Der Winter lässt nach! Ist die Talsohle schon durchschritten?

Es ist bereits Ende Februar und die Temperaturen liegen vielerorts im hohen einstelligen oder gar zweistelligen Bereich. Völlig zurecht kann man sich hier die Frage stellen: Kommt der Winter nochmal zurück? Ein Blick auf die Klimatologie bringt Aufklärung.

Maiglöckchen, Schnee
Maiglöckchen sind oft ein Zeichen dafür, dass der Frühling vor der Tür steht. Ist der Winter für dieses Jahr schon durch?

In den meisten Teilen Deutschlands ist das Winterwetter aktuell in weite Ferne gerückt, vielerorts gibt es Höchsttemperaturen im zweistelligen Bereich. Besonders mild ist es wie so oft im Südwesten, in Riegel (nähe Freiburg) erreichte die Temperatur am vergangenen Wochenende sogar schon 18,0 °C. Ideales Wetter also für alle Faschingsanhänger, doch in Anbetracht des Datums stellt sich langsam die Frage: War es das schon mit dem Winter?

Temperaturminimum aus klimatologischer Sicht

Diese Frage ist auch völlig berechtigt, denn mittlerweile ist es deutlich zu spüren, dass die Tage wieder länger werden. Ist es dann nicht logisch, dass es auch wieder wärmer wird? Längere Tage bedeutet schließlich mehr Sonnenschein und damit mehr einfallende Sonnenenergie.

Ganz so einfach ist diese Rechnung nicht. Die sogenannte Strahlungsbilanz ist ein Maß für die Summe aus einfallender und ausgehender Strahlungsenergie. Eine positive Strahlungsbilanz bedeutet, dass mehr Strahlungsenergie in das Erdsystems eingespeist wird als Selbiges durch langwellige Ausstrahlung wieder verliert. Die Folge einer positiven Bilanz ist dementsprechend eine Erwärmung, bei einer negativen Bilanz ist es umgekehrt.

Seit der Wintersonnenwende am 21. Dezember nimmt die einfallende Strahlungsenergie zwar Tag für Tag zu, sie ist aber weiterhin erst einmal sehr gering. Das heißt: die Strahlungsbilanz ist auch nach dem 21. Dezember noch für einige Wochen negativ.


Der tatsächliche Temperaturverlauf in Bodennähe hängt also dem Jahresgang der Sonne ein wenig hinterher. Dies hängt auch an vielen Energiespeichern wie z.B. den Ozeanen und innerländischen Seen, die im Sommer aufgeheizt werden und diese Wärme auch im Herbst noch an die Umgebung abgeben können. Im Frühjahr braucht es dagegen zusätzliche Energie, um die ausgekühlten Speicher erst wieder aufzuwärmen.

Wie im obigen Diagramm zu sehen liegt das Temperaturminimum in Mitteleuropa daher meist eher Mitte / Ende Januar. Aufgrund der ausgekühlten Wärmespeicher ist es aber nicht unüblich, dass auch im Februar oder sogar im März mit einer kontinentalen Hochdrucklage nochmals klirrend kalt wird. Auch dieses Jahr deutet sich an, dass der Winter noch nicht vollständig aufgegeben hat.

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