Die Deutsche Alleenstraße – Ein beeindruckendes Kulturerbe voller herbstlicher Farbenpracht und lebendiger Geschichte

Wusstest du, dass sich in Deutschland auf fast 3.000 Kilometern eine grüne Kulturroute mit jahrhundertealten Alleen erstreckt? Die Deutsche Alleenstraße verbindet Natur, Geschichte und Landschaftsschutz.

Lindenallee in Bohltemer, Mecklenburg-Vorpommern, Beispiel, Alleen, Deutschland
Lindenallee in Bohltemer, Mecklenburg-Vorpommern – ein typisches Beispiel für die historischen Alleen Deutschlands und ihren ökologischen sowie kulturellen Wert.

Straßen sind nicht nur Transportadern – sie können auch ökologisch und kulturell prägende Elemente in der Landschaft sein. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Deutsche Alleenstraße.

Sie ist ein bundesweites Modellprojekt, das konsequent die Schnittstellen von Naturschutz, Kulturerhalt und nachhaltiger Mobilität bespielt – und dabei ein besonders sensibles Landschaftselement in den Mittelpunkt stellt: die Allee.

Die Deutsche Alleenstraße – Kulturlandschaft mit System und Geschichte

Seit ihrer Initiierung in den frühen 1990er-Jahren verfolgt die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Alleenstraße e.V., ein gemeinnütziger Zusammenschluss von Naturschutzverbänden, Tourismusorganisationen und lokalen Akteuren, ein ambitioniertes Ziel: den Schutz und die Wiederbelebung historischer Baumreihen entlang von Straßen.

Auf einer Strecke von etwa 2.900 Kilometern verbindet sie die Ostseeinsel Rügen mit dem Bodensee und durchquert dabei eine Vielzahl deutscher Landschafts- und Kulturräume – stets begleitet von gewachsenen Baumkorridoren, die teils mehrere Jahrhunderte alt sind.

Ein Projekt zwischen Ökologie, Landschaftsarchitektur und gelebtem Denkmalschutz

Ursprünglich wurde das Projekt in Reaktion auf die tiefgreifenden landschaftlichen Veränderungen nach der deutschen Wiedervereinigung konzipiert.

Während in den westlichen Bundesländern ab Mitte des 20. Jahrhunderts zehntausende Kilometer Straßen von ihren Bäumen „befreit“ wurden, blieben in der DDR – mangels Ressourcen und unter anderen verkehrspolitischen Prämissen – viele Alleen erhalten. Vor allem in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt prägen sie bis heute weite Streckenbilder.

Ökosystemdienstleistungen unter der Lupe

Ökologisch erfüllen Alleen eine Vielzahl von Funktionen, die methodisch kaum zu überschätzen sind. Bäume an Straßenrändern leisten signifikante Beiträge zur Luftreinhaltung, speichern CO₂, produzieren Sauerstoff und regulieren das Mikroklima durch Verdunstung und Schattenwurf.

Insbesondere in agrarisch intensiv genutzten Regionen stellen sie strukturgebende Lebensräume dar, die Insekten, Vögel und Kleinsäugern als Rückzugsort und Wanderkorridor dienen.

Ihre Bedeutung für Biodiversität und Klimaanpassung wird inzwischen auch in raumplanerischen Leitlinien zunehmend anerkannt.

Hinzu kommt eine selten beachtete, aber methodisch relevante Schutzwirkung:

Alleen können bis zu 70 % der Feinstäube aus der Luft filtern – eine Eigenschaft, die vor allem in verkehrsnahen Räumen von enormem gesundheitspolitischem Wert ist.

Kulturerbe mit Pflegebedarf

Die Deutsche Alleenstraße versteht sich nicht als bloße Tourismusroute, sondern als Impulsgeber für Denkmalpflege im Freiraum. Viele der heute sichtbaren Alleen gehen auf Pflanzungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert zurück.

Der Erhalt dieser Baumstrukturen erfordert jedoch systematische Pflege, regelmäßige Nachpflanzungen und fachgerechte Sanierung. Der Altersdurchschnitt vieler Alleebäume liegt jenseits der 100 Jahre – was sie ökologisch wertvoll, aber auch anfällig macht.

Aktuelle Herausforderungen betreffen vor allem die Vereinbarkeit von Verkehrssicherheit mit Baumstandorten. Empfehlungen zur Vermeidung von Unfällen fordern teils drastische Rückschnitte oder das Entfernen ganzer Baumreihen.

Die Projektverantwortlichen setzen stattdessen auf Tempolimits, technische Schutzmaßnahmen wie Leitplanken und gezielte Öffentlichkeitsarbeit, um das Fahrverhalten zu beeinflussen.

Engagement vor Ort und touristische Perspektiven

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor der Deutschen Alleenstraße ist das aktive Mitwirken zahlreicher Menschen vor Ort. Lokale Initiativen, Naturschutzgruppen und private Alleefreunde tragen durch Pflegeaktionen, Nachpflanzungen und Öffentlichkeitsarbeit maßgeblich zum Erhalt des Alleenbestands bei.

Diese bottom-up-Ansätze ergänzen die übergeordneten Projektebenen und schaffen eine lebendige Verbindung zwischen Gesellschaft und Landschaft.

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Symbolbild: Historische Baumreihen prägen Landschaft und Kultur und sind ein wertvolles Natur- und Kulturgut entlang der Deutschen Alleenstraße.

Ein Projekt mit Langzeitwirkung

Die Deutsche Alleenstraße ist in ihrer Methodik einmalig:

Sie kombiniert kartografische Planung, ökologisches Monitoring, bürgerliches Engagement und politisches Lobbying in einem langfristig angelegten Projektverbund.

Mit Partnern aus Umweltverbänden, Landesverwaltungen und dem Tourismusbereich wird ein dynamisches Netzwerk gepflegt, das nicht nur den Status quo erhält, sondern gezielt neue Alleenpflanzungen initiiert.

Damit dient das Projekt als Modellfall für integrierte Landschaftsentwicklung – und zeigt, wie aus einem ästhetischen Element der Infrastruktur ein funktionales, kulturell bedeutsames System mit Strahlkraft werden kann.

Quellenhinweis

Die in diesem Artikel dargestellten Informationen basieren auf Materialien der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Alleenstraße e.V. (2025). Weitere Details und aktuelle Informationen sind verfügbar unter: www.alleenstrasse.com.