Refugium für Fauna und Flora: Diese Insel ist Australiens Natur-Tresor
Sie ist Heimat von Koalas, Kängurus und zahlreichen weiteren Tierarten. Nach den schweren Buschbränden vor sechs Jahren hat sich die Natur hier zusehends erholt. Nur die Koalas haben es schwer.

Wenn die Sonne sinkt, hüpfen Kängurus auf die Lichtung wie auf eine Bühne. Kommen Menschen ihnen zu nahe, schauen die Tiere vom Gras auf. Rücken die Zweibeiner weiter auf, springen die Kängurus davon.
Ein Hauch von Australien im Urzustand
Seit der Trennung der Insel vom fünfzehn Kilometer entfernten Festland vor 10.000 Jahren entwickelten sie sich zu einer kleineren, dunkleren Subspezies des Westlichen Grauen Riesenkängurus. Auch die auf dem Kontinent fast ausgestorbenen Tammar Wallabys sind kleiner als ihre Cousins vom Festland.
Zwischen der Südküste von Kangaroo Island und der Antarktis liegt nur Wasser. Dingos und Füchse kamen nie her, den im 20. Jahrhundert eingeführten Wildkaninchen machten Heath Goannas, große Echsen mit ebensolchem Appetit, den Garaus.
So genoss die australische Fauna hier bessere Bedingungen als auf dem Festland, wo der Mensch und eingeschleppte Arten ihr zusetzen. Die zu mehr als einem Drittel aus Nationalparks und Schutzgebieten bestehende, mit 4400 Quadratkilometern drittgrößte Insel Australiens (nach Tasmanien und Melville) wurde zum Natur-Tresor für den Kontinent.
Eine faszinierende, fremde Fauna
Eigentümlich sind der Schnabeligel, ein eierlegendes Säugetier, und das 1928 auf die Insel gebrachte Schnabeltier, ein Wesen, das auf halbem Weg zwischen Reptil und Säuger Halt gemacht hat. Ein weiterer Exot ist die Schmalfuß-Beutelmaus.
Auch Schlangen sind auf der schönen Insel mit viel Wald und verträumten Lagunen heimisch. Immerhin sind nur zwei Arten zu fürchten, nämlich die hochgiftige schwarze Tigerotter und die seltenere, aber kaum weniger beunruhigende Zwergkupferkopfschlange.
Rund um die Kalkklippen des mit Stalaktiten behangenen „Admirals Arch" im Südwesten leben Pelzrobben, im „Seal Bay Conservation Park" 800 Exemplare der bedrohten australischen Seelöwen - ihr Gesamtbestand wird auf unter 12.000 Exemplare geschätzt.
Buschfeuer trafen die Koala-Population schwer
Die Ansiedelung von Koalabären als Rückversicherung für den Bestand war besonders erfolgreich. Achtzehn Beuteltiere wurden 1923 hergebracht, als die Bestände auf dem Festland durch Jagd bedrohlich schrumpften.
Bis zu den verheerenden Buschbränden Anfang des Jahres 2020 lebten über 50.000 auf Kangaroo Island, wo es viel Eukalyptus gab, aber nur gelegentliche Feuer den Bestand kontrollierten. Bis zu jenem außergewöhnlich heißen Südsommer, als ein Drittel der Koala-Population den katastrophalen Bränden zum Opfer fiel. Im folgenden Jahr sank der Bestand auf unter 10.000 Tiere.
Zugleich ergriff man die Gelegenheit, die Wildschwein-Population zu eliminieren, die die heimische Vegetation gefährdeten. Die Pflanzenwelt erholte sich relativ schnell - auch, weil viele der heimischen Arten über lange Zeit eine Toleranz gegen Buschbrände entwickelt haben. Allerdings sind die Brände durch den Klimawandel länger und intensiver geworden.
Ob sich die auch auf dem australischen Festland durch Habitatverlust stark in Bedrängnis geratenen Koalas auf Dauer behaupten können, hängt auch davon ab, wie heiß künftige Südsommer werden.