Die Weltkonferenz der Meere in Nizza

Am 9. Juni fiel der Startschuss für eine der wichtigsten Konferenzen der Vereinten Nationen im Jahr 2025. Die Konferenz hat die Absicht, speziell das Ziel 14 „Leben unter Wasser“ aus den 17 Nachhaltigkeitszielen der UNEP zu unterstützen.

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Das Meer, unentliche Weiten.

Die 2025 UN Ocean Conference (UNOC) findet vom 9.- 13. Juni im französischen Nizza statt

Es geht um nichts weniger als die Gesundheit der Ozeane und das Überleben der Meeresressourcen.

Unser Meer, unsere Zukunft, unsere Verantwortung

Zur Einstimmung auf das Thema hier die politische Erklärung der Ozeankonferenz aus dem Jahre 2022:

Der Ozean ist die Grundlage für das Leben auf unserem Planeten und für unsere Zukunft. Die Meere der Welt sind eine wichtige Quelle der biologischen Vielfalt des Planeten und spielen eine entscheidende Rolle in unserem Klimasystem und im Wasserkreislauf der Erde. Der Ozean bietet eine Reihe von Ökosystemleistungen, versorgt uns mit Sauerstoff zum Atmen, trägt zur Ernährungssicherheit, Ernährung und menschenwürdigen Arbeitsplätzen und Lebensgrundlagen bei. Er wirkt als Senke und Speicher für Treibhausgasen. Er bewahrt und schützt die biologische Vielfalt.

Beschleunigung beim Handeln ist notwendig

Das übergreifende Thema der Konferenz ist die Beschleunigung von Aktionsplänen und Maßnahmen. Alle Teilnehmer der Konferenz sind aufgefordert, die Meere der Welt zu erhalten und nachhaltig zu nutzen.

Ich hatte vor der Konferenz Gelegenheit, an einer Pressekonferenz verschiedener Teilnehmerstaaten anwesend zu sein. Die nachfolgenden Aussagen geben die Grundlage der Konferenz sehr gut wider.

So sagte Angelique Pouponneau, die Hauptverhandlerin für die Allianz der kleinen Inselstaaten AOSIS:

Diese Konferenz findet in einem sehr kritischen Moment statt, um den Zusammenhang zwischen Ozean und Klima hervorzuheben. Wenn wir den Ozean wertschätzen, müssen wir uns auch für den Klimaschutz einsetzen. Es ist kontraproduktiv, ständig die Liebe zum Meer zu betonen und gleichzeitig Praktiken fortzusetzen, die den Meeren der Welt schaden. Der Ozean erbringt lebenswichtige Ökosystemdienstleistungen und fungiert als massive Kohlenstoffsenke, was ihn zu einem wichtigen Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel macht. Aus diesem Grund priorisiert AOSIS im Vorfeld der UN-Ozeankonferenz 1,5°C-konforme nationale Klimabeiträge.

Die Aussage von Frau Pouponneau muss ganz besonders unter Betrachtung der Klimafolgen für die kleinen Inselstaaten erfolgen! Diese werden als Erstes vom steigenden Meeresspiegel und der Zunahme von Starkwetterereignissen betroffen sein.

Sie betonte ihre weiterhin starke Enttäuschung darüber, dass die Rolle der fossilen Brennstoffe in den jüngsten Verhandlungen zur Bewältigung der Klimakrise so unverbindlich behandelt wurde.

Zwar habe man die Notwendigkeit, von fossilen Brennstoffen auszusteigen als Kompromiss in Abschlusserklärungen aufgenommen. Es fehle aber jeglicher Ehrgeiz bei der zeitlichen Umsetzung.

Wenn es die Welt mit dem Schutz der Ozeane ernst meine, müssen endlich verbindliche und durchaus ambitionierte Ziele folgen.

