Woher kommt die große Menge an Plastik, die in Europa recycelt wird? Die Überraschung ist groß!

Einer neuen Studie zufolge wird etwa die Hälfte des europäischen Plastikmülls in verschiedene Länder "exportiert", obwohl viele Europäer glauben, dass er auf dem alten Kontinent recycelt wird.

Bild einer Deponiestraße voller Plastik in einem asiatischen Land.
Bild einer Deponiestraße voller Plastik in einem asiatischen Land.

Ein großer Teil des europäischen Plastiks wird einer Studie zufolge in verschiedene weit entfernte Länder wie z.B. Vietnam verschickt und landet in der Natur. Etwa die Hälfte des europäischen Plastikmülls wird in verschiedene Länder Asiens exportiert. Ein Forschungsteam der Universität Utrecht hat untersucht, wohin ein Großteil des Europäischen Plastiks gelangt.

Europäisches Kunststoffrecycling

Trotz strenger EU-Vorschriften für das Recycling von Kunststoffen wird die Verbringung von Kunststoffabfällen aus der EU, z. B. nach Vietnam, kaum überwacht.

Ein großer Teil der exportierten europäischen Kunststoffe kann nicht recycelt werden und wird in der Natur entsorgt.

Dies ist das Ergebnis einer neuen Forschungsarbeit unter der Leitung von Kaustubh Thapa von der Universität Utrecht, die in der Fachzeitschrift Circular Economy and Sustainability veröffentlicht wurde.

Logarithmisches Diagramm der europäischen Kunststoffabfallausfuhren in südostasiatische Länder in den letzten 10 Jahren, wie von Europa gemeldet. Quelle: Eurostat
Logarithmisches Diagramm der europäischen Kunststoffabfallausfuhren in südostasiatische Länder in den letzten 10 Jahren, wie von Europa gemeldet. Quelle: Eurostat

"Wir beobachteten Menschen, die in der Recyclinganlage kochten, aßen und lebten, umgeben von den giftigen Dämpfen geschmolzenen Plastiks. Kinder spielten in dieser erstickenden Umgebung", sagt Thapa, die leitende Forscherin.

Forschungsergebnissen zufolge werden täglich 7 Millionen Liter giftiger Abwässer in die Wasserwege der Stadt gekippt. "Diese Art von Abfallhandel ist zwar für einige profitabel, aber die Verlagerung der Verantwortung für die Abfallbewirtschaftung von den Erzeugern auf Dörfer wie diese schadet den Menschen, den Gemeinden und der Umwelt", sagt Thapa.

Gegensätzliche Politiken und Realitäten

Die UN-Verhandlungen über ein internationales Kunststoffabkommen sind derzeit im Gange. Thapas neue Untersuchung zeigt den auffälligen Kontrast zwischen der vietnamesischen und europäischen Politik und der Realität der Recyclingzentren im globalen Süden. "Die europäischen Verbraucher bemühen sich um getrenntes Recycling, aber wir können deutlich sehen, dass ihre Bemühungen zu einem beträchtlichen Teil vergeblich sind", sagt Thapa.

Er fügt hinzu: "Sich auf die Steigerung der Recyclingquoten in der EU zu konzentrieren, ohne die damit verbundenen Schäden für Mensch und Umwelt entlang der gesamten Wertschöpfungskette systematisch anzugehen, ist weder ethisch, noch zirkulär oder nachhaltig."

Die Forscher sind nicht ohne Hoffnung: Sie glauben, dass die Auslagerung von Kunststoffabfällen zum Recycling auf nachhaltige Weise möglich ist. "Der europäische Green New Deal, sein Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft und die laufenden Gespräche der Vereinten Nationen über einen rechtsverbindlichen globalen Kunststoffvertrag können unsere Schlussfolgerungen nicht ignorieren. Da wir immer mehr konsumieren und damit auch mehr Abfall erzeugen, muss der Handel mit Abfällen für das Recycling systematisch angegangen werden", so Thapa abschließend.

Quellenhinweis:

Kaustubh Thapa et al, Towards a Just Circular Economy Transition: the Case of European Plastic Waste Trade to Vietnam for Recycling, Circular Economy and Sustainability (2024). DOI: 10.1007/s43615-023-00330-w

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