Droht uns ein Jahrhundertwinter? Diese Wetter-Signale machen Wetterexperten ziemlich nervös!
Polare Kälte, schwacher Polarwirbel, La Niña im Anmarsch – Meteorologen sehen Alarmzeichen. Doch reicht das wirklich für einen Rekordwinter?

Seit Wochen überschlagen sich Schlagzeilen über einen möglichen „Jahrhundertwinter 2025/26“. Doch was steckt hinter diesen dramatischen Prognosen? Meteorologisch meint der Begriff einen extrem kalten, lang anhaltenden Winter, der sich deutlich vom Durchschnitt abhebt – wie etwa 1962/63 oder 2009/10.
Solche Ereignisse entstehen nicht zufällig: Sie sind das Ergebnis komplexer Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Ozeanen und Arktis. Um einschätzen zu können, ob Europa wirklich ein Ausnahme-Winter bevorsteht, lohnt sich ein Blick auf die entscheidenden Klimasignale.
Diese Faktoren sprechen für einen eiskalten Winter
Das wohl stärkste Argument: Der Polarwirbel schwächelt. Schon jetzt deuten Messungen darauf hin, dass die Stratosphäre ungewöhnlich instabil ist. Kommt es im Dezember oder Januar zu einer plötzlichen Stratosphärenerwärmung (SSW), kann der Polarwirbel auseinanderbrechen – kalte Luftmassen würden dann direkt nach Mitteleuropa strömen.
Hinzu kommt der mögliche Übergang zu einer La-Niña-ähnlichen Phase im Pazifik. Diese Konstellation sorgt oft für gestörte Westwindzirkulationen und begünstigt Hochdruckbrücken über dem Atlantik, die arktische Kaltluft nach Europa lenken.
Auch die frühe Schneebedeckung in Sibirien ist auffällig. Eine weitläufige Schneedecke im Oktober kühlt die Luftschichten stark ab und stärkt das sibirische Kältehoch – ein klassisches Muster, das in der Vergangenheit häufig Vorläufer harter Winter war.
Diese Signale sprechen gegen einen Rekordwinter
Doch es gibt auch deutliche Gegenargumente. Der Nordatlantik ist außergewöhnlich warm – teils 2 bis 3 Grad über dem Mittel. Diese Wärme wirkt wie ein „Puffer“, der Kälteausbrüche abschwächt und milde Westströmungen fördert.
Zudem zeigen Langfristmodelle von ECMWF, NOAA und CFSv2 keinen durchgehend kalten Trend. Sie berechnen vielmehr wechselhafte Bedingungen: Phasen mit Schnee und Frost, aber ebenso milde Zwischenabschnitte.
Und nicht zuletzt ist auch der arktische Meereisrückgang ein dämpfender Faktor. Weniger Eis bedeutet weniger gespeicherte Kälte – ein Problem für alle, die auf einen Dauerfrostwinter hoffen.
Arktische Kopplungen – der Schlüssel zur Wahrheit
Die entscheidende Frage lautet: Koppelt sich die Arktis stark an die Troposphäre? Wenn ja, können Blockaden entstehen, die Kältewellen über Wochen festhalten. 2025 zeigen Simulationen extreme Temperaturkontraste zwischen Arktis und mittleren Breiten – ein Hinweis auf zunehmende atmosphärische Instabilität.
Ein weiterer Puzzlestein ist die QBO (Quasi-Bienniale Oszillation). Sie befindet sich derzeit in der östlichen Phase, die tendenziell Kältephasen in Europa begünstigt, weil sie die Westwindzirkulation abschwächt. Ob das Zusammenspiel aller Faktoren reicht, bleibt aber offen.
Fazit: Spannung pur – aber noch keine Gewissheit
Ja, die Zeichen für einen unterkühlten Winter sind da. Ein schwacher Polarwirbel, viel sibirischer Schnee und ein möglicher ENSO-Umschwung liefern durchaus Potenzial für eine frostige Überraschung.
Nein, ein gesicherter „Jahrhundertwinter“ ist noch nicht absehbar. Zu stark wirken die milden Atlantikeinflüsse und zu unsicher sind die Modelle.
Am wahrscheinlichsten ist ein temperaturmäßig leicht unterkühlter, aber wechselhafter Winter, mit mehreren Kältewellen, Schnee bis in tiefe Lagen – aber auch Tauwetterphasen dazwischen.
Fazit: Der Winter 2025/26 könnte meteorologisch spannend wie selten werden – ob er Geschichte schreibt, entscheidet sich erst in der Stratosphäre.