Der Ozean ist unser Ein und Alles. Wenn wir von der UNOC bis zur COP30 in Brasilien nach vorne blicken, müssen wir fokussiert bleiben. Es gibt keine Alternative, wenn wir es ernst meinen mit der Bekämpfung des Klimawandels

so Pupponeau

Ihre Kollegin Suely Araújo, Senior Public Policy Specialist beim brasilianischen Klima-Observatorium und frühere Leiterin der IBAMA (Brasilianisches Institut für Umweltfragen und erneuerbare Energien) ergänzte;

Es gibt eine klare Diskrepanz zwischen Brasiliens Klimaversprechen und seinen Maßnahmen. Während die brasilianische Regierung eine Führung bei den Maßnahmen gegen den Klimawandel beansprucht, bleibt das Land der achtgrößte Ölproduzent der Welt - und expandiert, um der viertgrößte zu werden.

Dabei entstünden neue Offshore-Blöcke, wo Erschließungsparzellen in der Nähe von ökologisch sensiblen Gebieten wie Fernando de Noronha versteigert würden. Man könne die Produktion fossiler Brennstoffe nicht ausweiten und gleichzeitig eine hohe Glaubwürdigkeit bei der Umweltführerschaft erwarten.

Der eigentliche Test bestünde darin, konkrete, umsetzbare Pläne zu sichern, die auf Vereinbarungen zwischen den Ländern aufbauen, die sich wirklich für messbare Fortschritte einsetzen. Führungskräfte wie Präsident Lula und Präsident Macron müssen über symbolische Gesten hinausgehen und spezifische, wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen.

Nicolas Entrup, Direktor für internationale Beziehungen bei Ocean Care, sagte:

Die UN-Ozeankonferenz bietet Ländern eine wertvolle Gelegenheit, wichtige Themen in größerem Maßstab anzusprechen - nicht nur in informellen Diskussionen, sondern durch formelle Räume, in denen sich die internationale Gemeinschaft mit anderen Behörden abstimmen kann.

Die Frustration sei jedoch real und täglich zu spüren, da der Fortschritt langsam sei und sich ständig wiederholende Sprache nicht mehr ausreiche.

Wenn man sich bisherige Texte ansehe, fehle darin einfach die Dringlichkeit, die für den Zusammenhang zwischen Meeresschutz und Klima erforderlich ist.

Über 200 NGOs haben im Vorfeld der UNOC einen offenen Brief herausgegeben, in dem sie die Regierungen auffordern, sich zu verpflichten, die Exploration neuer fossiler Brennstoffe zu verbieten.

Großes Teilnehmerfeld

Die Konferenz wird alle relevanten Interessengruppen einbeziehen, also nationale Regierungen, Strukturen der Vereinten Nationen, zwischenstaatliche Organisationen, internationale Finanzinstitutionen, andere interessierte internationale Gremien, Nichtregierungsorganisationen, zivilgesellschaftliche Organisationen, akademische Institutionen, die wissenschaftliche Gemeinschaft, den privaten Sektor, philanthropische Organisationen, indigene Völker und lokale Gemeinschaften.

Sie baut auf den vergangenen UNOCs auf, die 2017 von Schweden und Fidschi in New York und 2022 von Portugal und Kenia in Lissabon veranstaltet wurden.

Rolle der USA

Die Trump-Regierung sagte letzte Woche, dass sie den Verkauf von Pachtverträgen in Betracht ziehen wird, um Mineralien vom Meeresboden vor der südpazifischen Insel American Samoa zu gewinnen.

Sie sehe das als einen potenziellen erster Schritt in einem breiteren Branchenschub, um Tiefseebergbau zu ermöglichen.

Wenig überraschend lehnen Umweltschutzverbände, jegliches Vorhaben in diese Richtung ab, da es die marinen Ökosysteme irreparabel schädigen könnte.

Ich werde die Konferenz täglich beobachten und am Ende einen zusammenfassenden Abschlussbericht dazu veröffentlichen.