E-Waste: Elektromüll schadet nicht nur der Umwelt, sondern gefährdet auch die Gesundheit von Millionen von Menschen

Unser Elektroschrott nimmt jährlich zu. Laut UN-Angaben sind allein im Jahr 2022 weltweit 62 Millionen Tonnen E-Waste angefallen. Neben den offenbaren Folgen für die Umwelt hat unsachgemäß entsorgter Elektroschrott auch schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Millionen Kindern und Frauen.

E-Waste
Es gibt verschiedene Kategorisierungen von E-Waste, zum Beispiel die der StEP-Initiative, nach der Elektroschrott in sechs Kategorien unterteilt wird. Bild: Pixabay

Die Menge an elektrischen und elektronischen Geräten auf dem globalen Markt nimmt unaufhaltsam zu: Von 62 Millionen Tonnen im Jahr 2010 hat sich die Menge auf 96 Millionen Tonnen im Jahr 2022 gesteigert. In der gleichen Zeit nahm überproportional dazu auch die Menge an Elektromüll zu: Im Jahr 2010 waren es noch 32 Millionen Tonnen, während es 2022 bereits 63 Millionen Tonnen waren. Laut der britischen Recycling-Kampagne Material Focus gehören zu den Top-3-Artikeln im Elektromüll Fernbedienungen, Mobiltelefone und Haartrockner.

EEE (Electrical and Electronic Equipment) umfasst alle elektrischen oder elektronischen Haushaltsgeräte, IT- und Telekommunikationsgeräte, Beleuchtung und anderes. Es wird angenommen, dass bis zum Jahr 2030 129 Milliarden Kilogramm EEE auf dem Markt im Umlauf sein werden. WEEE (Waste from EEE), auch E-Waste, Elektro- oder Elektronikschrott, hingegen bezeichnet die Menge aller ausrangierten Elektro- oder Elektronikgeräte.

Dem diesjährigen Global E-Waste-Monitor (GEM) der UN zufolge steigt die weltweite Erzeugung von Elektroschrott fünfmal schneller als sein dokumentiertes Recycling. Zwar steigt auch die Menge des Recyclings an – von 8 Millionen Tonnen im Jahr 2010 auf 14 Millionen Tonnen im Jahr 2022 –, die Verwertung kann jedoch das rapide Wachstum der Masse an Elektromüll nicht kompensieren.

Informelles Recycling
Informelle Recyclingsysteme sind oft mit erheblichen Gefahren für die menschliche Gesundheit verbunden. Bild: Pixabay

Der StEP-Initiative 2014 zufolge existieren sechs Kategorien von E-Waste:

  • Wärmeaustausch: Geräte zum Wärmeaustausch, Kühl- und Gefriergeräte wie Kühlschränke, Klimaanlagen, Wärmepumpen
  • Bildschirme: Fernsehgeräte, Monitore, Laptops, Notebooks und Tablets
  • Lampen: Leuchtstofflampen, Hochdruckentladungslampen und LED-Lampen
  • Großgeräte: Waschmaschinen, Wäschetrockner, Geschirrspülmaschinen, Elektroherde, Photovoltaikanlagen
  • Kleingeräte: Staubsauger, Mikrowellen, Toaster, Wasserkocher, Rasierapparate, Waagen, Taschenrechner, Radios, Kameras, Spielzeug, Werkzeug
  • kleine IT- und Telekommunikationsgeräte: Mobiltelefone, GPS, Taschenrechner, Router, Personal Computer, Drucker, Telefone

Es gibt Unterschiede bei Gewicht, Größe und Materialzusammensetzung sowie Lebensdauer der einzelnen Kategorien. Folglich unterscheiden sich die Sammel- und Logistikprozesse sowie die Recyclingtechnologie für jede Gruppe.

Weltweite Verteilung von E-Waste

Zu den größten Produzenten von WEEE oder E-Waste gehörten im Jahr 2022 laut UN-Bericht Industrienationen wie Großbritannien (24,5 kg per capita), Frankreich (22,4 kg), die Vereinigten Staaten (21,3 kg), Deutschland (21,2 kg), Spanien (19,6 kg), Italien (19 kg), Russland (13,2 kg), gefolgt von Chile (11,7 kg), Brasilien und Argentinien (beide 11,4 kg) und China (8,5 kg). Das Schlusslicht bilden Länder in Zentralafrika wie Südsudan (1,4 kg) oder der Tschad (0,7 kg) sowie dünn oder gar nicht bevölkerte Erdteile wie Grönland und die Antarktis.

