Polarwirbel vor dem Zusammenbruch! Kommt jetzt doch noch der Eiswinter?

Schon länger wurde spekuliert, jetzt aber ist es wirklich soweit: Der Polarwirbel bricht zusammen! Es steht ein sogenanntes Major Warming an, eine plötzliche Stratosphärenerwärmung. Dies kann auch weitreichende Folgen für unser Wetter haben. Droht jetzt doch noch ein eisiges Winterfinale?

Winterwetter
Der Zusammenbruch des Polarwirbels kann weitreichende Folgen auf unser Wetter haben

Anfang des Jahres zeigte sich der stratosphärische Polarwirbel noch völlig intakt. Er war extrem kalt und gut ausgeprägt. In der zweiten Januarhälfte begann er dann zu schwächeln. Dabei wurde sein Zentrum aus der eigentlichen Polregion verschoben. Doch um eine markante Erwärmung, dem Major Warming, handelte es sich dabei noch nicht. Nun aber zeichnet sich genau so ein Ereignis ab.

Was ist ein Major Warming?

Eine plötzliche Stratosphärenerwärmung tritt statistisch gesehen alle zwei Jahre im nordhemisphärischen Winter auf. Dabei spricht man per Definition von einem "major sudden stratospheric warming" (SSW) oder einer markanten plötzlichen Stratosphärenerwärmung, wenn neben einem starken Temperaturanstieg (über 25 Grad in wenigen Tagen) in der oberen und mittleren Stratosphäre über dem Nordpol der westliche Wind (zonal gemittelt, also auf einem Breitengrad, hier 60 Grad N zirkumpolar) in 10 hPa (in etwa 31 km Höhe) komplett auf Ostwind dreht, also reversiert.

Typisch für ein solches Ereignis ist also insbesondere ein markanter und großflächiger Temperaturanstieg in der Stratosphäre binnen weniger Tage. Dabei kommt es über dem Nordpol zu deutlich überdurchschnittlichen Temperaturen und eine immer weiter zunehmende Erwärmung. Dies führt zum Zusammenbruch des Polarwirbels.

Bis zum kommenden Wochenende steigen die Temperaturen auf dem 10 hPa Niveau auf -20 bis -15 Grad an, also eine Erwärmung um 50 Grad! Die Reste des Polarwirbels werden nach den aktuellen Unterlagen abgedrängt und liegen dann über Europa. Durch die massive Erwärmung kommt es auch zu drastischen Veränderungen bei den Strömungsverhältnissen.

Prinzipiell werden solche SSW-Ereignisse mittlerweile relativ gut durch die Wettermodelle erfasst und dies etwa ab sieben bis neun Tage vor dem Ereignis. Grund dafür ist, dass die Globalmodelle bis in die Stratosphäre hinauf relativ gut aufgelöst rechnen können und das sowohl im vertikalen als auch horizontalen Level. Probleme bestehen allerdings weiterhin bei der dynamischen Kopplung Stratosphäre - Troposphäre einerseits und bei der Zuordnung zu möglichen troposphärischen Strömungsmustern andererseits.

Ein eisiges Winterfinale?

Die Auswirkungen auf die darunter liegende Troposphäre, also dort, wo unser Wetter stattfindet, treten dabei verzögert ein. Ein Major Warming kann dabei die troposphärische Zirkulation bis zu zwei Monate nachhaltig beeinflussen. Folgt daraus jetzt noch eine eisige zweite Februarhälfte oder sogar ein kalter und schneereicher Märzwinter?

Häufig wird verbreitet, dass nach einem solchen Ereignis schon kurze Zeit später Deutschland von Schnee und Eis erfasst würde! Dies ist aber nicht der Fall und daher Blödsinn. Für den restlichen Februar hat das oben beschriebene Phänomen deswegen auch keine Auswirkungen mehr. Es findet ja in großer Höhe, in der Stratosphäre statt und unser Wetter dagegen ein Stockwerk tiefer, in der Troposphäre. Wie schon beschrieben, können diese zwei Schichten miteinander interagieren, dies eben vor allem während des Winters.

Mit der gewissen zeitlichen Latenz von mehreren Wochen haben die veränderten Strömungsverhältnisse in der Stratosphäre damit auch Einfluss auf die Tropopause und den knapp darunter verlaufenden Jetstream. Dieser kann sich dadurch abschwächen und in weiterer Folge stärker mäandern. Im Zuge dessen werden blockierende Wetterlagen wahrscheinlicher. Kalte Polarluft kann weiter nach Süden und mildere Luft weiter nach Norden vorstoßen. Für Europa kann das eine Umkehr der Druckverhältnisse über dem Atlantik bedeuten, und tatsächlich sieht es an Anfang März nach einem zunehmend negativen NAO-Index (North-Atlantic-Oscillation-Index) aus.

Daraus kann man folgen, dass die Wahrscheinlichkeit für kalte Wetterlagen in Europa im März steigt. Doch eine hundertprozentige Sicherheit dafür gibt es nicht! Dies alles liegt noch etliche Wochen in der Zukunft und ist dementsprechend mit Unsicherheiten behaftet. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für Kaltlufteinbrüche nach Mitteleuropa steigt, kann noch niemand seriös vorhersagen, ob wir es tatsächlich mit einem Märzwinter zu tun haben werden! Auch wenn einige sogenannten "Experten" dies immer wieder gerne behaupten!

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