Globale Energieinvestitionen setzen überwiegend auf regenerative Aspekte
Nach dem aktuellen Bericht der Internationalen Energie Agentur IEA festigt China auch dieses Jahr seine Position als weltweit größter Energieinvestor. Der Anteil emissionsfreier Energietechnologien beim Investitionskapital ist doppelt so hoch wie der Anteil fossiler Brennstoffe.

Die Investitionen in emissionsfreie bzw. emissionsarme Technologien, also Solar-, Wind-, Wasser- und Kernenergie, in die Netzinfrastruktur, den Speicherausbau, die Herstellung von emissionsarmen Kraftstoffen sowie in optimierter Energieeffizienz und Elektrifizierung werden in diesem Jahr einen Rekordwert von 2,2 Billionen Dollar erreichen.
Ziel: Verringerung der Treibhausgasemissionen
Dieses Verteilung spiegelt nach Ansicht der IEA nicht nur die Bemühungen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen wider, sondern auch den wachsenden Einfluss einer veränderten Industriepolitik, einer Berücksichtigung der Energiesicherheitsbedenken sowie vor allen Dingen die bessere Wettbewerbsfähigkeit, also niedrigere Kosten, emissionsfreier Lösungen.
Die Investitionen in Öl, Erdgas und Kohle werden bei 1,1 Billionen Dollar liegen.
Neben einer umfassenden Bewertung der aktuellen Investitionslandschaft untersucht die nur vorliegende 10. Ausgabe des World Energy Investment Reports die wichtigsten Veränderungen in den letzten zehn Jahren.
sagte IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol
Länder und Unternehmen würden versuchen, mit ihren Energieentscheidungen einer Vielzahl von Risiken zu begegnen.
Als die IEA vor fast zehn Jahren die erste Ausgabe ihres World Energy Investment Reports veröffentlichte, zeigte sie für das Jahr 2015 Energieinvestitionen in China, die seinerzeit ganz knapp vor denen der Vereinigten Staaten lagen, so Dr. Birol.
In den letzten zehn Jahren ist Chinas Anteil an den globalen Ausgaben für emissionsfreie Energie von einem Viertel auf fast ein Drittel gestiegen. China denkt bei seiner Energiepolitik langfristig und strategisch. Dies zeige sich in der Streuung der Investitionen in eine Vielzahl von unterschiedlichen Technologien. Der Hauptfokus liege auf Solar- und Windkraft. Aber auch der Ausbau von Wasser- und Kernkraft sowie von Batterien und die Elektrifizierung von PKWs, LKWs und Bussen.
Parallel dazu bewegen sich die globalen Ausgaben Energieerzeugung auf Basis der fossilen Brennstoffe Öl und Gas in Richtung des Nahen Ostens.
Einzelbetrachtungen
Weltweit haben sich die Ausgaben für emissionsarme Stromerzeugung in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt. Bei den Technologien führt Solar-PV die Investitionen sehr deutlich an. Die Investitionen in Solaranlagen, sowohl Großanlagen als auch Photovoltaik auf Dächern umfassen für das Jahr 2025 voraussichtlich 450 Milliarden Dollar. Die Investitionen in die Batteriespeicher steigen ebenfalls rapide an und werden dieses Jahr bei über 65 Milliarden Dollar liegen.
Die Investitionen in die Kernenergie sind in den letzten fünf Jahren um 50 Prozent gestiegen und werden im Jahr 2025 bei ca. 75 Milliarden Dollar liegen.
Das schnelle Wachstum der Stromnachfrage untermauert auch weitere Investitionen in die Kohleverstromung, hauptsächlich in China und Indien. Im Jahr 2024 begann China mit dem Bau von fast 100 Gigawatt neuer Kohlekraftwerke. Dadurch stiegen die weltweiten Genehmigungen von Kohlekraftwerken auf den höchsten Stand seit 2015 an.
Als besorgniserregendes Zeichen für die Stromsicherheit gelten die Investitionen in Netze, die jetzt bei 400 Milliarden Dollar pro Jahr liegen. Damit kann der Netzausbau mit den Ausgaben für Erzeugung und Elektrifizierung nicht Schritt halten.
Die Aufrechterhaltung der Stromsicherheit würde Investitionen in Netze erfordern, die in Richtung Parität mit den Erzeugungsausgaben gingen. Nur dadurch könnte bis 2030 eine ausreichende Infrastruktur der Stromnetze gewährleistet werden. Dies werde nach dem IEA-Bericht durch langwierige Genehmigungsverfahren und knappe Lieferketten für Transformatoren und Kabel verhindert.
Rückgang der Investitionen bei Rohöl
Laut dem Bericht werden niedrigere Nachfrageerwartungen zum ersten Jahresrückgang der Rohölinvestitionen seit dem Covid-Ausbruch im Jahr 2020 führen. Der prognostizierte Rückgang von 6 Prozent wird hauptsächlich durch einen starken Rückgang der Investitionen in den USA getrieben.
Im Gegensatz dazu befinden sich die Investitionen in neue Flüssigerdgas (LNG)-Anlagen in einem starken Aufwärtstrend. Neue Projekte in den Vereinigten Staaten, Katar, Kanada stehen kurz vor ihrer Inbetriebnahme. Zwischen 2026 und 2028 wird der globale LNG-Markt sein bisher größtes Kapazitätswachstum verzeichnen.
Regionale Unterschiede
Die Ausgabenmuster bleiben laut dem Bericht weltweit sehr ungleichmäßig. Viele Entwicklungsländer, insbesondere in Afrika, haben Schwierigkeiten, Kapital für den Auf- und Ausbau ihrer Energieinfrastruktur zu mobilisieren.
Heute macht Afrika nur noch 2 Prozent der weltweiten Investitionen in saubere Energie aus, obwohl der Anteil des Kontinents an der Weltbevölkerung bei fast 20 Prozent liegt. Der Energiebedarf steige sehr schnell an. Dem entgegen stehe eine Abnahme der Gesamtinvestitionen auf dem gesamten Kontinent in den letzten zehn Jahren von fast einem Drittel.
Dieser Rückgang verteile sich sowohl auf sinkende Investitionen für fossile Brennstoffe als auch eine unzureichende Zunahme emissionsfreier Energie.
Um die Finanzierungslücken in afrikanischen Ländern, aber auch in anderen Schwellen- und Entwicklungsländern zu schließen, müssen die international verfügbaren Finanzen deutlich ausgeweitet- und strategisch genutzt werden. Dies werde auch dazu führen, dass größere Summen an privatem Kapital in die notwendigen Investitionspakete eingebracht werden.
Die diesjährige Ausgabe des World Energy Investment Reports bietet einen sehr nützlichen interaktiven Datensatz. Damit werden die Energieinvestitionen zwischen den Zeiträumen 2016 bis 2020 und 2021 bis 2025 verglichen. Die Betrachtung umfasst sowohl globale Trends als auch Daten für 19 einzelne Länder und Regionen.