Tagaktive Igel? Ein Alarmzeichen! So retten Sie spätgeborene Tiere vor dem Wintertod
Mitte Oktober beginnt für Igel der Überlebenskampf: Die Nahrung wird knapp, die Nächte eiskalt – und viele Jungtiere sind noch nicht bereit für den Winterschlaf. Wer jetzt nicht genau hinschaut, übersieht schnell ein Tier in Not.Wenn Igel tagsüber auftauchen, steckt oft ein Notfall dahinter.

Der Herbst ist da – mit fallendem Laub, sinkenden Temperaturen und kürzer werdenden Tagen. Für viele klingt das nach Gemütlichkeit. Für Igel beginnt nun jedoch eine kritische Phase. Spätgeborene Jungtiere, die noch nicht genug Gewicht für den Winterschlaf haben, kämpfen jetzt ums Überleben. Und: Sie brauchen unsere Hilfe – dringend.
Der Wettlauf gegen den Winter
Was viele nicht wissen: Auch im September und Oktober kommen noch Igelbabys zur Welt. Das lässt ihnen kaum Zeit, um sich die nötigen Fettreserven anzufressen. Sie brauchen etwa 500 bis 600 Gramm, um sicher durch den Winterschlaf zu kommen. Doch gerade im Spätherbst wird die Nahrung knapp – Käfer, Würmer und Insekten sind nur noch schwer zu finden.
Die Folge: Viele untergewichtige Igel sind nun auch tagsüber unterwegs – ein unübersehbares Warnsignal! Während ihre kräftigen Artgenossen sich längst zurückgezogen haben, suchen diese Tiere verzweifelt nach Futter. Wer einen Igel bei Tageslicht antrifft, sollte ihn daher nicht ignorieren – sein Leben könnte davon abhängen.
Igel gefunden – was tun?
Bevor man vorschnell hilft, sollte man prüfen, ob das Tier überhaupt hilfsbedürftig ist. Das geht am besten durch eine einfache Maßnahme: wiegen. Dafür hebt man den Igel vorsichtig mit Handschuhen hoch und stellt ihn auf eine Küchenwaage. Das Ergebnis gibt Aufschluss über den Zustand – und was zu tun ist:
- Unter 300 g: Hochgradig gefährdet. Dieser Igel muss in Pflege und kann draußen nicht überleben.
- 300–500 g: Es besteht Hoffnung – mit gezielter Zufütterung kann das Tier es noch schaffen. Ohne Hilfe wird es aber kritisch.
- Ab 500 g: Gute Chancen auf natürlichen Winterschlaf – sofern der Igel gesund ist.
Aber Vorsicht: Ein hohes Gewicht schützt nicht vor Krankheiten. Auch Igel mit 800 Gramm können krank, verletzt oder unterernährt sein. Torkelndes Verhalten, eingefallene Flanken, Fliegeneier oder sichtbare Wunden sind klare Alarmzeichen. Diese Tiere brauchen sofort medizinische Hilfe – oft ist jede Stunde entscheidend.
Igelhilfe beginnt im eigenen Garten
Viele Notfälle ließen sich vermeiden – mit einem igelfreundlichen Garten. Ein Laubhaufen in einer ruhigen Ecke, ein selbstgebautes Igelhaus aus Holz oder einfach etwas Rücksicht bei der Gartenarbeit können Leben retten.
Leider greifen immer mehr Menschen im Herbst zu Laubbläsern oder Laubsaugern. Diese Geräte sind für Igel eine tödliche Gefahr – sie zerstören Verstecke, verletzen Tiere oder töten sie direkt. Die bessere Alternative: Besen, Rechen und ein bisschen „wilde Ecke“ im Garten.
Ein Igelhaus, gefüllt mit trockenem Stroh, bietet zusätzlich Schutz. Wichtig ist ein wettergeschützter Standort und ein kleiner, katzensicherer Eingang.
Und was ist mit Auswildern?
Ein häufiger Fehler ist das unüberlegte Freilassen von Igeln bei ersten Frostnächten. Doch: Ist der Boden bereits gefroren, sind die Futterquellen versiegt. Ein unterernährter Igel, der jetzt ausgesetzt wird, verhungert oder erfriert. Die Auswilderung muss daher geplant und an die Wetterlage angepasst erfolgen – idealerweise im Frühling.
Wer einem Igel im Spätherbst helfen will, sollte sich im Zweifelsfall immer an eine Igelstation wenden. Dort wird individuell entschieden, ob das Tier draußen bleiben kann oder Pflege benötigt.
Wider ist ein Igelbaby mit 112 g bei mir angekommen bitte drückt Euere Damen der kleine braucht sie ganz dringend ! pic.twitter.com/E6l7nvXcVw
— Igel-Hilfe (@HilfeIgel) October 29, 2024
Ein wacher Blick rettet Leben
Igel sind still, scheu und kämpfen oft unbemerkt. Doch gerade jetzt im Oktober und November braucht es Menschen, die hinschauen – und handeln. Wer heute einem Igel hilft, rettet nicht nur ein Tier – sondern leistet aktiven Beitrag zum Artenschutz.
Denn jedes einzelne Leben zählt. Besonders in einem Herbst, der für viele Igel zur Überlebensfrage wird.
Quelle
Igelzentrum Zürich, Stand: Oktober 2025