Es muss nicht immer Venedig sein. Diese Stadt liegt in der Nähe und ist fast genauso schön
Zwar liegt sie auf dem Festland, besitzt aber ebenfalls Kanäle, Brücken und Paläste - und bietet dazu zahlreiche kulinarische Genüsse. Zu ihren Trümpfen zählen cremiges Tiramisu und ein prickelnder Exportschlager.

Nur zwanzig Kilometer trennen Venedig von Treviso. Und doch liegen Welten zwischen beiden Städten: Während Venedig fast zu Tode geliebt wird, lassen die meisten Reisenden Treviso links liegen.
Dabei gibt es seit jeher auch Gemeinsamkeiten: Die auf dem Festland am Zusammenfluss von Sile und Bottenige gelegene, von Kanälen durchzogene Stadt gehörte von 1389 bis 1797 zur Republik Venedig und war ähnlich wohlhabend wie die große Schwester.
Die Stadt gehört ihren Bewohnern
Heute ist Treviso mit 81.000 Bewohnern bevölkerungsreicher als die prachtvolle Lagunenstadt, in der es nur noch rund 50.000 Einheimische mit Touristenfluten, Hochwasser und hohen Mieten aufnehmen. Doch obwohl hier deutlich mehr Menschen leben, geht es auf dem Festland entspannter zu.
Treviso gehört mit seinen Arkaden, Kirchen wie der mittelalterlichen Chiesa di Santa Lucia oder dem gotischen Gotteshaus San Nicolò, mit eleganten Geschäften, Bars und Restaurants ganz seinen Bewohnern.
Radicchio und cremiges Tiramisu
So haben sie Zeit, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren: das Essen. Im Umland wird nicht nur der weltberühmte Prosecco hergestellt, sondern auch zartester rote Radicchio angebaut. Der „Radicchio Rosso di Treviso Tardivo GGA" gilt als König seiner Art und muss, um sich das Kürzel für die geschützte geografische Angabe zu verdienen, aus 24 Gemeinden im Veneto stammen, von denen siebzehn in den fruchtbaren Ebenen der Provinz Treviso liegen.
Auch bei den Süßspeisen beweist die Stadt Kernkompetenzen, gilt sie doch als möglicher Geburtsort des Tiramisu. Besonders leicht ist dieses Dessert nicht: Zwölf Eigelbe, ein Pfund Zucker, ein Kilogramm Mascarpone, 60 Löffelbiskuits, Kaffee nach Belieben sowie hochwertiges Kakaopulver ergeben eine schöne Schale für die ganze Familie.
Dass auch in der Nachbarregion Friaul-Julisch-Venezien mancher glaubt, das Tiramisu erfunden zu haben, stört hier niemanden.
In der Heimat prickelnden Proseccos
Wichtiger ist, dass man zum Tiramisu Prosecco trinkt, der hier nicht nur zu jeder Tageszeit, sondern oft auch zu jedem Gang gereicht wird. Zwischen Dolomiten und Adria liegen die 25.000 Hektar Weinberge, die der Welt den Prosecco bescheren. Fast 20.000 Hektar befinden sich im Veneto, der Rest in Friaul-Julisch-Venezien.
2009 wurde das DOC-Siegel zur Kontrolle des Herkunftsgebietes geschaffen. Das dafür zuständige Konsortium hat seinen Sitz in der Altstadt von Treviso. Anbau-, Herstellungs- und Abfüllort sind seither präzise definiert. Prosecco mit DOC-Siegel darf nur in neun Provinzen von Vicenza bis Triest in den Ebenen der Regionen Venetien und Friaul-Julisch-Venetien produziert und abgefüllt werden.
Er muss zu mindestens 85 Prozent aus Trauben der Rebsorte Glera gekeltert sein. Horrorszenarien wie die Abfüllung in Dosen, Kronkorken als Verschlüsse oder gar der Ausschank aus Zapfanlagen sind seither tabu.