Dabei wird Elektroschrott nur teilweise offiziell eingesammelt und dokumentiert, etwa in den Vereinigten Staaten und Europa zu jeweils 40–60 %, in vielen Ländern jedoch nur zum Bruchteil, zum Beispiel in Brasilien mit knapp 4 %.

Auswirkungen auf Menschen

Bei Weitem sind nicht nur die ökologischen Aspekte von Bedeutung – dramatisch sind vor allem die gesundheitlichen Folgen für Menschen, die mit Elektroschrott in Berührung kommen, beispielsweise bei informellen Recyclingaktivitäten. Im Jahr 2021 schätzte die WHO die Zahl der Kinder, die in informellen Industrien mit Abfallverarbeitung tätig sind, auf 18 Millionen, dazu 12,9 Millionen Frauen, darunter eine unbekannte Anzahl im gebärfähigen Alter.

Kinder werden oft von Eltern oder Betreuern in das Recycling von Elektroschrott einbezogen, andere wiederum leben oder spielen in der Nähe von Elektroschrott-Recyclingzentren, in deren Nähe giftige Chemikalien oft hochkonzentriert auftreten. Zu den in Elektronikgeräten verbauten Giftstoffen zählen etwa Blei, Quecksilber, Nickel, bromierte Flammschutzmittel und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) – insgesamt etwa 1000 Schadstoffe.

Kinder sind der WHO zufolge generell anfälliger für die giftigen Chemikalien und entwickeln leichter Krankheiten der Atemwege, DNA-Schäden, chronische Krankheiten und Krebs. Schwangere Frauen hingegen erleiden vermehrt Tot- und Frühgeburten, oft auch schädigen die Gifte bereits im Mutterleib den Fötus, sodass Kinder oft mit lebenslangen Schädigungen am Zentralnervensystem oder anderen Behinderungen zur Welt kommen.

Bewältigung von E-Waste: Recycling, ERP, CE und Refurbishing

Zur Bewältigung der riesigen Menge Elektromülls existieren bereits etliche Ansätze, von denen der populärste die Abfallverwertung, das sogenannte Recycling, ist.

Allein der Anteil der Metalle, die in Elektroschrott eingebettet sind, beträgt im Jahr 2022 31 Millionen Tonnen, ziemlich genau die Hälfte des Elektroschrotts von insgesamt 62 Millionen Tonnen. Dazu kommen Kunststoff und andere Materialien wie Glas und Mineralien. Der finanzielle Wert der Metalle allein betrug 91 Milliarden US-Dollar, davon 19 Milliarden Kupfer, 15 Milliarden für Gold und 16 Milliarden für Eisen.

Durch das dokumentierte Recycling und die Materialrückgewinnung von Elektroschrott konnte die Förderung von 900 Millionen Tonnen an Primärerzen verhindert werden, wodurch 93 Millionen Tonnen an CO2-äquivalenten Emissionen vermieden wurden.

Circular Economy
Schema der Circular Economy. Nach: Geissdoerfer, M., Pieroni, M.P., Pigosso, D.C. and Soufani, K. - Geissdoerfer, M., Pieroni, M.P., Pigosso, D.C. and Soufani, K., 2020. Circular business models: A review. Journal of Cleaner Production, p.123741.

Neben der Rückgewinnung existieren noch weitere Ansätze, den Elektromüll zu reduzieren oder die Verwertung zu koordinieren. Beispielsweise gibt es regionale Regulierungsansätze, Richtlinien und internationale Bemühungen, das Müllproblem in den Griff zu bekommen.

Das Modell der Kreislaufwirtschft (Circular Economy, CE) sieht vor, dass Elektrogeräte und deren Materialien von Anfang an so konzipiert werden, dass sie nach dem Gebrauch auch wieder entsorgt oder weiterverwertet werden können, was über Recycling, Remanufacturing, Refurbishing oder Reuse geschehen kann.

Bei dem umweltpolitischen Ansatz der erweiterten Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility, EPR) wird beispielsweise der Hersteller in die Pflicht genommen, indem schon bei der Produktion die geschätzten Umweltkosten auf den eigentlichen Kaufpreis kalkuliert werden müssen.

Für Verbraucher sind vor allem digitale Plattformen oder Rücknahmesysteme sinnvoll, bei denen Altgeräte systematisch aufgekauft, wiederaufgebaut und weiterverkauft oder fachgerecht recycelt werden. Insbesondere beim Refurbishing von Mobiltelefonen und PCs ist die Qualität wieder aufgebauter Geräte meist erstaunlich gut und preislich hochgradig erschwinglich.

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