland bis nach Nordeuropa und Mitteleuropa schiebt. In weiten Teilen Sibiriens liegen die Temperaturen bis zu 20 Grad über dem klimatologischen Mittel – ein Wert, der selbst erfahrene Klimaforscher überrascht.
Auch Skandinavien, das Baltikum und Polen erleben eine für die Jahreszeit völlig untypische Milde. Die Wettermodelle zeigen dabei eine Stabilität dieser Anomalie, die in dieser Ausprägung nur selten beobachtet wird.
Warum die Atmosphäre völlig aus dem Takt ist
Verantwortlich für diese extreme Abweichung ist eine Kombination aus persistenter Westströmung, einem blockierenden Hochdruckgebiet über Zentralasien und einer stark ausgeprägten subtropischen Höhenströmung, die warme Luftmassen weit nach Norden transportiert.

Die Atmosphäre befindet sich aktuell in einer Phase, die Meteorologen als "verstärkte meridionale Zirkulation" bezeichnen: Luftmassen werden über enorme Distanzen verschoben, anstatt sich in der normalerweise dominierenden West-Ost-Bewegung auszugleichen. Das Ergebnis sind massive Temperaturüberschüsse, die sich über Kontinente hinwegziehen.
Kein Winter in Sicht: Die nächsten 14 Tage bleiben mild
Für Deutschland bedeutet diese Großwetterlage: Winterwetter ist weit und breit nicht zu finden. Die kommenden zwei Wochen verlaufen aller Voraussicht nach mild, teils nass und überwiegend schneelos. Besonders in den tiefen Lagen deutet nichts auf nachhaltige Kälte hin.
Selbst nachts bleiben die Temperaturen häufig über dem Gefrierpunkt. Zwar sind kurze kältere Phasen nie ausgeschlossen, doch die Modelle zeigen keine nachhaltige Umstellung auf winterliche Bedingungen. Die milden Strukturen dominieren und verdrängen jede potenzielle Kaltluftzufuhr zuverlässig.
Experten verärgert über irreführende Polarwirbel-Mythen
Während sich die reale Wetterlage mit extremen Wärmeanomalien präsentiert, kursieren in sozialen Medien weiterhin reißerische Behauptungen über einen angeblich "zerfallenden" oder "über uns hereinbrechenden" Polarwirbel. Meteorologen kritisieren diese Märchen als wissenschaftlich haltlos.
Der Polarwirbel ist in diesem Winter bislang stabil bis leicht gestärkt, was Kälteausbrüche nach Mitteleuropa sogar unwahrscheinlicher macht. Zahlreiche „Wetterexperten“ produzieren dennoch Videos, die Klicks statt Fakten anstreben.
Warum falsche Erzählungen der Meteorologie schaden
Diese Falschinterpretationen verunsichern viele Menschen und schaden der Glaubwürdigkeit seriöser Meteorologie. Die Wissenschaft arbeitet mit Modellen, Messdaten und physikalischen Prozessen – nicht mit emotionalen Schlagworten.
Wenn unwahre Polarwirbel-Szenarien verbreitet werden, entsteht der Eindruck chaotischer Willkür, obwohl das Gegenteil der Fall ist: Die Atmosphäre folgt klaren, nachvollziehbaren Mustern, auch wenn diese komplex erscheinen. Sensationsbehauptungen verzerren diese Realität.
Die echte Lage: Ein historisch warmer Winterabschnitt
Statt eines angeblichen Polarwirbel-Zusammenbruchs erleben wir aktuell einen rekordwarmen Winterabschnitt, der in die Klimastatistik eingehen könnte. Die außergewöhnliche Wärme von Sibirien bis Europa zeigt, wie empfindlich das atmosphärische System auf globale Veränderungen reagiert. Meteorologen warnen, dass solche Anomalien künftig häufiger auftreten können. Klar ist: Die Fakten liegen auf dem Tisch, und sie zeichnen ein deutliches Bild – eines Winters, der keiner ist, und einer Atmosphäre, die sich zunehmend in extremen Mustern äußert.